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       # taz.de -- Einfuhrstopp für Nahrungsmittel: Lukaschenkos lächerlicher Erlass
       
       > Der Importstopp ist eine billige Retourkutsche des Machthabers. Sein
       > Vorbild sitzt in Moskau.
       
   IMG Bild: Mal sehen, was er sich als nächstes ausdenkt: Alexander Lukaschenko
       
       Originalität war noch nie eine Stärke des belarussischen Präsidenten
       Alexander Lukaschenko. Jüngstes Beispiel dafür ist die Ankündigung, zu
       Jahresbeginn einen [1][Einfuhrstopp für bestimmte Waren aus westlichen
       Ländern] zu verhängen – darunter Fleisch, Milchprodukte, Gemüse und
       Süßwaren.
       
       Diese Entscheidung ist eine billige Retourkutsche angesichts der
       Strafsanktionen, mit denen der Westen auf die
       [2][Menschenrechtsverletzungen gegen Oppositionelle] in Belarus und
       [3][Lukaschenkos Zweitjob als Reisebegleiter für Migrant*innen] auf
       ihrem Weg in die EU reagiert hat.
       
       Als Vorbild für derartige Vergeltungsmaßnahmen dient Russland. Nachdem der
       Westen 2014 die völkerrechtswidrige Annexion der Krim sowie das
       Kriegsgeschehen in der Ostukraine mit Sanktionen beantwortete, machte
       Moskau für westliche Lebensmittelimporte die Schotten dicht.
       
       So manche/r dürfte sich noch an Bilder der staatlichen Fernsehsender
       erinnern, als bereits eingeführte landwirtschaftliche Produkte vor
       laufender Kamera vernichtet wurden. Gleichzeitig gab Russlands Regierung
       bekannt, die eigene Produktion ankurbeln zu wollen. Das gelang, wenn man
       einmal von Qualitätsstandards absieht.
       
       ## „Belarussische Krevetten“
       
       Dennoch waren vor allem betuchte Russ*innen nicht auf gestreckten Käse
       angewiesen – Belarus sei Dank. Plötzlich tauchten in russischen
       Supermarktregalen „belarussische Krevetten“ und weitere eher
       landesuntypische Waren auf, die im Westen hergestellt, in Belarus jedoch
       einfach umetikettiert worden waren.
       
       Damit ist wohl erst einmal Schluss, eher zum Leidwesen russischer
       Bürger*innen als ihrer leidgeprüften Nachbar*innen. Die meisten können
       sich eh keinen Camembert leisten.
       
       Die bestraften Staaten jedenfalls dürften den temporären Wegfall des
       belarussischen Absatzmarktes verkraften. Auch das zeigt, wie lächerlich der
       Erlass von Lukaschenko ist. Man darf gespannt sein, was er sich als
       nächstes ausdenken wird. Der Kreml hat da bestimmt noch die eine oder
       andere Anregung parat.
       
       8 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/ausland/belarus-einfuhrverbot-101.html
   DIR [2] /Menschenverachtung-in-Belarus/!5820178
   DIR [3] /Fluechtende-an-der-EU-Aussengrenze/!5814764
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
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