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       # taz.de -- Hacker-Attacken in Spanien: Gefahr von rechts
       
       > Zahlreiche spanische unabhängige und linke Medien sind seit Tagen
       > Cyberangriffen ausgesetzt. Die Betroffenen vermuten eine gezielte
       > Kampagne.
       
   IMG Bild: Mit dem Aufstieg der rechtsextremen Partei VOX nahmen Angriffe auf linke Medien zu
       
       Seit Tagen sind mehrere spanische Alternativmedien schweren Cyberattacken
       ausgesetzt. „Die bestehen darin, die Zugriffe auf eine bestimmte Seite so
       stark zu erhöhen, dass sie zusammenbricht“, erklärte La-Marea-Herausgeberin
       Magda Bandera. „DDoS vom Typ L7“ heißt der genaue Fachbegriff.
       
       [1][La Marea ist eine Zeitschrift, die sich am Genossenschaftsmodell der
       taz orientiert.] Neben einigen weiteren kleineren unabhängigen Onlinemedien
       traf es auch die Kollegen von El Salto. Diese Zeitschrift ist das Ergebnis
       des Zusammenschlusses mehrerer regionaler sowie feministischer und
       kultureller alternativer Medien. Sowohl La Marea als auch El Salto
       erscheinen auf Papier, unterhalten aber auch eine zugehörige Website.
       
       „Am Samstag (20. November) kollabierte unsere Website vollständig“,
       berichtete Herausgeberin Bandera. „Jedes Mal wenn wir einen Teil der Seite
       wieder zum Laufen bringen und dies bekannt wird, kommt ein neuer Angriff“,
       sagte sie am Dienstag. „Mal geht sie, mal nicht“, fügte sie hinzu. Sie
       hofft, dass die Informatiker das Problem bald in den Griff bekommen.
       
       Sowohl La Marea als auch El Salto haben ihre Seite bei dem alternativen
       Provider Nodo50 auf den Servern. Nodo50 entstand in den 1990er Jahren,
       damals noch als Nachrichtengruppe und als einer der ersten E-Mail-Provider
       Spaniens. „Die Intensität hat deutlich zugenommen“, hieß es von den
       dortigen Technikern. Mit kräftiger Software würden sie des Angriffs dennoch
       langsam aber sicher Herr werden. Mehr wollten die Informatiker von Nodo50
       nicht sagen, um den Angreifern keine Hinweise zu geben.
       
       ## Übergriffe auf LGBTI-Menschen nehmen zu
       
       „Es traf uns, als wir zusammen mit El Salto eine Abo-Kampagne starteten“,
       sagte Bandera. „Gemeinsam gegen den Hass“ heißt der Werbeslogan. Seit die
       rechtsextreme VOX vor knapp drei Jahren als drittstärkste Partei aus den
       Parlamentswahlen hervorging, [2][nehmen in Spanien die Übergriffe auf
       LGBTI-Menschen, auf Immigranten und auf alles, was nicht in die rechte
       Vorstellung einer Gesellschaft passt, zu.] Auf Twitter bekannte sich ein
       User, dessen Accountname nur aus Zahlen bestand, zu den Hackerangriffen.
       Mittlerweile ist das Konto wieder gelöscht.
       
       Die Hackerkampagne gegen linke und alternative Medien begann bereits in der
       zweiten Novemberwoche. Da wurde erstmals La Última Hora, eine der
       linksalternativen Unidas Podemos (UP) nahestehende Nachrichtenseite,
       attackiert. UP ist einer der beiden Koalitionspartner der Regierung des
       Sozialisten Pedro Sánchez.
       
       „Die Cyberattacken sind die neue Methode der Mächtigen, um die
       Meinungsfreiheit zu beenden“, erklärte die Chefin von La Última Hora, Dina
       Bousselham, auf Twitter. Kaos En La Red, eine linke Zeitung mit längeren
       analytischen Texten und Debattenbeiträgen, verzeichnete ebenfalls „einige
       immer wieder auftretende Probleme beim Zugriff auf die Seite“. Auch die
       Website der regionalen Zeitung Arainfo aus Aragonien wurde angegriffen.
       
       Die Plattform Unabhängiger Medien (PMI), der sowohl La Marea als auch El
       Salto angehören, fordert die sofortige polizeiliche Untersuchung der
       Vorfälle. „In der Vergangenheit war es üblich, dass Gruppen von
       Provokateuren in Druckereien, in denen unbequeme Zeitungen gedruckt werden,
       eindrangen und die Produktionsmittel angriffen. Heute sind es
       DDoS-Angriff“, heißt es in der PMI-Erklärung. La Marea und El Salto haben
       mittlerweile zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen, um ihre Inhalte dennoch
       zugänglich zu machen. Die Zeitschriften können – solange ihre Webseiten
       nicht normal funktionieren – per Direktnachricht auf Twitter abonniert
       werden.
       
       23 Nov 2021
       
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