# taz.de -- Saskia Esken will SPD-Chefin bleiben: Es kracht nicht, aber es rumpelt
> Saskia Esken will wieder als SPD-Chefin antreten. Doch die Art der
> Ankündigung wirkt unsouverän. Und erinnert an die SPD von früher.
IMG Bild: Möchte weiter Parteivorsitzende bleiben: Saskia Esken
Die SPD wirkt in den Koalitionsverhandlungen entspannt. Die FDP sucht
leicht fiebrig nach ihrer Rolle in der Ampel, zwischen neoliberaler
Vetomacht und produktiver Partnerschaft. Die Grünen melden, langsam nervös,
Machtansprüche an und fürchten, nicht zur Geltung zu kommen. Die SPD wirkt
ausgeglichen, fast stoisch. Oder wirkte?
Beim Parteivorsitz kracht es nicht, aber es rumpelt. Saskia Esken will nun
[1][wieder antreten]. Warum kommt diese Entscheidung erst jetzt, nachdem
Fraktionschef Rolf Mützenich öffentlich [2][die Ansage] gemacht hatte, dass
Ministerin und Parteichefin nicht in Betracht komme? Damit hatte Mützenich
Recht. Die Trennung von Partei und Regierungsamt war ja der Slogan, mit dem
Esken und Walter-Borjans 2019 angetreten waren. Die SPD-Spitze muss eine
eigene Stimme haben. Parteien, die zur Kulisse der Regierung werden, enden
wie die CDU derzeit.
Geschickt wäre gewesen, wenn Esken zeitgleich mit Walter-Borjans
Amtsverzicht erklärt hätte, dass sie Parteichefin bleiben will. Jetzt ist
der Eindruck entstanden, dass die SPD-Spitze für sie zweite Wahl ist, weil
ein Ministeramt unsicher schien. SPD-Chefin als Trostpreis? Beim
SPD-Vorsitz spielen derzeit politische Überlegungen eine geringe Rolle –
und die Karrierepläne der Beteiligten eine sehr große.
Strategisch kann trotzdem alles noch gut aufgehen. Eine Parteispitze mit
Esken (60 Jahre, linker Flügel) und Lars Klingbeil (43 Jahre, rechter
Flügel) könnte integrativ und selbstbewusst sein. Dass die SPD-Frauen nun
eine Generalsekretärin fordern, ist einsichtig. Juso-Chefin Jessica
Rosenthal ist eloquent, mutig und selbstbewusst. Sie wäre eine gute Wahl.
Die SPD hat allen Grund, selbstbewusst zu sein. Wegen des Wahlsieges. Und
mehr noch, weil sie die lange Phase der Krise zuvor ohne jene personellen
Scharmützel überstand, die lange typisch für die Partei waren. Wenn sie
diese Tugend wieder verliert, ist es mit Stabilität und innerer Balance
bald wieder vorbei.
5 Nov 2021
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DIR [1] https://www.tagesschau.de/inland/esken-parteichefin-spd-101.html
DIR [2] https://www.tagesschau.de/inland/esken-spd-personaldebatte-101.html
## AUTOREN
DIR Stefan Reinecke
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