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       # taz.de -- Volksbegehren Enteignen in Berlin: Kompromiss mit Potential
       
       > Die Einigung auf eine Expertenkommission ist eine Chance – falls sie
       > keine verfassungsrechtlichen Probleme findet.
       
   IMG Bild: Wollen im Regen tanzen, nicht im Regen stehen: Teilnehmer:innen einer Mietendemo in Berlin
       
       Es ist ein [1][Minimalkompromiss], auf den sich SPD, Grüne und Linke in
       Bezug auf die Umsetzung des Enteignungs-Volksbegehrens geeinigt haben. Und
       doch ist es ein Kompromiss, mit dem gearbeitet werden kann, denn er bietet
       Perspektiven. Die Diskussion über die Vergesellschaftung der Bestände der
       großen privaten Wohnungskonzerne ist jedenfalls nicht vom Tisch. Im
       Gegenteil: Sie wird noch an Fahrt gewinnen.
       
       Fast wäre die werdende Koalition geplatzt. Wie hätte es auch anders kommen
       können angesichts einer SPD-Chefin Franziska Giffey, die Enteignungen als
       rote Linien bezeichnet hatte, und einer Linken, für die die Umsetzung des
       Volksentscheids höchste Priorität genießt. Nun soll also eine
       Expertenkommission Wege einer verfassungsgemäßen Umsetzung prüfen.
       
       Eine Kommission, die in drei Monaten ihre Arbeit aufnimmt, an der [2][die
       Initiative] beteiligt werden soll und die mit eigener Geschäftsstelle auch
       öffentlich ihre Ergebnisse kommuniziert, wird die Debatte mit Leben und
       Inhalt füllen – sofern ihre Besetzung überparteilich erfolgt. Wer sich
       sicher ist, dass Vergesellschaftung rechtssicher möglich ist, kann gelassen
       auf das Ergebnis warten und muss nicht befürchten, dass sie nur dazu dient,
       den [3][mehrheitlichen Willen der Berliner:innen] versanden zu lassen.
       
       Das Ziel, 240.000 Wohnungen in die öffentliche Hand zu bringen, erstmals
       unter Zuhilfenahme von Artikel 15 des Grundgesetzes, ist nicht ohne
       umfangreiche Prüfungen zu erreichen. Die Hoffnung der Initiative, das von
       ihr erarbeitete Vergesellschaftungsgesetz könnte sofort umgesetzt werden,
       war überhöht.
       
       Was fehlt, ist die Zusage, dass auch wirklich vergesellschaftet wird, wenn
       es einen rechtssicheren Weg gibt. Der SPD bleibt also die spätere
       Möglichkeit, sich – etwa mit Verweis auf die Kosten – gegen ein Gesetz zu
       stellen, was keine große Überraschung wäre. Die Initiative ist aber in dem
       Fall gerüstet, auf Grundlage der Ergebnisse einen neuen Volksentscheid
       anzustreben – diesmal gleich mit einem fertigen Gesetz.
       
       24 Nov 2021
       
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