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       # taz.de -- Bundesland mit höchster Inzidenz: Mehr Corona-Kontrollen in Sachsen
       
       > Den sächsischen Kliniken droht die Überlastung. Seit Montag gilt
       > landesweit 2G. Kontrollteams sollen dafür sorgen, dass die Regeln
       > umgesetzt werden.
       
   IMG Bild: Wird voller: Covid-19-Intensivstation des Universitätsklinikums Leipzig am 8. November
       
       Leipzig taz | Sachsen, das Bundesland mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz
       Deutschlands, verstärkt seine Kontrollen der Corona-Regeln. Zusätzlich zu
       den bisherigen Kontrollmaßnahmen sollen pro Landkreis und kreisfreier Stadt
       von nun an täglich mindestens drei Teams überprüfen, ob [1][die neue
       2G-Regelung] eingehalten wird. Die Kontrollteams bestehen aus je drei
       Personen und setzen sich aus Mitarbeiter*innen der Polzei, des
       Ordnungsamtes sowie des Gesundheitsamtes zusammen.
       
       Seit Montag gilt in Sachsen landesweit die 2G-Regel. Wer nicht geimpft oder
       genesen ist, darf weder Clubs, Kinos, Theater oder Museen besuchen noch in
       Kneipen, Bars, Restaurants oder Cafes gehen. Damit ist Sachsen Vorreiter
       bei der Bekämpfung der vierten Coronawelle. Ausgenommen von der 2G-Regelung
       sind Kinder und Jugendliche sowie Menschen, die aus medizinischen Gründen
       nicht geimpft werden können.
       
       „Wir versprechen uns von den Kontrollen eine präventive Wirkung“, sagt
       Thomas Rechentin, Amtschef des Sächsischen Innenministeriums, am Dienstag
       bei einer Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung in Dresden. Er vertritt
       Innenminister Roland Wöller (CDU), der sich derzeit in Quarantäne befindet.
       
       Allein die Tatsache, dass man kontrolliert werden könnte, solle die
       Bürger*innen dazu motivieren, sich an die geltende 2G-Regel zu halten.
       Wird eine Person ohne Impf- oder Genesenennachweis im Restaurant erwischt,
       sagt Rechentin, dann drohe nicht nur ihr eine Geldstrafe, sondern auch der
       Gastronom*in. Laut dem aktuellen Bußgeldkatalog müssen Personen, die ohne
       2G-Nachweis ins Restaurant gehen, 250 Euro Strafe zahlen. Auf
       Gastronom*innen kämen dann 3.000 Euro zu.
       
       ## Höher ist die Inzidenz nirgendwo
       
       Sachsen ist das Bundesland mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz Deutschlands.
       Laut RKI liegt sie am Dienstag bei 483,7. Dieser Wert ist im Vergleich zur
       Vorwoche um 199 Prozent gestiegen. Bundesweit [2][beträgt die Inzidenz
       213,7]. „Die Lage in Sachsen ist nach wie vor sehr, sehr ernst, um nicht zu
       sagen: dramatisch“, sagt Sachsens Gesundheitsstaatssekretärin Dagmar
       Neukirch (SPD). Mit Leipzig gebe es in Sachsen nur noch eine Region, in der
       die 7-Tage-Inzidenz unter der 300 liege. Der Wert liegt hier am Dienstag
       bei 249,7. „Das stimmt uns sehr pessimistisch.“
       
       Neukirch zufolge seien es weiterhin „vor allem die Ungeimpften“, die sich
       infizieren. Die Inzidenz in dieser Gruppe liege in Sachsen bei fast 1.000.
       Sachsen hat nicht nur die höchste 7-Tage-Inzidenz in Deutschland, sondern
       auch die niedrigste Impfquote. Hier sind nur 57,2 Prozent der Menschen
       vollständig geimpft. Bundesweit liegt die Impfquote bei 67,2 Prozent.
       
       Neukirch teilte am Dienstag auch mit, die Nachfrage nach Boosterimpfungen
       in Sachsen steige enorm. Daher sollen die Impfkapazitäten bei mobilen Teams
       verdoppelt werden. „Noch in dieser Woche sollen pro Tag 6.000 Impfungen
       möglich sein“, so Neukirch. Bislang werden täglich rund 3.000 Dosen
       verimpft. Davon sind fast zwei Drittel Boosterimpfungen.
       
       ## Die Überlastungsstufe droht
       
       Nach Angaben des sächsischen Gesundheitsministerium befinden sich am
       Dienstag im Freistaat 1.149 Corona-patient*innen auf der Normalstation.
       „Das ist ein Plus von 23 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, das macht uns
       große Sorgen.“ Neukirch vermutet, dass Sachsen die Überlastungsstufe bei
       den Normalbetten „noch im Laufe dieser Woche“ erreichen wird.
       
       Mit der Überlastungsstufe treten noch schärfere Regeln in Kraft, dann zum
       Beispiel gilt die 2G-Regel auch für Hallenbäder und Saunen, für Sport im
       Innenbereich oder für körpernaher Dienstleistungen. Die Überlastungsstufe
       tritt ab dem übernächsten Tag ein, wenn auf der Normalstation mindestens
       1.300 Betten oder auf der Intensivstation mindestens 420 Betten mit
       Corona-Patient*innen an drei aufeinanderfolgenden Tagen belegt sind.
       
       Wie aus dem Divi-Intensivregister hervorgeht, befinden sich am Dienstag in
       Sachsen 271 Corona-Patient*innen auf der Intensivstation, 135 davon müssen
       beatmet werden. Damit sind in Sachsen knapp 19,79 Prozent der verfügbaren
       Intensivbetten mit Covid-19-Patient*innen belegt. Nur in Thüringen ist
       dieser Wert noch höher.
       
       In der Sächsischen Schweiz – hier liegt die 7-Tage-Inzidenz laut
       Robert-Koch-Institut (RKI) aktuell bei 864 – seien die ersten Kontrollteams
       bereits am Montag unterwegs gewesen, sagt Rechentin vom Innenministerium.
       In den anderen Landkreisen und kreisfreien Städten sollen die Kontrollen
       „am Mittwoch, spätestens am Donnerstag“ beginnen. Die Teams werden die
       2G-Regel „auch abends“ in Restaurants und Kneipen überprüfen, so Rechentin.
       
       Viele Gesundheitsämter in Sachsen beklagen schon jetzt Personalmangel.
       Woher sollen die Mitarbeiter*innen für die zusätzlichen
       Corona-Kontrollen also kommen? Gesundheitsstaatssekretärin Neukirch betont,
       dass es sich pro Landkreis und kreisfreier Stadt ja nur um drei
       Kontrollteams mit je einem Vertreter des Gesundheitsamtes handele. „Das ist
       eine zumutbare Größenordnung.“
       
       Rechentin vom Innenministerium sagt: „Vor dem Hintergrund des dramatischen
       infektionsgeschehens in Sachsen ist der kommunale Ordnungsdienst dazu
       aufgerufen, den Schwerpunkt seiner Kontrollen nicht auf Parkverstöße zu
       legen, sondern auf die Kontrolle der Corona-Schutzverordnung.“
       
       Letztlich, so Rechentin und Neukirch, könnten sowieso nicht alle
       Gastronomie-, Freizeit- und Kultureinrichtungen sieben Tage pro Woche
       kontrolliert werden. Die Kontrollteams haben also eher symbolische
       Funktion.
       
       9 Nov 2021
       
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