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       # taz.de -- Friedrich Merz kandidiert als Parteichef: Der CDU-Mann von gestern
       
       > Mit Merz als Parteivorsitzendem würde die CDU wieder als konservative
       > Partei kenntlich. Er wäre der ideale CDU-Chef für die Ampelregierung.
       
   IMG Bild: Aller guten Dinge sind drei: Friedrich Merz tritt erneut für den CDU-Vorsitz an
       
       Bloß der nicht! Friedrich Merz, aussichtsreicher Kandidat für den Posten
       des CDU-Vorsitzenden, muss gestoppt werden! Der Mann ist in Habitus wie
       seinen politischen Auffassungen ein Mann von gestern, dazu Millionär und
       ein übler Neoliberaler, der den Armen das Wenige nehmen und es in die
       Taschen der Reichen stecken will. Die Rechte von Minderheiten sind ihm
       schnuppe, zum Klimaschutz fällt ihm nicht viel ein und außerdem fliegt er
       auch noch gerne.
       
       Solche und [1][ähnliche Argumente] sind landauf, landab in den Debatten zu
       hören, geht es um die Zukunft der Christdemokraten. Sie kommen aber nicht
       aus der CDU, sondern vom linken bis linksliberalen Publikum, dem es bei der
       Vorstellung graust, Merz könnte zum Widerpart der kommenden Ampelkoalition
       aus SPD, Grünen und FDP werden. Offenbar liegt diesen Stimmen nichts näher,
       als sich um die Zukunft einer Partei zu sorgen, die sie selbst niemals
       wählen würden.
       
       Nun wäre es selbstverständlich höchst wünschenswert, wenn alle Bundesbürger
       so weltoffen, vernünftig und ideologisch gestählt wären, dass sie nur noch
       SPD, Grüne, Linke und ganz im Notfall FDP wählen würden. Tun sie aber
       nicht. Diese [2][bockigen Konservativen] bleiben einfach konservativ. Das
       ist auch gut so, denn welche Folge hätte es, wenn Konservative heimatlos
       würden?
       
       Erste Erkenntnis bei der Beschäftigung mit der CDU muss deshalb sein, dass
       die Partei immer noch weite Teile der Bevölkerung anspricht, auch wenn das
       nicht jedem gefällt. Der zweite, daraus folgende Schluss ist, dass es nicht
       schlecht wäre, wenn dies auch in Zukunft der Fall wäre. Denn es gibt da
       eine Alternative, hart am Rand der Demokratie bis darüber hinausgehend, die
       nur darauf wartet, der Union das Wasser abzugraben. Und das wäre wirklich
       eine Gefahr für die Demokratie.
       
       ## Am rechten Rand die AfD im Zaun halten
       
       Es macht folglich wenig Sinn, wenn die CDU sich zu einer Art SPD light oder
       Ähnlichem verwandeln würde. Im Gegenteil: Lange genug ist es der
       modernisierten CDU unter Angela Merkel in der Großen Koalition gelungen,
       die Erfolge der Sozialdemokraten wie den Mindestlohn für sich abzusaugen
       und in Wählerstimmen umzumünzen.
       
       Zudem, das darf hier unterstellt werden, wünschen sich weder Anhänger von
       SPD, Linken oder der Grünen ein Erstarken der CDU zuungunsten der von ihnen
       favorisierten Parteien. Erstrebenswert wäre es demzufolge, wenn die
       Christdemokraten an ihrem linken Rand keine allzu großen Ausflüge in fremde
       Gefilde wagen, zugleich aber am rechten Rand die AfD im Zaum halten.
       
       Und deshalb ist die weitverbreitete Furcht von einem
       Gottseibeiuns-Friedrich-Merz falsch. Als Vorsitzender einer CDU in der
       Opposition ist der Mann ideal dazu geeignet, um ein Anwachsen der
       christdemokratischen Stammklientel in die Mitte zu verhindern. Seine
       gesellschaftlichen Vorstellungen würden vielmehr den Abstand zu SPD et al.
       vergrößern und damit dafür sorgen, dass die CDU als konservative Partei
       wieder kenntlicher und wählbarer wird.
       
       ## Braun und Röttgen stehen in der Tradition Merkel
       
       Die beiden anderen Kandidaten für den CDU-Vorsitz, [3][Helge Braun] und
       [4][Norbert Röttgen], hingegen stehen eher in der Tradition Angela Merkels.
       Das mag vielen Menschen, die sich nicht zu Unions-Anhängern zählen,
       sympathischer erscheinen. Doch eine liberale CDU besäße viel geringere
       Möglichkeiten, AfD-Wähler wieder einzufangen. Zugleich bestünde das Risiko,
       dass eine solche CDU erfolgreich unter sozialdemokratischen und grünen
       Wählerinnen und Wählern agieren könnte.
       
       Mit Friedrich Merz hingegen besteht die begründete Hoffnung, dass es dem
       Sauerländer gelingen könnte, zumindest kleinere Teile der AfD-Wählerschaft
       in den Schoß einer demokratischen Partei zurückzuführen, wobei hier
       besonders betont werden muss, dass von Friedrich Merz keine rassistischen
       Wortkombinationen überliefert sind und er sich zu keinem Zeitpunkt an die
       AfD herangewanzt hat – was man von der einstigen Kanzlerhoffung Markus
       Söder (CSU) nicht unbedingt behaupten kann.
       
       Wenig wünschenswert wäre es dagegen, wenn Friedrich Merz nicht nur eine
       Oppositionspartei anführte, sondern als Bundeskanzler die Richtlinien der
       bundesdeutschen Politik bestimmen würde. Eine Politik, die die
       Chancengerechtigkeit noch stärker einschränkt, die einseitig die Interessen
       der Industrie und Finanzwelt unterstützt und Klimapolitik nicht gerade an
       die erste Stelle setzt, schadet diesem Land und Europa.
       
       ## Merz ist zu alt, um noch als Kanzler anzutreten
       
       Glücklicherweise ist das nicht zu erwarten. Wenn die Ampelkoalition hält,
       und dafür spricht momentan ja so einiges, wird Friedrich Merz bei der
       nächsten Bundestagswahl kurz vor seinem 70. Geburtstag stehen. Zwar
       erlangte Konrad Adenauer auch erst im 74. Lebensjahr die Kanzlerschaft für
       die CDU, doch solche Karrieren älterer Herrschaften – von Frauen ganz
       abgesehen – sind in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland doch
       höchst seltene Ausnahmen geblieben.
       
       Und so bliebe Friedrich Merz für einige Jahre ein auch für die Anhänger der
       Regierungsparteien höchst nützlicher CDU-Chef, der, wenn es wieder ans
       Wählen geht, sein Haltbarkeitsdatum überschritten hat (wobei wir ihm stets
       beste Gesundheit wünschen).
       
       Deshalb: Gründet Merz-Freundeskreise! Macht mit bei Fridays for Friedrich!
       Unterstützt einen gebeutelten Wirtschaftsliberalen beim dritten Versuch
       seiner Wahl zum Vorsitzenden der Christdemokratischen Union Deutschlands!
       
       23 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Friedrich-Merz-und-die-Chefsuche-der-CDU/!5812226
   DIR [2] /Kampagnenorganisation-TheRepublic/!5810093
   DIR [3] /Moegliche-Kandidatur-um-Laschet-Nachfolge/!5814498
   DIR [4] /Kandidatur-fuer-den-CDU-Vorsitz/!5815035
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Hillenbrand
       
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