URI: 
       # taz.de -- Mögliche Kandidatur um Laschet-Nachfolge: Helge Braun als CDU-Chef?
       
       > Der Noch-Kanzleramtsminister wird als möglicher nächster Parteichef
       > gehandelt. Der hessische Landesverband könnte ihn am Freitag nominieren.
       
   IMG Bild: Vom Kanzleramt ins Adenauerhaus? Der scheidende Kanzleramtschef Helge Braun (CDU)
       
       Frankfurt am Main taz | Eine „spannende“ Mitgliederbefragung, ein
       „Kandidatenfeld mit echten Alternativen“, wünschte sich der scheidende
       Kanzleramtsminister und CDU-Politiker Helge Braun am Wochenende in einem
       FAZ-Interview für seine Partei. Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass
       er bei der [1][Kür der künftigen CDU-Parteispitze] selbst mitmischen will.
       
       Am kommenden Freitag werden die Parteigremien der hessischen CDU über die
       Nachfolge des scheidenden CDU-Vorsitzenden Armin Laschet beraten. Soviel
       steht fest. Nicht bestätigt ist dagegen ein Meldung, die in Wiesbaden am
       Rande des Landtagsplenums die Runde machte. Danach will der bisherige
       CDU-Bundesvize und Landeschef, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier,
       Helge Braun als Kandidat für den Bundesvorsitz der Partei vorschlagen.
       
       Mehrfach war Braun zuletzt bereits als möglicher Nachfolger Bouffiers in
       Hessen genannt. Mit der Nominierung für die CDU-Bundesspitze könnte
       Bouffier Braun auch den Stabwechsel im eigenen Land vorbereiten.
       
       „Zu gegebener Zeit“ werde er einen Vorschlag für seine Nachfolge in Hessen
       machen, antwortete der Partei- und Regierungschef Bouffier zuletzt
       gebetsmühlenartig auf die immer drängenderen Fragen über seine persönliche
       Zukunft. Bouffier, längst der dienstälteste Ministerpräsident der Republik,
       feiert im Dezember seinen 70. Geburtstag. Bei der nächsten hessischen
       Landtagswahl, im September 2023, wäre er 72 Jahre alt. Im Januar wird er
       länger als hessischer Ministerpräsident amtiert haben, als jeder andere
       CDU-Politiker vor ihm.
       
       ## Braun könnte passen
       
       Energisch und diszipliniert versieht Bouffier seine Ämter, die ihm noch
       erkennbar Spaß machen. Eine Krebserkrankung hat er überstanden. Eine
       frühere Unfallverletzung meldet sich allerdings schmerzhaft zurück. Selbst
       offizielle Termine absolviert er gelegentlich in Turnschuhen, um Füße und
       Knochen zu schonen. Als der erste grüne Staatsminister Joschka Fischer sich
       einst in Sneakern vereidigen ließ, galt das für Bouffiers CDU noch als
       unverzeihlicher Tabubruch.
       
       Die hessische CDU, die Fischer gerne als „Stahlhelmfraktion“ beschimpfte,
       hat sich verändert. Ein eher liberaler Politiker, wie der freundliche aber
       auch bestimmte Helge Braun, könnte passen.
       
       Den als mögliche Nachfolger gehandelten CDU-Mitgliedern seines Kabinetts
       traut Bouffier den Job des Regierungschefs jedenfalls erkennbar nicht zu:
       Innenminister Peter Beuth, der lange rechte Machenschaften in der hessische
       Polizei schönredete, wäre eine Provokation für den Grünen
       Koalitionspartner, vor allem für dessen Basis.
       
       Finanzminister Michael Boddenberg muss den Haushalt völlig neu ordnen,
       nachdem der Staatsgerichtshof das verabschiedete milliardenschwere
       „Sondervermögen“ zur Bewältigung der Pandmie als verfassungswidrig gekippt
       hat. Landtagspräsident Boris Rhein, ebenfalls CDU, gilt als Außenseiter.
       Zudem verfügt Schwarz-Grün im Landtags nur über eine Ein-Stimmen-Mehrheit.
       Ein Regierungswechsel mitten in der Legislaturperiode bliebe ein Risiko.
       
