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       # taz.de -- Höcke droht Aufhebung der Immunität: Faschist sagt faschistische Dinge
       
       > Die Immunität des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke soll aufgehoben werden.
       > Er hatte den SA-Wahlspruch „Alles für Deutschland“ bei einer Rede
       > benutzt.
       
   IMG Bild: Daumen hoch für SA-Sprüche: Höcke bei der AfD-Kundgebung in Merseburg (Sachsen-Anhalt)
       
       Berlin taz | Björn Höcke hatte sich am Mittwoch passenderweise
       entschuldigen lassen. Insbesondere nach der kurzfristig anberaumten Sitzung
       des Thüringer Landtages, in der es um die grassierende Coronakrise ging,
       wäre es dabei interessant geworden für den Thüringer AfD-Fraktionschef und
       das prominenteste Gesicht der völkischen Strömung der AfD: Denn bei einer
       ebenfalls außerplanmäßigen Sitzung des Justizausschusses im Anschluss
       sollte auch über die Aufhebung der Immunität des rechtsextremen
       AfD-Fraktionschefs entschieden werden.
       
       Anlass dafür war ein NS-Spruch bei einer Wahlkampfrede am 29. Mai in
       Merseburg – kurz vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. Gegen Ende seiner
       wie gewohnt völkischen Rede zitierte Höcke den Wahlspruch der
       nationalsozialistischen Sturm-Abteilung SA: „Alles für Deutschland“. Das
       könnte ähnlich wie das Zeigen von verfassungsfeindlichen Zeichen nun Folgen
       haben: Die Staatsanwaltschaft Halle hat laut einem [1][Spiegel-Bericht] die
       Aufhebung von Höckes Immunität beantragt, über die der Justizausschuss des
       Landtags zu befinden hat.
       
       Die Pressestelle des Landtages wollte zu der Angelegenheit keine Angaben
       machen. Die Sitzung sei streng vertraulich – es werde von dort keine
       Informationen geben. Die Staatsanwaltschaft Halle hingegen bestätigte der
       taz den Antrag zur Aufhebung der Immunität Höckes an den Thüringischen
       Landtag. Erst wenn dieser Antrag positiv beschieden sei, könne man ein
       Ermittlungsverfahren prüfen, so die leitende Oberstaatsanwältin Heike Geyer
       zur taz.
       
       Der Wahlkampfauftritt Höckes vor rund 250 Personen ist noch auf der
       Facebook-Seite der AfD Sachsen-Anhalt einsehbar und wurde begleitet von
       hörbarem [2][antifaschistischen Gegenprotest] von 350 Menschen. Vor Ort war
       damals auch der Grüne Fraktionschef aus Sachsen-Anhalt, Sebastian Striegel.
       Er war es auch, der nach Höckes Auftritt Anzeige erstattete.
       
       ## AfD Thüringen „erwiesen rechtsextrem“
       
       Striegel sagte dazu der taz: „Natürlich weiß Höcke als Geschichtslehrer
       genau um die Bedeutung dieses Satzes. Angesichts des Publikums auf der
       AfD-Kundgebung nutzte er den Ausspruch bewusst als Markierung und
       Erkennungszeichen im rechtsextremen Kontext.“ Aus seiner Sicht müsse man
       den Ausspruch deswegen als strafbar werten.
       
       „Die AfD ist eine völkische, rechtsextreme Partei. Höcke ist der
       Hauptvertreter des aus meiner Sicht nicht tatsächlich aufgelösten Flügels“,
       sagt Striegel. Höcke sei damit einer der führenden Rechtsextremen in der
       AfD und Verfassungsfeind. Der Rechtsstaat müsse nun handeln, so Striegel,
       zumal es zur Strafbarkeit des SA-Wahlspruchs auch ein [3][Urteil des
       Oberlandesgerichts Hamm] gibt sowie eine Einschätzung des
       [4][wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages]. Das stimmt: Strafbar ist
       laut dem Papier das Verwenden der Sentenz „Alles für Deutschland“ im Rahmen
       einer Rede auf einer Versammlung, da es sich hierbei um die Losung der SA
       handelte.
       
       Tatsächlich stuft selbst der in der Verfolgung von Rechtsextremen
       traditionell eher lahme Verfassungsschutz mittlerweile den [5][Thüringer
       Landesverband als „erwiesen rechtsextrem“] ein, wie ebenfalls diese Woche
       bekannt wurde. Eine entsprechende Entscheidung ist laut SZ bereits am 15.
       März dieses Jahres gefallen – für die Einstufung brauchte es demnach nicht
       einmal nachrichtendienstliche Mittel. Allein aufgrund personeller und
       programmatischer Entwicklungen der AfD in Thüringen sei die rechtsextreme
       Ausrichtung belegbar, wie Verfassungsschutzpräsident Kramer am Montag
       gesagt hatte.
       
       Höcke selbst äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Während der
       Sitzung des Thüringer Landtags am Mittwoch provozierte die AfD unterdessen
       auch ohne ihn weiter. Während es um eine tragfähige Lösung für die
       kritische Corona-Notlage und das verschwörungsideologische Geraune der AfD
       ging, pöbelte der AfD-Abgeordnete Stefan Möller dazwischen – und kassierte
       umgehend einen Ordnungsruf.
       
       Update, 14:40 Uhr: Der Text wurde um Angaben der Staatsanwaltschaft Halle
       ergänzt.
       
       24 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bjoern-hoecke-afd-thueringer-landtag-soll-immunitaet-aufheben-a-0be962bb-b25e-456f-91ad-b5a0ccf1a204
   DIR [2] https://www.sueddeutsche.de/politik/parteien-merseburg-afd-werden-establishment-einen-schock-versetzen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210529-99-788754
   DIR [3] https://openjur.de/u/110702.html
   DIR [4] https://www.bundestag.de/resource/blob/869290/c8bd5f14ef172eb76e41484886611030/Das-strafbare-Verw-von-Kennzeichen-data.pdf
   DIR [5] https://www.sueddeutsche.de/politik/afd-verfassungsschutz-rechtsextremismus-1.5471538
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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