# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in der Kirche: „Evangelische Kirche versteckt sich“
> Eine neue Studie arbeitet sexualisierte Gewalt in der evangelischen
> Kirche auf. Ein Betroffener kritisiert, dass es immer noch zu wenig
> beachtet wird.
IMG Bild: Aufklärung von sexualisierte Gewalt in der Kirche bleibt zu wenig entschieden
München dpa/epd | [1][Sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche] in
Deutschland bekommt nach Ansicht des Betroffenen Detlev Zander immer noch
zu wenig Beachtung. „Die EKD hat das schon immer gut verstecken können,
ihre sogenannten Skandale“, sagte er am Donnerstag in München bei der
Vorstellung einer neuen Betroffenen-Studie, an der er mitarbeitet. Und das
sei ihr auch gelungen, „weil sich die evangelische Kirche gern hinter der
katholischen versteckt“.
Die neue Studie will einen Beitrag zur Aufarbeitung leisten. Durchgeführt
wird sie vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP), das
auch schon Missbrauch in Kinderheimen und im katholischen Kloster Ettal
aufgearbeitet hat.
Ziel der Studie ist laut IPP-Mitteilung „eine Gesamtanalyse evangelischer
Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt
begünstigen und ihre Aufarbeitung erschweren“.
Die IPP-Untersuchung ist eine von fünf Teilstudien, die ein Gesamtbild über
die Situation in der evangelischen Kirche in Deutschland geben sollen.
Finanziert wird das Projekt von der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD). Ergebnisse sollen Ende 2023 vorliegen. Dafür werden allerdings noch
Betroffene benötigt, die sich an der Studie beteiligen wollen, wie Zander
betonte.
## Weitere Betroffene meldet sich im Fall Oesede
[2][Im Missbrauchsfall in der evangelischen König-Christus-Gemeinde in
Oesede] in den 1970er Jahren hat sich eine weitere Betroffene bei der
hannoverschen Landeskirche gemeldet. Die Frau habe berichtet, dass sie von
dem damaligen angehenden Diakon Siegfried G. sexuell missbraucht worden
sei, sagte ein Sprecher der Landeskirche am Donnerstag dem epd. Sie sei
zudem Zeugin bei weiteren Vorfällen gewesen. Weitere Details könne er
derzeit nicht nennen.
Vor zwei Wochen hatte eine Frau unter dem Pseudonym Lisa Meyer öffentlich
gemacht, dass Siegfried G. sie in den Jahren 1973 und 1974 im Jugendkeller
der Gemeinde sexuell missbraucht und während einer Gemeinde-Freizeit schwer
missbraucht habe. Nach heutigem Straftatbestand sei es eine Vergewaltigung
gewesen. Sie wirft der evangelischen Kirche Versäumnisse und Vertuschung im
Umgang mit Missbrauch vor.
Siegfried G. war von der Kirchengemeinde 1977 entlassen worden, nachdem in
einem anderen Fall Vorwürfe gegen ihn laut wurden. Angezeigt wurde er nie,
so ergeben es Akten. Ihm wurde ein gutes Zeugnis zum Abschluss seiner
Diakon-Ausbildung ausgestellt. Gemeinde und Kirchenkreis gehen davon aus,
dass es weitere Opfer gibt. Siegfried G. war auch nach seiner Entlassung
noch ehrenamtlich in einem Sportverein tätig. Er starb Mitte 2018.
28 Oct 2021
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