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       # taz.de -- Coronakrise trifft Behörden: Polizei ringt mit der Impfpflicht
       
       > Auch unter Polizist:innen sind die Corona-Infektionen hoch,
       > Personalvertretungen warnen vor einem Kollaps oder fordern eine
       > Impfpflicht.
       
   IMG Bild: Aktuell sind in Bayern drei Viertel der Polizist:innen geimpft
       
       Berlin taz | Der Brief an Noch-Innenminister Horst Seehofer (CSU) ist
       eindringlich. Man empfehle eine Impfpflicht für alle Beschäftigten in der
       Bundespolizei, schreibt der Hauptpersonalrat der Bundespolizei. Die Polizei
       sei eine „besondere Berufsgruppe“ und habe 2G-Regeln durchzusetzen. Also
       müsse man hier Vorbild und „selbst 2G sein“.
       
       Kommt also eine Impfpflicht gegen [1][das Coronavirus] für Polizist:innen?
       Das Thema wird in der Behörde jedenfalls hitzig diskutiert. Die
       Infiziertenzahlen steigen auch bei der Polizei rapide an. Für Pflegekräfte
       gibt es inzwischen einen Gesetzentwurf zur Impfpflicht. Mehrere
       Ministerpräsident:innen fordern auch eine allgemeine Impfpflicht.
       Und gerade erst legte die Bundeswehr vor: Als erste öffentliche Einrichtung
       verkündete sie eine Impfpflicht für ihre Solidat:innen.
       
       Das Bundesinnenministerium drückte sich am Mittwoch um eine Antwort auf den
       Vorstoß des Bundespolizei-Personalrats. Ein Sprecher Seehofers verwies nur
       auf die bereits „sehr hohe Impfquote“ bei der Bundespolizei von rund 74
       Prozent – die sich aufgrund der 3G-Regeln am Arbeitsplatz noch steigern
       werde. Den Beschäftigten würden „fortlaufend konkrete Impfangebote“
       gemacht.
       
       Die Lage in den Polizeibehörden aber ist ernst. Erst vor wenigen Tagen
       warnte die rechte Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Sachsen, dass die
       Landespolizei momentan hochgerechnet bei einer Inzidenz von gut 4.000
       liege. Die Dienststellen seien „kräftemäßig am Limit“, Impfmöglichkeiten
       für Beschäftigte fehlten, die Amtsärzte „kollabieren“.
       
       Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) erwiderte zwar, die
       [2][Einsatzfähigkeit der sächsischen Polizei] sei nicht in Gefahr. Eine
       Polizeisprecherin erklärt aber, dass von den rund 14.000 sächsischen
       Polizeikräften derzeit 519 an Corona erkrankt seien, 393 weitere befänden
       sich in Quarantäne. Über eine Impfpflicht müsse letztlich die Politik
       entscheiden, so die Sprecherin. Man setze vorerst auf die 3G-Regel am
       Arbeitsplatz sowie auf Aufklärung und appelliere „an die Vernunft unserer
       Bediensteten“.
       
       ## Ein „hausgemachtes Problem“?
       
       In anderen Ländern sehen die Zahlen ähnlich aus. Auch in Bayern sind
       derzeit laut Innenministerium 587 Polizist:innen an Corona erkrankt,
       280 weitere befinden sich in Quarantäne. In Thüringen sind es 129
       Erkrankte. Bei der Bundespolizei sind 539 Bedienstete erkrankt und 1.263 in
       Quarantäne.
       
       Der Personalrat der Bundespolizei sieht das Problem auch hausgemacht. In
       einigen Dienstbereichen sei der Impfstatus „inakzeptabel niedrig“, heißt es
       in seinem Schreiben. So liege die Impfquote bei der Bundespolizei insgesamt
       schätzungsweise bei rund 81 Prozent – in Sachsen aber nur bei 55 Prozent.
       
       Auch hier sieht die sächsischen Polizei eine höhere Quote. Laut einer
       Sprecherin seien gut 70 Prozent der Beamt:innen geimpft. Genaue Zahlen
       habe man aber nicht. Das Problem herrscht überall: Eine systematische
       Erfassung der Impfungen von Polizeibediensteten gibt es nicht. So sind in
       Bayern laut Innenministerium nachweislich 31.600 der 44.000 Polizeikräfte
       geimpft – 71 Prozent. Die Zahl dürfte, aufgrund der fehlenden Meldepflicht,
       aber noch höher sein, vermutet ein Sprecher.
       
       Ob es eine Impfpflicht für Polizist:innen braucht, darüber ist man sich
       in der Behörde uneins. Aus dem Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei
       (GdP) heißt es, dies sei eine Grundsatzdiskussion, die von Land zu Land
       unterschiedlich gesehen werde – mit Tendenz zu steigender Zustimmung.
       
       ## Alles hängt nun an der Politik
       
       Die GDP Mecklenburg-Vorpommern warnte zuletzt aber vor „populistischen und
       juristisch bedenklichen Schnellschüssen, die unsere Gesellschaft spalten“.
       Ihr Verband sei „gegen eine Diskriminierung von Ungeimpften“. Auch die GdP
       in Baden-Württemberg nannte die Diskussion eine „Lachnummer“. Die
       Impfbereitschaft unter Polizeibeamten sei doch hoch. Was aber fehle seien
       etwa Booster-Impfungen – welche die Politik zuerst mal organisieren müsse.
       
       Tatsächlich hängt nun alles an der Politik. Je vehementer
       Politiker:innen für eine allgemeine Impfpflicht eintreten, desto näher
       rückt auch eine vorzeitige Impfpflicht für Polizeibedienstete. Die
       Innenminister halten sich aber noch zurück, auch Seehofer.. Eine
       Impfpflicht für die Polizei sei bisher nicht geplant, hieß es am Mittwoch
       etwa aus Nordrhein-Westfalen.
       
       Kommt diese, dann weist die Bundeswehr den Weg. Dort gilt laut
       Verteidigungsministerium nun eine „Duldungspflicht“ für die Corona-Impfung.
       Bisher herrsche eine Impfquote von 80 Prozent in der Truppe. Die
       Soldat:innen lebten eng in Kasernen oder auf Schiffen und müssten
       körperlich einsatzbereit sein, deshalb müsse man für Schutz vor
       Infektionskrankheiten sorgen, so ein Sprecher. Soldat:innen, die sich der
       Impfung verweigerten, drohten Disziplinarstrafen.
       
       24 Nov 2021
       
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