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       # taz.de -- Klimakonferenz in Glasgow: USA und China bilden Öko-Allianz
       
       > Die CO2-Supermächte USA und China wollen den Klimagipfel zum Erfolg
       > bringen. In den entscheidenden Fragen ist in Glasgow aber noch alles
       > offen.
       
   IMG Bild: Als Klimagesandter in Glasgow: der frühere US-Außenminister John Kerry
       
       Glasgow taz | Das Pariser Abkommen wurde 2015 möglich, weil sich ein Jahr
       zuvor die USA und China auf die grundlegenden Kompromisse verständigt
       hatten. Verhandlungsführer damals waren der chinesische Klimabeauftragte
       Xie Zhenhua und US-Außenminister John Kerry. Beide hatten ihren Abschied
       genommen, beide sind wieder an Bord, Kerry als Klimagesandter. Beide wollen
       nun ihren Trick von 2014 wiederholen: Mit einer gemeinsamen Erklärung den
       komplizierten Verhandlungen Rückenwind geben – diesmal beim Klimagipfel in
       Glasgow.
       
       Mit diesem Papier gingen die beiden erfahrenen Klima-Pokerspieler am
       Mittwochabend an die Öffentlichkeit. Tenor: Wir wollen enger
       zusammenarbeiten, „den Klimaschutz stärken und beschleunigen, um die Lücke
       bei den Reduktionen in dieser kritischen Dekade zu schließen“. Dafür wollen
       sie bei Technologie und Ausbau der Erneuerbaren kooperieren, verstärkt das
       Klimagift Methan reduzieren und eine sich regelmäßig treffende
       Arbeitsgruppe installieren.
       
       Die beiden CO2-Supermächte, die für etwa 30 (China) und 15 (USA) Prozent
       der weltweiten Treibhausgasemissionen aus Energie verantwortlich sind,
       versprachen allerdings keine neuen Ziele. Sie wiederholten das Ziel des
       Pariser Abkommens, die Erderhitzung deutlich unter 2 Grad und möglichst nah
       an 1,5 Grad zu begrenzen, anstatt – wie von vielen gefordert – das
       1,5-Grad-Ziel zur Priorität zu machen. China versprach zudem wie gewohnt,
       nach 2025 seine CO2-Emissionen sinken zu lassen.
       
       Wichtig ist beiden Verhandlern: In der Klimapolitik [1][müsse es
       Zusammenarbeit] geben, auch wenn die USA und China auf anderen Feldern in
       einen neuen kalten Krieg steuern. Mehrfach betonte Xie, es gebe „beim
       Klimaschutz zwischen China und den USA mehr Übereinstimmung als
       Differenzen“, das sei ein „Gebiet der Kooperation“. Auch Kerry sagte, es
       gebe „wirklich keinen Mangel an Differenzen“, aber „dieser
       Verhandlungsstrang muss frei davon sein, wir müssen unsere Verantwortung
       wahrnehmen und gemeinsam arbeiten“.
       
       ## Entscheidende Phase hat begonnen
       
       In Glasgow wurde die Erklärung mit Erleichterung aufgenommen.
       Emissionsreduzierungen müssten „vor allem von den größten Emittenten
       kommen“, sagte etwa der deutsche Umweltstaatssekretär [2][Jochen Flasbarth
       (SPD)]. Er hoffe, „dass sich nun auch China dieser Verantwortung stellt und
       in Kooperation mit den USA seine Emissionen stärker senken will.“
       
       Guten Willen kann der Klimagipfel gut gebrauchen. Zwei Tage vor dem
       wahrscheinlichen Ende begann am Donnerstag die entscheidende Phase von
       Deals und Kompromissen. In vielen technischen Bereichen wie Transparenz,
       Zeitrahmen oder der Regelung von Schäden haben die Minister von ihren
       Sherpas Kompromissvorschläge vorgelegt bekommen. Bei der heiklen
       Klimafinanzierung sind noch viele Fragen offen. All das kann sich jetzt
       allerdings stündlich ändern. So legten die VerhandlerInnen zu den ebenfalls
       sensiblen globalen Kohlenstoffmärkten am Donnerstagmorgen einen neuen Text
       vor.
       
       ## Meistbetroffene Länder unzufrieden
       
       Auch der Entwurf der Abschlusserklärung von COP-Präsident Alok Sharma wurde
       viel diskutiert. Das Papier ist bisher eine Wundertüte, in der so ziemlich
       alles steht, was den Ländern wichtig ist: Anstrengung zu 1,5 Grad,
       schneller runter mit den Emissionen, mehr Geld für die Armen, globaler
       Kohleausstieg – letzterer wird es wohl nicht ins Abschlussdokument
       schaffen. Sharma will bald einen neuen Text vorlegen, der schon deutlicher
       die Kompromisse ahnen lässt.
       
       Unzufrieden sind die ärmsten und am meisten betroffenen Länder. Für das
       Forum der Klima-Verwundbaren (CVF), einem Zusammenschluss von 55 Ländern
       mit 1,4 Milliarden Menschen, forderte der Verhandler von Bangladesch, Abu
       Kalam Azad, die Industrieländer müssten schneller ihre Emissionen senken,
       verlässlich ihre Klimahilfen finanzieren und endlich das Thema von „Schäden
       und Verlusten“ langfristig in den Verhandlungen verankern. „Das ist eine
       Frage der globalen Gerechtigkeit, denn unsere Länder stehen in Flammen“, so
       Azad. CVF und Umweltorganisationen haben den „Glasgow-Notfall-Pakt“
       unterzeichnet, der die Industriestaaten zu schnellerem und entschlossenem
       Handeln auffordert.
       
       11 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /US-Sonderbeauftragter-Kerry-in-China/!5760614
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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