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       # taz.de -- Koalitionsverhandlungen in Berlin: Rot-Grün-Rot soll messbar werden
       
       > Beim zweiten Treffen der Spitzen von SPD, Grünen und Linker war vor allem
       > der Umgang miteinander das Thema. Auch ein Monitoring ist geplant.
       
   IMG Bild: Gute Laune im Estrel. Liegt ja auch in Neukölln
       
       Berlin taz | Natürlich durfte die [1][Einigung zwischen Vivantes und Verdi]
       nicht unerwähnt bleiben. „Wir freuen uns über die Eckpunkte zwischen Verdi
       und dem Krankenhauskonzern“, sagte die grüne Spitzenkandidatin Bettina
       Jarasch zur Einigung im Tarifstreit am Freitag. „Wir sind uns aber auch der
       Verantwortung für das Land bewusst.“ Denn höhere Löhne kosten auch das Land
       Berlin mehr Geld.
       
       Eine Stunde habe man in der Dachgruppe, [2][der Verhandlungsrunde der
       Spitzen von SPD, Grünen und Linken], am Freitag über die Einigung für die
       Beschäftigten der Tochterunternehmen von Vivantes geredet. Und zwar gleich
       zu Beginn, wie Linken-Kultursenator Klaus Lederer betonte.
       
       Franziska Giffey wiederum, ab Dezember vielleicht die erste Frau an der
       Spitze im Roten Rathaus, bedankte sich bei SPD-Parteifreund Matthias
       Platzeck für dessen Vermittlungen beim Tarifkonflikt. „Wir haben nun die
       Aufgabe, die finanziellen Auswirkungen auf das Land Berlin genau
       anzuschauen“, so Giffey.
       
       ## Gute Laune und gute Zusammenarbeit
       
       Höhere Löhne kosten Geld. Das gilt nicht nur nur für Vivantes, sondern auch
       für seinen Eigentümer, das Land Berlin. Doch um Geld ging es nicht
       vorrangig bei der zweiten Runde der Dachgruppe mit jeweils acht
       Vertreterinnen und Vertretern der Koalitionsparteien in spe. Auf der
       Tagesordnung stand die Präambel des Koalitionsvertrags. Und da konnte
       Franziska Giffey gute Laune verbreiten.
       
       „Wir haben uns über fünf große Linien verständigt“, erklärte Giffey beim
       Pressestatement am Ende der Verhandlungsrunde im Neuköllner Hotel Estrel.
       Giffey nannte die Themen „zukunftsfähiges Berlin, soziales Berlin,
       ökologisches Berlin, die Berliner Wirtschaftsstärke und die Servicestadt
       Berlin“.
       
       Was ein wenig nach den „fünf B“ klang, mit der Giffeys SPD in den Wahlkampf
       gezogen war, soll nun ein gemeinsames Projekt der künftigen Koalition
       werden. Dafür soll im Koalitionsvertrag, der am 24. November fertig sein
       soll, ein „Kodex für gute Zusammenarbeit“ implementiert werden.
       
       Was das bedeutet, formulierte Klaus Lederer so: „Wenn die Senatsmitglieder
       alle gemeinsam an einem Strang ziehen, sind die politischen Effekte
       besser.“ Er sehe dafür eine gute Grundlage. „Das hat heute gut geklappt.“
       
       Das vielbeschworene „Gönnen Können“ könnte sich also, wenn auch anders
       betitelt, im Vertrag von SPD, Grünen und Linker wiederfinden. Dabei soll
       den drei Spitzen eine besondere Rolle zukommen. „Wenn Konflikte auftreten,
       wollen wir sie nicht laufen lassen und dann die Scherben zusammenkehren,
       sondern uns frühzeitig zusammensetzen“, sagte Lederer. Das könne auch in
       „lockerer Atmosphäre sein“, ergänzte Giffey.
       
       ## Grüne üben Selbstkritik
       
       Es harmoniert also offenbar inzwischen mehr als es ruckelt zwischen den
       Dreien. Zu spüren war am Freitag auch der Wille, die Koalition gemeinsam
       erfolgreich werden zu lassen. Dass das in der Vergangenheit nicht immer so
       war, räumte indirekt Bettina Jarasch ein. „Vor fünf Jahren waren wir als
       Grüne noch neu, da haben wir versucht, alles in den Koalitionsvertrag
       reinzuschreiben“, sagte Jarasch. „Jetzt konzentroeren wir uns auf das, was
       machbar ist.“
       
       Das aber soll dann tatsächlich auch umgesetzt werden. Damit der
       Koalitionsvertrag nicht in der Schublade verschwinde, wie es Giffey
       ausdrückte, haben die drei Parteien ein Monitoring verabredet. „20.000
       Wohnungen im Jahr zu bauen, ist eine messbare Größe“, sagte Giffey. „Wenn
       es nicht klappt, werden wir uns zusammensetzen.“ Das gleiche gelte für die
       Bürgerämter.
       
       Angedeutet wurde am Freitag auch, wie die politischen Schwerpunkte im neuen
       Senat aussehen könnten. „Ich sehe bei den Zukunftsfragen der Stadt bei den
       drei Parteien spezifische Stärken“, betonte Linken-Spitzenmann Lederer.
       „Das zusammenzutragen, dafür sehe ich gute Chancen.“ Könnte heißen, die
       Linken verkaufen Erfolge bei der Sozialpolitik, die Grünen bei Umwelt und
       Klimaschutz und die SPD bei Wirtschaft und Wohnungsbau.
       
       Den Anfang hat Franziska Giffey jedenfalls schon mal gemacht. „Neue
       Prognosen sehen Berlin im Bundesvergleich mit dem größten Wachstum“, freute
       sie sich. „Wir wollen eine Politik gestalten, die dazu beiträgt, dass das
       auch gelingt.“
       
       Bevor die Dachgruppe am 8. November wieder zusammenkommt, tagen ab Montag
       die 16 Facharbeitsgruppen. Kann sein, dass da weniger gute Laue herrscht.
       Denn in den Koalitionsvertrag werden nur Projekte aufgenommen, die auch
       finanzierbar sind.
       
       29 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Rada
       
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