       ## Die Grünen könnten in Hessen zum Problem werden
       
       Mit dem Aufstieg Brauns ins Präsidium der Bundes-CDU, vielleicht auch nur
       als Bundesvize, hätte Bouffier beides erreicht. Bis zum Wahltag könnte er
       selbst Ministerpräsident bleiben. Würde ein Wechsel nötig, zum Beispiel aus
       gesundheitlichen Gründen, stünde mit Helge Braun der dann ranghöchste
       CDU-Politiker bereit. Der hessische Ministerpräsident muss nicht über ein
       Landtagsmandat verfügen.
       
       Nach Überzeugung der Strategen werden neben der Bundestagsfraktion die
       CDU-VertreterInnen im Bundesrat für den Neuanfang der Partei eine
       entscheidende Rolle spielen. Als Chef des Bundeskanzleramts hat Braun hier
       Erfahrungen sammeln können. In kniffligen Situationen hat Braun auch mit
       den Grünen Regierungsmitgliedern aus Hessen eine belastbare Vertrauensbasis
       aufgebaut.
       
       Allerdings könnten der Grüne Koalitionspartner für ihn zur ernsten
       Herausforderung werden. In der neusten Umfrage in Hessen (INSA 22.10.21)
       lag die SPD (26%) deutlich vor der Union (20%), die Grünen gleichauf
       (ebenfalls 20%.). Mit Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir verfügen die
       Grünen über einen bekannten und populären Kandidaten, sogar für das
       Ministerpräsidentenamt.
       
       Wenn die Zahlen es hergeben, könnte ein neues Bündnis die CDU auch in
       Wiesbaden in die Opposition schicken, nach mehr als 20 Jahren an der
       Regierung. So jedenfalls ist es zuletzt der CDU i[2][n den hessischen
       Großstädten Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden und Darmstadt ergangen], in
       denen zuvor Schwarze und Grüne vertrauensvoll zusammengearbeitet hatten.
       
       10 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neuaufstellung-der-CDU/!5811860
   DIR [2] /Neues-Regierungsbuendnis-in-Frankfurt-am-Main/!5766887
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christoph Schmidt-Lunau
       
       ## TAGS
       
   DIR Kanzleramtschef
   DIR CDU
   DIR Volker Bouffier
   DIR Armin Laschet
   DIR CDU
   DIR Friedrich Merz
   DIR Friedrich Merz
   DIR CDU
   DIR Friedrich Merz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Suche nach CDU-Vorsitz: Ein wirklich schwieriger Job
       
       Kandidaten für den CDU-Vorsitz bringen sich in Stellung. Doch die Aufgabe
       ist kaum zu erfüllen. Die Mitgliederbefragung dürfte die Spaltung
       vertiefen.
       
   DIR Kampf um den CDU-Vorsitz: Kandidaten ohne Garnitur
       
       In die Neuaufstellung der CDU kommt Bewegung: Karin Prien will Vize werden,
       Helge Braun könnte den „Herren aus NRW“ Konkurrenz machen und Spahn
       verzichtet.
       
   DIR Befragung der Mitglieder: Neuer CDU-Chef kommt im Januar
       
       Die CDU will erstmals ihre Mitglieder darüber befragen, wer an der
       Parteispitze stehen soll. Kandidaten sollen erst ab Samstag nominiert
       werden.
       
   DIR Neuaufstellung der CDU: Neue Wahl, alte Gesichter
       
       Die CDU-Gremien legen am Dienstag fest, wie der neue Parteichef gewählt
       wird. Wahrscheinliche Kandidaten: Norbert Röttgen und Friedrich Merz.
       
   DIR Neuaufstellung der CDU: Konservative Basisdemokratie
       
       Die CDU-Mitglieder wählen ihren nächsten Chef. Eine Frau wird es kaum
       werden. Die Partei braucht eine Modernisierung und mehr Junge vorn.