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       # taz.de -- Hansi Flick und das DFB-Team: Der Gute-Laune-Trainer
       
       > Das 4:1 gegen Armenien war Hansi Flicks siebter Sieg im siebten Spiel.
       > Mittlerweile wird immer deutlicher, was er anders macht als sein
       > Vorgänger.
       
   IMG Bild: „Die Mannschaft hat mit Freude und Spaß gespielt“, sagt Trainer Hansi Flick
       
       Jerewan taz | Ein sehr großer und sehr dicker Pandabär in einem vermutlich
       sehr warmen Kostüm heiterte vor allem die Kinder am Ausgang des Stadions
       auf. Auch jugendliche Flitzer dürften zufrieden nach Hause gegangen sein,
       denn sie waren dem Ordner entwischt, der bei der Verfolgung tapsig wie ein
       Pandabär auf dem Rasen ausrutschte. So erreichten die Flitzer ihr Ziel und
       nahmen deutsche Nationalspieler in den Arm. Unter ihnen war auch Marc-André
       ter Stegen, der das als kleinen Trost auffassen durfte. Er hütete in drei
       der zehn Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2022 das Tor und
       kassierte dabei jene vier Treffer, die letztlich zu Buche stehen.
       
       Am Sonntag wurde er in Jerewan vom früheren Dortmunder Henrik Mkhitaryan
       mit einem Foulelfmeter bezwungen, das trübte aber vermutlich nur beim
       Torwart des FC Barcelona die Stimmung und vielleicht noch bei Florian
       Neuhaus, der das Foul begangen hatte.
       
       Ansonsten war der Tross des Deutschen Fußball-Bundes nach dem 4:1-Sieg in
       Armenien so gut gelaunt wie der dicke Pandabär, der sogar die ansonsten
       sehr grimmige Polizei belustigte. „Die Mannschaft hat mit Freude und Spaß
       gespielt. Die Mannschaft will, das ist richtig klasse“, schwärmte Hansi
       Flick. Dass [1][viele Spieler], unter ihnen Kapitän Manuel Neuer, Leon
       Goretzka und Impfverweigerer Joshua Kimmich in der armenischen Hauptstadt
       fehlten, kompensierte der Rest ordentlich.
       
       Der Bundestrainer verantwortet die Eliteauswahl des Verbands nun seit
       sieben Spielen. Sie wurden sämtlich gewonnen, allerdings bewegten sich die
       Gegner auch höchstens auf dem Niveau der Fragen, die beim Quiz „Wer wird
       Millionär?“ mit Günther Jauch 16.000 Euro bringen.
       
       Wie weit es auf dem Weg zu der einen Million Maximalgewinn gehen kann, wird
       sich im nächsten Jahr zeigen. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Ich
       glaube auch, dass die Mannschaft sich gegen stärkere Gegner noch steigern
       kann“, sagte Flick, der bei einer digitalen Medienkonferenz mit miserablem
       Ton schwierig zu verstehen war. Aber die Botschaft kam doch an: „Die Spiele
       haben gezeigt, dass wir zurück sind. Auch mit der Art und Weise, wie wir
       Fußball spielen.“
       
       ## Fortschritte gegenüber dem Vorgänger
       
       Der deutsche Fußball muss demnach sehr weit weg gewesen sein. Das ist in
       gewisser Weise nachzuvollziehen, denn Flicks Vorgänger und ehemaliger Chef,
       Joachim Löw, schied bei der Europameisterschaft im Sommer schon im
       Achtelfinale aus. Allerdings hieß der Gegner auch England. Da jedoch bei
       der WM 2018 noch früher die Segel gestrichen wurden und es in Löws Endphase
       einer 15 Jahre dauernden Ära auch ein 0:6 in Spanien, ein 1:2 gegen
       Nordmazedonien und ein mit Ach und Krach erzwungenes 2:2 gegen Ungarn gab,
       wird nicht mehr so genau hingeschaut.
       
       Hansi Flick gilt als [2][Renovierer der deutschen Nationalmannschaft], die
       mit guter Laune und attraktivem Fußball von Sieg zu Sieg eilt. „Jeder ist
       gerne Nationalspieler und gerne beim Team dabei, es herrscht eine familiäre
       Atmosphäre“, berichtete er in Jerewan. Die Aussagen der Spieler deuten in
       die gleiche Richtung. Aber eine gute Stimmung, die während der
       Europameisterschaft im Sommer auch in jedem Interview hervorgehoben wurde,
       ist eine Grundvoraussetzung statt eines Belegs für Klasse.
       
       Flick hat die sogenannten Baustellen in der Nationalmannschaft – hinten
       rechts und hinten links, vorne im Zentrum – von Löw übernommen, und nur
       weil er jetzt den Helm auf hat, dürften sie nicht geschlossen sein. Das sah
       der neue Bundestrainer zumindest mit Blick auf die Mittelstürmer allerdings
       anders. „Auf jeder Position haben wir zwei, drei Spieler, die wir vorher
       händeringend gesucht haben, so zum Beispiel Karim Adeyemi und Lukas
       Nmecha“, so Flick.
       
       Ein solches Urteil über Spieler, die bislang lediglich in Partien gegen
       Armenien und Liechtenstein das Trikot der Nationalmannschaft trugen, wird
       als vorschnell kritisiert, wenn es von Medien gefällt wird. Hansi Flick
       überraschte daher mit seiner beinahe schon euphorischen Bilanz für das Jahr
       2021. Bei der Frage, welche Note er seiner Mannschaft nach gut drei Monaten
       der Zusammenarbeit gebe, wich er jedoch aus. Sie sei „auf einem guten Weg“,
       wiederholte er die Aussage, die er auch vor dem Spiel schon getroffen
       hatte.
       
       Fortschritte im Pressing und im Spieltempo sind tatsächlich zu beobachten,
       aber es muss stets in Relation gesetzt werden zu der Stärke des Gegners.
       Die zweitklassigen Armenier hatten am Sonntag einige Kontermöglichkeiten,
       bei denen durchaus noch ein weiterer Treffer hätte fallen können. Der dicke
       Panda wäre vermutlich vor Freude umgefallen.
       
       15 Nov 2021
       
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