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       # taz.de -- Beziehungen bei Springer: Die Infopflicht richtet's nicht
       
       > Der Springer-Verlag will eine Auskunftspflicht für innerbetriebliche
       > Beziehungen einführen. An der Atmosphäre im Haus wird das wenig ändern.
       
   IMG Bild: Kein Licht am Ende des Horizonts
       
       Über Auskunftspflichten wird ja derzeit viel debattiert. [1][Meistens geht
       ums Impfen beziehungsweise Nichtgeimpftsein]. Bei Springer geht’s dagegen
       um die Liebe. „Axel Springer plant Infopflicht zu innerbetrieblichen
       Beziehungen“, meldete die Nachrichtenagentur dpa diese Woche. Das ist doch
       mal was. Oder um einen Slogan der Financial Times abzuwandeln: „Due to the
       severe economic situation, there is to be no fucking work place.“
       
       Und wer hat dem Konzern das neue Springer-Essential zum merkwürdigen
       Verhalten geschlechtsreifer Vorgesetzter zur Paarungszeit eingebrockt?
       Natürlich E[2][x-Bild-Chef Julian Reichelt mit seinem nicht ganz
       unproblematischen Reigen an Verhältnissen]. Wenn bei Liebesbeziehungen am
       Arbeitsplatz Interessenkonflikte bestehen könnten, dann soll der
       Arbeitgeber informiert werden. Zum Beispiel bei Abhängigkeitsverhältnissen
       zwischen Vorgesetzt*innen und weniger hochrangigen Kolleg*innen. „Und
       was macht der Springer-Familienrat dann?“, fragt die Mitbewohnerin,
       „spielen sie Dr. Love und stimmen ab?“
       
       Problemfälle sollen an Vertrauensleute oder Compliance-Stellen gemeldet
       werden. Wie das laufen soll, ist noch unklar. „Die Privatsphäre solle
       möglichst gewahrt bleiben“, meldet dpa unter Berufung auf Springer. Nee,
       geht klar. Auch das kennen wir von der Bild-Zeitung. Sie tut ihr
       Möglichstes, private Sphären zu wahren.
       
       Wobei wie so oft im Leben das Scheitern schon eingeplant und eingepreist
       ist. Vorbild für den künftigen Springer-Kurs sind knallharte
       angelsächsische Vorschriften, die eine seltsame Vorstellung von Privatheit
       und Liebe haben. Wal Mart stand vor ein paar Jahren mal am Pranger, weil
       sich da gar keine*r mehr in andere aus der Workforce verlieben und
       verpartnern können sollte.
       
       Bitte nicht falsch verstehen. Ja, gegen Fälle wie den von Reichelt muss
       vorgegangen werden. All den Frauen, die sich hier mutig offenbart haben,
       gebührt immenser Respekt. Nur innerbetriebliche Hinweise gab es genug.
       [3][Es wurde nur nicht so genau hingeguckt]. Drakonische Vorschriften
       helfen nicht, sondern sollen einem Laden helfen, dem die Düse geht. Seht
       her, wir tun was, lautet das Motto dieser Alibi-Maßnahme.
       
       Nun sollen miese Macht- und emotional-berufliche Abhängigkeitsverhältnisse
       mit Bürokratie und fragwürdiger Abschreckungspolitik geregelt werden. Da
       hätten sie als teambildend-aufklärerische Maßnahme besser mal „[4][Sex
       Education]“ gucken sollen.
       
       Aber die Springer-Geschichte war schon immer verlogen. Wie beim damals
       schon viermal verheiratete Schwerenöter und Verleger [5][Axel S., der mit
       dem von ihm beschäftigten Kindermädchen Friede R. anbandelte], so über alle
       Abhängigkeiten hinweg. Was würde hier und heute die Compliance sagen?
       
       11 Nov 2021
       
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