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       # taz.de -- Kommunales Wahlrecht: Unmündiger als Teenies
       
       > Die Ampelkoalition will das Wahlalter auf 16 senken, doch
       > Drittstaater*innen dürfen nicht mal kommunal wählen.
       
   IMG Bild: Protest der Initiative „Wahlrecht für alle“
       
       Olaf Scholz wurde zum 9. Bundeskanzler der BRD gewählt. Wir wünschen ihm
       viel Erfolg und eine glückliche Hand. In einem Punkt aber wird er diese
       glückliche Hand mit aller Wahrscheinlichkeit nicht haben: mehr Demokratie.
       
       Aber haben die [1][Ampelparteien] das Wahlalter nicht sogar auf 16 Jahre
       auf Bundesebene senken wollen, für mehr Beteiligung? Genau hier liegt das
       Problem: Während Teenager auf Bundesebene künftig wählen können sollen,
       dürfen erwachsene Menschen aus Drittstaaten nicht einmal auf kommunaler
       Ebene wählen. Die Ampelparteien halten Migrant*innen ohne deutschen oder
       EU-Pass also offenbar für unmündiger als 16-jährige Teenager.
       
       Dabei wollten die Ampelparteien doch „mehr Fortschritt wagen“. Viele
       positive Maßnahmen wurden im Koalitionsvertrag vorgesehen, insbesondere in
       den Bereichen Vielfalt und Teilhabe. Darunter auch die fällige
       Erleichterung bei der Einbürgerung, etwa durch die Hinnahme der
       Mehrstaatigkeit oder für die Gastarbeiter*innen-Generation, die viel
       für den Wohlstand unseres Landes geleistet hat. Lobenswert ist auch die
       Übernahme unserer Forderungen, ein Partizipationsgesetz zu verabschieden
       und einen Partizipationsrat einzuführen.
       
       Das [2][Wahlalter] auf Bundesebene auf 16 zu senken, gehört auch zu diesen
       positiven Maßnahmen. Gleichzeitig aber findet die Einführung des
       Kommunalwahlrechts für Drittstaatsangehörige keine Erwähnung. Die
       Dreierkoalition signalisiert damit, dass sie [3][Migrant*innen] auf
       kommunaler Ebene für politisch nicht mündig genug hält, um mitbestimmen zu
       können. Wer hier lebt, aber keinen deutschen Pass oder die
       Staatsangehörigkeit eines EU-Mitglieds hat, bleibt damit Zaungast in der
       Kommunalpolitik – im Herzen der Beteiligung – und wird von wichtigen
       Entscheidungen vor der Haustür ausgeschlossen. Das wiederum ist Gift für
       das Vertrauen in demokratische Kultur.
       
       Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir fordern die neue Bundesregierung dazu auf,
       zügig die Erweiterung des kommunalen Wahlrecht auf Drittstaater in die Hand
       zu nehmen.
       
       10 Dec 2021
       
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