# taz.de -- Stifungsvorsitzender über Gedenken: „Plaketten auf Augenhöhe“
> Oldenburg gedenkt jüdischer NS-Opfer nicht mit Stolpersteinen, sondern
> mit Tafeln und Stelen. Warum das so ist, erklärt Dietmar Schütz.
IMG Bild: Die Alternative zu den Stolpersteinen: Erinnerungstafeln wie hier in München
taz: Herr Schütz, Zehntausende „[1][Stolpersteine]“ zur Erinnerung an Opfer
der NS-Diktatur sind allein in Deutschland verlegt worden, in fast 1.300
Städten und Gemeinden, auf Initiative des Kölner Künstlers Gunter Demnig.
Warum geht Oldenburg einen anderen Weg?
Dietmar Schütz: Die jüdische Gemeinde unserer Stadt hat sich schon früh
gegen die Stolpersteine ausgesprochen. Sie möchte nicht, dass Passanten auf
die Gedenktafeln treten und sie so verschmutzen.
Ein gedanklicher Schulterschluss mit Charlotte Knobloch, Präsidentin der
Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern – und [2][entschiedene
Stolperstein-Gegnerin]?
Wir haben uns angesehen, wie die jüdische Gemeinde München das handhabt,
und das fanden wir gut. Beide Gemeinden kennen sich auch schon lange.
Wurden andere Opfergruppen einbezogen, Sinti und Roma etwa, Homosexuelle,
Euthanasiebetroffene?
Die meisten Stolpersteine erinnern ja an jüdische MitbürgerInnen. Deshalb
haben wir die „Deutungshoheit“, wenn man das denn so ausdrücken will,
akzeptiert. Aber natürlich steht unser Projekt auch anderen Opfergruppen
offen.
Fallen Bodensteine nicht eher auf als Tafeln oder Stelen?
Ob das so ist, weiß ich nicht. Unsere Plaketten sind ja an den Wänden genau
auf Augenhöhe platziert, und die Stelen stehen im Straßenraum vor den
Häusern. Ich denke, das sieht man sehr gut. Wir gravieren übrigens
zusätzlich ein Foto ein und eine Webadresse. So bekommt man noch viel mehr
Informationen.
Mahnmale, die aufrecht stehen, können natürlich auch geschändet werden.
Aus München höre ich, dass es nicht zu Schändungen gekommen ist. Einige
Plaketten sind überklebt worden, aber das Ausmaß der Übergriffe war gering.
Wir erwarten keine größeren Probleme.
Ihre Erinnerungszeichen greifen das Demnig’ sche Design auf.
Unsere Plaketten, auch die in München, haben in etwa die Größe der
Stolpersteine. Es wäre kontraproduktiv, finden wir, wenn alle Städte, die
keine Stolpersteine wollen, jeweils alles komplett neu entwerfen.
Fürchten Sie nicht, dass ein solcher Gedenkstreit Irritationen beim
Betrachter auslöst? Schließlich liegen in Oldenburg ja auch schon
Stolpersteine.
Wir konzentrieren uns derzeit auf die Häuser ehemaliger jüdischer
MitbürgerInnen, dort gibt es fast nirgendwo einen Hinweis. Wo es geht,
gehen wir direkt an die Häuser, sonst stellen wir Stelen auf. Einen
Unterschied zu München gibt es übrigens: Wir würden das als Stiftung gerne
mit den BürgerInnen zusammen machen: Wir möchten Straßengemeinschaften
beteiligen, Schulen.
15 Nov 2021
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## AUTOREN
DIR Harff-Peter Schönherr
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