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       # taz.de -- Vulkan auf Kanareninsel La Palma: Er kommt nicht zur Ruhe
       
       > Es wird schlimmer statt besser: Der Vulkan auf der Insel La Palma speit
       > weiter Lava, Felsen und Asche. Portier Goyo Cordobés hat sein Haus
       > verloren.
       
   IMG Bild: Der Vulkan spuckt weiter Feuer und Asche
       
       Madrid taz | Die Nachricht per Handy war kurz und bündig: „Muss dir sagen,
       dass ich glaube, dass der Vulkan heute das Haus mitgenommen hat“, schrieb
       Goyo Cordobés. Für [1][eine Reportage über den aktiven Vulkan auf der
       spanischen Kanareninsel La Palma] hatte er in der Woche zuvor der taz Rede
       und Antwort gestanden. Mittlerweile ist es Gewissheit. Cordobés hat unter
       den zahlreichen Drohnenaufnahmen [2][der riesigen Lavazungen], die alles
       verschlingen, im Internet ein Bild gefunden, das zeigt, wie sein Haus im
       Magma verschwindet.
       
       Der seit fünf Wochen aktive Vulkan ist weit davon entfernt, Ruhe zu geben.
       „Wir sind in einer neuen Phase, die weitaus intensiver ist“, sagte Pedro
       Hernández, Wissenschaftler des Vulkanologie-Instituts der Kanarischen
       Inseln, dem Rundfunksender RTVE am Montag. Immer wieder stürzt der Krater
       ein, baut sich erneut auf, um dann wieder zusammenzubrechen.
       
       Anfang dieser Woche kamen zwei neue Schlote hinzu, also Stellen, an denen
       Vulkanmaterial austritt. Derzeit sind es fünf, die Lava, Felsen und Asche
       in den Himmel schleudern. Alleine vom Montag auf Dienstag waren 41 Erdbeben
       zu verzeichnen. Eines davon erreichte 4,2 auf der nach oben offenen
       Richterskala.
       
       „Das Haus meiner Schwiegermutter und die meiner Cousins weiter oben sind
       auch weg“, erzählt Cordobés weiter. Alle wurden bereits am Tag des
       Ausbruchs des Vulkans am westlichen Hang des Bergrückens Cumbre Vieja am
       19. September evakuiert und leben seither bei Angehörigen.
       
       ## 7.000 Menschen evakuiert
       
       „Ohne Hilfe werden wir kaum neu anfangen können“, sagt Cordobés, Portier
       eines privaten Freizeitclubs. Er hofft auf die Inselregierung, auf die
       spanische Regierung in Madrid, aber auch auf die Europäische Union. Sein
       Lohn würde einfach nicht reichen, um wieder auf die Beine zu kommen:
       Cordobés bleibt nur ein Teil der Wohnungseinrichtung, die rechtzeitig
       gerettet werden konnte.
       
       Cordobés’ Familie ist sicher nicht die letzte, denen die Lava alles nimmt.
       Über 900 Hektar sind bereits [3][von der Lava verschüttet] worden. 2.162
       Gebäude wurden völlig zerstört. Über 7.000 Menschen mussten bisher
       evakuiert werden. Die Inselregierung kündigte zu Beginn der Woche den Kauf
       von 200 modularen Fertighäusern an, um einen Teil der Betroffenen dort
       unterzubringen.
       
       In den vergangenen Tage regnete es immer wieder. Dies kann zu einem neuen
       Problem führen. Die Vulkanasche, die Teile der Insel bedeckt, saugt sich
       mit Wasser voll, wird schwer. Dächer drohen unter dem Gewicht nachzugeben.
       Die Paste aus Asche und Wasser droht die Kanalisation zu verstopfen. Selbst
       Erdrutsche sind möglich.
       
       Die Zukunftspläne des 56-jährigen Cordobés sehen bescheiden aus. „In meinem
       Alter werde ich sicher nicht noch einmal anfangen, ein gemauertes Haus zu
       bauen. Falls ich irgendwie zu einem Grundstück komme, stelle ich ein
       Holzhaus auf“, sagt er. Doch Bauland ist das Problem. Die meisten
       zerstörten Häuser waren auf landwirtschaftlichen Grund gebaut, als dies
       noch nicht verboten oder zumindest geduldet war. „Jetzt ist das Gesetz sehr
       streng und Bauland rar und teuer“, sagt Cordobés.
       
       26 Oct 2021
       
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