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       # taz.de -- Wilhelm Knobloch ist tot: Atomkraftgegner der ersten Stunde
       
       > Seit den 1950er Jahren waren er gegen die Kernforschung aktiv. Nun ist
       > der Karlsruher Förster Wilhelm Knobloch im Alter von 97 Jahren gestorben.
       
   IMG Bild: Atomgegner und Förster Wilhelm Knobloch im Jahr 2015
       
       Freiburg taz | Er war zuletzt nicht nur einer der ältesten Kämpfer gegen
       die Atomkraft, sondern wurde oft auch als der „Dienstälteste“ bezeichnet.
       Nun ist der [1][Karlsruher Förster Wilhelm Knobloch] im Alter von 97 Jahren
       gestorben.
       
       Knobloch, im März 1924 in Eggenstein bei Karlsruhe geboren, hatte sein
       Berufsleben mit 14 Jahren als Waldarbeiter begonnen, ehe er 1952
       Revierförster im Karlsruher Hardtwald wurde und sich als ein Pionier der
       naturgemäßen Waldwirtschaft profilierte.
       
       Bekannt wurde er als früher Atomkraftgegner, nachdem im Jahr 1957 in seinem
       Forst die Reaktorstation, das spätere [2][Kernforschungszentrum Karlsruhe]
       (heute: Teil des KIT), aufgebaut wurde. Zwei Jahre zuvor hatte die
       Bundesrepublik Deutschland die Stadt [3][Karlsruhe auserkoren als Standort
       für eine nationale Atomforschungsanlage]. Anfangs war ein Standort am Rhein
       in Karlsruhe-Maxau vorgesehen, aber der lag dann doch zu nahe an bewohntem
       Gebiet.
       
       So wurde Knobloch in die Geschichte der Atomkraft hineingezogen. Noch
       Jahrzehnte später erzählte er gerne, wie 1956 vier Stuttgarter Herren
       aufgetaucht seien, die sich in seinen Wäldern umsahen, ihm Fragen stellten,
       aber anonym blieben und ihre Mission nicht offenbarten.
       
       ## 1961 ging FR2 in Betrieb
       
       Nach diesem ungebetenen Besuch im Hardtwald, den Knobloch stets als
       reichlich bizarr beschrieb, ging alles sehr schnell: Am 20. Februar 1957
       erfolgte das Baugesuch für den ersten Karlsruher Forschungsreaktor, nur
       sechs Wochen später, am 6. April 1957, überreichte der Karlsruher Landrat
       bereits die Baugenehmigung an den Geschäftsführer der „Kernreaktor Bau- und
       Betriebsgesellschaft“. 1961 ging die Anlage – FR2 genannt – in Betrieb.
       
       Zwischenzeitlich hatten Knobloch und Mitstreiter die „Arbeitsgemeinschaft
       der Hardtwaldfreunde“ gegründet, die wohl erste Umweltinitiative der
       Region. Bald war der Förster mit den noch wenigen Atomkritikern vernetzt,
       die es zu jener Zeit in Deutschland gab, vereinigt im „Kampfbund gegen
       Atomschäden“. Mit dabei waren der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Bechert,
       sowie Bodo Manstein, der spätere [4][Mitbegründer des Bundes für Umwelt und
       Naturschutz].
       
       Knobloch pflegte auch Kontakte zum österreichischen Zukunftsforscher Robert
       Jungk und dem Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer. Als Redner war
       Knobloch in den folgenden Jahrzehnten auf Bauplätzen in Brokdorf oder
       Wackersdorf immer wieder präsent. 1992 wurde er für sein Engagement mit dem
       Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
       
       ## Auch noch im hohen Alter aktiv
       
       Auch im Alter von über 90 Jahren hielt er noch Vorträge, berichtete dann
       aus seinem bewegten Leben. Frei stehen konnte er in den letzten Jahren
       nicht mehr, musste im Sitzen reden, was ihn aber nicht davon abhielt,
       launig zu referieren.
       
       Seinen Zuhörern versicherte er dann auf seine eigene, humorige Art: „Mein
       Geist und mein Mundwerk stimmen noch einigermaßen.“ An diesem Montag sei er
       „ruhig eingeschlafen“, teilte die [5][Bürgerinitiative Anti-Atom Karlsruhe]
       mit.
       
       3 Nov 2021
       
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   DIR [4] https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/_migrated/publications/150721_bund_ueber_uns_40_jahre_bund_geschichte_des_bund.pdf
   DIR [5] https://anti-atom-ka.de/
       
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