# taz.de -- Vierte Corona-Welle in Deutschland: Kein Weg vorbei am harten Lockdown
> Die neuen Rekordzahlen und die völlige Überlastung der Krankenhäuser
> machen einen Lockdown unausweichlich. Er hätte verhindert werden können.
IMG Bild: Hundertausend Tote durch Corona in Deutschland, Särge in einem Krematorium in Niedersachsen
Das Zeichen, das der designierte Bundeskanzler [1][beim Auftritt der
künftigen Ampelregierung] setzen wollte, war zwar richtig. Den Beginn
seiner Ansprache widmete Olaf Scholz am Mittwoch nicht dem
Koalitionsvertrag, sondern der Pandemie. Und er betonte, wie ernst die Lage
sei. So will er so rasch wie möglich einen ständigen Krisenstab einrichten.
Pflegekräfte sollen einen Coronabonus erhalten.
Er sprach sich für eine [2][Impfpflicht] in Einrichtungen mit Risikogruppen
aus. Und auch eine generelle Impfpflicht schließt er nicht mehr aus. All
das klingt gut. Nur: Die Maßnahmen kommen zu spät. Alles, was die künftigen
Koalitionspartner beschlossen haben und worum sie im Detail noch ringen,
wird auf das Infektionsgeschehen der kommenden sechs Wochen keine
Auswirkungen mehr haben.
Um diese vierte Welle mit den dramatisch hohen Inzidenzen, den schon jetzt
überlasteten Krankenhäusern und den vielen Coronatoten zu brechen, ist ein
harter Lockdown unausweichlich. Und auch das ist die bittere Realität:
Dieses Weihnachten wird schrecklich. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen
sind am Donnerstag auf einen neuen Tageshöchststand gestiegen. Er liegt
jetzt bei über 75.000.
In den Krankenhäusern spielen sich schlimme Dramen ab. In Sachsen,
Thüringen, Bayern und Brandenburg werden Kranke abgewiesen oder in andere
Bundesländer verlegt. Aber auch im Rest der Republik kommen täglich
Tausende Coronakranke dazu. Auch das beste Gesundheitssystem der Welt kann
einen solchen Ansturm nicht auffangen. Und das hatte Deutschland schon vor
der Pandemie nicht.
Spätestens jetzt sollte auch den „Freiheitskämpfern“ der FDP dämmern, dass
die Frage nach Lockdowns politisch verhandelbar ist. Lockdowns sind das
letzte Mittel. Es sollte sie wirklich erst geben, wenn alles andere nicht
mehr funktioniert. Das Versagen der Verantwortlichen in Bund und Ländern
liegt darin, dass sie die milderen Mittel nicht genutzt haben, als sie noch
hätten wirken können.
Für die vielen Kranken und Toten unter den renitenten Ungeimpften sind die
Politiker:innen kaum verantwortlich. Zu dem nun anstehendem Lockdown
hätte es aber nicht kommen müssen, hätten sie rechtzeitig auf die
[3][Virolog:innen, Intensivmediziner:innen und das RKI] gehört und
konsequent die 2G- und 3G-Regel eingeführt.
Vor einer Woche hatte RKI-Chef Lothar Wieler vorgerechnet, wenn sich an
einem Tag 50.000 Menschen infizieren, werden mit zeitlichem Verzug
unweigerlich rund 400 von ihnen sterben. Am Donnerstag waren es 351. Damit
hat Deutschland die traurige Schwelle von 100.000 Coronatoten
überschritten. Innehalten? Dafür ist keine Zeit mehr.
25 Nov 2021
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## AUTOREN
DIR Felix Lee
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