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       # taz.de -- Konflikt in der Ostukraine: Russisches Säbelrasseln
       
       > Nach mehrtägigen Militärmanövern verlegt Moskau zusätzliche Einheiten an
       > die Grenze zur Ukraine. Dort stehen jetzt rund 90.000 Soldaten.
       
   IMG Bild: Der ukrainische Präsident Selenski besucht Soldaten in der Region Donetzk am 14.10.2021
       
       Kiew taz | Mehrere Tausend russische Soldaten sollen dieser Tage im Rahmen
       von Manövern an die russisch-ukrainische Grenze verlegt worden sein. Das
       berichtet das Portal von Radio Free Europe unter Berufung auf das
       ukrainische Verteidigungsministerium. Damit stünden dort aktuell 90.000
       russische Soldaten.
       
       Auch nach dem Ende von Manövern seien Einheiten der 41. Russischen Armee
       ungefähr 260 Kilometer von der Grenze entfernt in der
       10.000-Einwohner-Stadt Jelnja im Gebiet Smolensk stationiert. Russland habe
       das Recht, seine Truppen eigenen Überlegungen folgend auf seinem
       Territorium zu bewegen, kommentierte Putins Pressesprecher Dmitrij Peskow
       diese Nachrichten.
       
       Bereits im Frühjahr hatten [1][Berichte über verstärkte russische
       Militäreinheiten in der Nähe zur ukrainischen Grenze] bei Woronesch zu
       verstärkten diplomatischen Bemühungen geführt, um eine Eskalation zu
       verhindern.
       
       Doch die Meldungen aus der Ukraine sind widersprüchlich. So hatte Alexej
       Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, noch
       am Dienstag Meldungen über russische Truppenkonzentrationen an der Grenze
       zur Ukraine als „Desinformation“ bezeichnet. Einheiten seien bei der
       Ortschaft Jelnja schon längere Zeit stationiert, zitiert das Portal nv.ua
       Danilow.
       
       ## Kurzfristig keine Bedrohung
       
       Auch Pawlo Klimkin, von 2014 bis 2019 ukrainischer Außenminister, sieht
       zumindest kurzfristig keine Bedrohung durch russische Truppen an der
       Grenze. In einem Beitrag für das Portal nv.ua der Nowoje Wremja fürchtet er
       vielmehr eine russische Destabilisierungsmaßnahme in der ukrainischen
       Energiewirtschaft. Erst in einem zweiten Schritt, so fürchtet Klimkin,
       könnte Putin nach militärischen Wegen suchen, den Konflikt auf seine Weise
       zu lösen.
       
       Die Ukraine ist nach wie vor im Energiebereich [2][stark von Russland
       abhängig]. Seit dem 1. November liefert Russland keine Kohle mehr in die
       Ukraine. Dabei hat die Ukraine aktuell vier mal weniger Kohlevorräte als im
       vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres, berichtet das ukrainische Portal
       liga.net.
       
       Inzwischen sah sich die Ukraine sogar gezwungen, Strom in Belarus
       einzukaufen. Hätte sie das nicht gemacht, hätten Blackouts einen Teil des
       Landes lahmlegen können. Wie gefährlich Blackouts in einem Land, dessen
       Stromversorgung zu 50 Prozent von der Atomenergie abhängt, sein können,
       haben immer wieder auftretende Ausfälle von Kohlekraftwerken gezeigt.
       
       In dem bewaffneten Konflikt zwischen der ukrainischen Zentralmacht und von
       Russland materiell und personell unterstützten Separatisten im Osten der
       Ukraine sind seit 2014 über 13.000 Menschen ums Leben gekommen. Trotz eines
       mehrfach vereinbarten Waffenstilltands wird weiter geschossen. Allein in
       der vergangenen Woche habe es pro Tag, so berichtet die
       OSZE-Beobachtermission, durchschnittlich 600 Verletzungen des
       Waffenstillstandes gegeben.
       
       ## Türkische Drohnen im Einsatz
       
       Im Oktober setzte die ukrainische Armee eigenen Berichten zufolge erstmalig
       auch in der Türkei gebaute Kampfdrohnen vom Typ Bayraktar ein. Diese
       Drohnen hatten im armenisch-aserbaidschanischen Krieg 2020 der
       aserbaidschanischen Seite entscheidende militärische Vorteile gebracht.
       
       Auch auf diplomatischer Ebene scheint der Konflikt festgefahren. So zitiert
       die ukrainische Nachrichtenagentur glavcom.ua am Mittwoch eine Quelle im
       französischen Außenministerium, wonach die französische Seite schon seit
       längerem auf eine Antwort aus Moskau zur Bitte um einen Terminvorschlag für
       ein Treffen des „Normandie-Formates“ auf Ministerebene warte. Daran sind
       neben Russland und Frankreich auch die Ukraine und Deutschland beteiligt.
       Doch mit Verhandlungen scheint Moskau es derzeit nicht eilig zu haben.
       
       4 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR Bernhard Clasen
       
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