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       # taz.de -- Theatertipps für Berlin: Ödipus ist überall
       
       > Das DT, die Schaubühne und das Gefängnistheater aufBruch widmen sich dem
       > Stoff des Ödipus. Auch das Ballhaus Ost thematisiert Tyrann:innenmord.
       
   IMG Bild: Die Schaubühne zeigt Maja Zades Ödipus: Mit Christian Tschirner, Caroline Peters und Renato Schuch
       
       Der Mythos vom unglücklichen Ödipus, der die Kontrolle über sein Leben
       verliert, hat gerade Konjunktur. Es ist die Geschichte des Königs von
       Theben, der inmitten einer Pestepidemie das Orakel in Delphi um Rat fragen
       lässt. So erfährt er, dass erst der Mord an seinem Vater gesühnt werden
       müsse, bevor die Seuche sich zurückziehen würde. Was Ödipus noch nicht
       weiß: auf Grund einer unglücklichen Verkettung von Umständen ist er selbst
       der Mörder seines Vaters.
       
       Im [1][Deutschen Theater] hat Ulrich Rasche das alte Stück des Sophokles
       über Schicksal und Schuld und die Ohnmacht des Individuums dem Lauf der
       Welt gegenüber mit der ihm eigenen Wucht auf die Bühne gebracht (Wieder zu
       sehen am 6. 11. um 19:30 Uhr). In der [2][Schaubühne] gibt es eine ins
       Heute geholte Version des Stoffs von Maja Zade, die Thomas Ostermeier
       inszenierte (Wieder zu sehen am 26., 27. und 30. Oktober, jeweils 20 Uhr).
       
       Das [3][Gefängnistheater aufBruch] bringt in dieser Woche in der JVA Tegel
       seine Sicht auf den Stoff heraus, hier auf der Basis von Heiner Müllers
       Bearbeitung des Stoffs „Ödipus, Tyrann“. Jetzt steht das Verhältnis der
       Menschen zu Ordnung und Gesetz im Zentrum, wird vom Konflikt zwischen
       Bestimmung und Freiheit der Entscheidung erzählt. Damit führt die
       Geschichte seine Macher und Regisseur Peter Atanassow auch zur Frage nach
       dem Sinn von Theater im Gefängnis: Wie geht man um mit Tat und Strafe? Kann
       man unschuldig schuldig werden? (Premiere: 27. 10., 18 Uhr).
       
       Der Frage, ob es einen gerechten Mord, einen ethischen Terrorismus geben
       kann, geht die Costa Companie im [4][Ballhaus Ost] nach. Der Fall, an dem
       das Thema „How to Kill a Fascist“ hier ab 28. 10. aufgerollt wird, ist der
       von Monika Ertl. Ihr Vater war der Chefkameramann von
       Nazi-Propagandafilmerin Leni Riefenstahl. Sie selbst schloss sich Ende der
       1960er Jahre der bolivianischen Guerilla-Bewegung „Nationale
       Befreiungsarmee“ an und erschoss den Offizier, der wiederum Che Guevara
       erschossen hatte, den die einen als Revolutionär und Rebellen feierten, der
       aber für andere ein Terrorist und Mörder war.
       
       Später plante Monika Ertl die Entführung des ehemaligen SS-Chefs Klaus
       Barbie, der in Bolivien unter falschem Namen lebte. Doch der
       Entführungsversuch scheiterte. 1973 wurde Monika Ertl unter nie ganz
       geklärten Umständen von bolivianischen Sicherheitskräften erschossen, 35
       Jahre alt. „Wie weit darf man gehen, um politische Überzeugungen zu
       vertreten? Wie steht es um das Recht auf Rache?“ – so wird das Leben und
       Sterben der Monika Ertl nun in drei Solos befragt („How to Kill a Fascist –
       Das Leben und Sterben der Monika Ertl in drei Solos“, Premiere: 28. 10., 20
       Uhr).
       
       26 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.deutschestheater.de/programm/a-z/oedipus/
   DIR [2] https://www.schaubuehne.de/de/produktionen/oedipus.html
   DIR [3] https://www.gefaengnistheater.de/aktuelles-details/%C3%B6dipus-tyrann.html
   DIR [4] https://www.ballhausost.de/produktionen/how-to-kill-a-fascist/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Esther Slevogt
       
       ## TAGS
       
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