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       # taz.de -- Gewaltsamer Protest von Querdenkenden: Vermeintliche Selbstverteidigung
       
       > Die rechte Szene nutzt die Impfpflicht-Debatte dafür,
       > Querdenker*innen zu radikalisieren. In der Folge gibt es immer mehr
       > gewaltsamen Protest.
       
   IMG Bild: Drehen immer mehr auf: Querdenkende bei einer Demo in Frankfurt am Main am 4. Dezember
       
       Die Radikalisierung der Querdenken- und Coronaleugnungs-Bewegung wurde in
       den vergangenen Tagen vor allem im [1][Osten der Republik] wahrgenommen:
       Die [2][Auslöschung einer brandenburgischen Familie] durch den Vater, der
       sich dann selbst tötete, weil ein gefälschtes Impfzertifikat auffiel und er
       Angst vor einer Verhaftung gehabt haben soll; der [3][Fackelaufmarsch] vor
       dem Privathaus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) in
       Grimma wegen der Pandemieregelungen; der Auflauf nahe beim Haus von
       Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in
       Schwerin aus demselben Grund. Doch auch weiter westlich gibt es reichlich
       Militanz.
       
       Am vorigen Samstag protestierten rund 5.000 Querdenkende in Hamburg gegen
       die staatlichen Maßnahmen und gegen das Impfen. Ohne Abstand und ohne
       Masken, aber mit Verschwörungserzählungen und NS-Verharmlosungen zogen sie
       durch die Innenstadt. Unter ihnen waren auch Anhänger der NPD, einzelne
       Protestierende gingen Journalist:innen an. In Braunschweig führten am
       Montag Maßnahmen- und Impfgegner:innen eine nicht angemeldete
       Demonstration durch. Auch dort wurde ein Medienvertreter attackiert.
       
       Die Radikalisierung offenbart sich aber nicht allein bei Aufmärschen,
       sondern auch im Alltag. Am 3. Dezember griff ein Maskenverweigerer am Neuen
       Pferdemarkt in Hamburg einen Apotheker an, der eine Corona-Teststelle
       betreibt. Er musste sich im Krankenhaus behandeln lassen.
       
       Ebenfalls in Hamburg schoss am 24. November ein Mann zweimal mit einer
       Gaspistole auf einen Türsteher. Der Angegriffene, der medizinisch behandelt
       werden musste, soll zuvor dem Angreifer den Zutritt in einen Kulturverein
       verweigert haben, da er keine Maske trug. Am 4. November stand ein Mann vor
       dem Landgericht Hamburg, da er einen Kraftfahrer, der ihn um Abstand bei
       der Bitte nach einer Zigarette bat, mit einem Messer angegriffen haben
       soll. Die anwesende Tochter soll er ebenfalls bedroht haben.
       
       ## Die Maske als Maulkorb
       
       In Rotenburg/Wümme verletzte am 2. November eine Maskenverweigerin einen
       Kioskbetreiber schwer, nachdem es zum Streit um die Maskenpflicht gekommen
       war. Im Oktober wurde bekannt, dass an einer Schule in Niebüll ein anonymer
       Drohbrief eingegangen ist. Der Absender kündigte Gewalt an, sollte es an
       der Schule in Schleswig-Holstein zu Impfungen kommen, und nannte Namen aus
       dem Kollegium. Das Amtsgericht Delmenhorst verurteilte schon am 9.
       September einen Maßnahmengegner wegen eines Brandanschlags auf das Rathaus
       zu drei Jahren Haft.
       
       Die Radikalisierung kommt nicht überraschend: Die Maske wurde von
       Akteur:innen der rechten Szene früh politisch zum Maulkorb umgedeutet.
       Die Debatten um Einschränkungen für Ungeimpfte und um die Einführung einer
       Impfpflicht sehen sie jetzt als direkten Angriff auf ihre körperliche
       Unversehrtheit, der abgewehrt werden muss. Aus dieser Motivation kommt die
       Radikalisierung bis hin zur vermeintlichen Selbstverteidigung.
       
       14 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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