# taz.de -- Brüsseler Reaktionen auf COP26: Zu wenige Ambitionen für 2030
> Das Schlusspapier aus Glasgow fand in Brüssel bei der EU ein geteiltes
> Echo. Viele EU-Politiker*innen hätten sich mehr Tatendrang gewünscht.
IMG Bild: Auch Manneken Pis ist fürs Klima
Brüssel taz | Bei der Europäischen Union in Brüssel ist der Abschluss von
Glasgow mit Erleichterung aufgenommen worden. Ein Scheitern wäre eine
Katastrophe gewesen, heißt es in der EU-Kommission und im Europaparlament.
Allerdings gehen die Meinungen darüber, ob die Klimakonferenz COP26 am Ende
doch noch ein Erfolg war, weit auseinander. Auch die Rolle der EU wird sehr
unterschiedlich bewertet.
Zufrieden äußerte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Die
Klimakonferenz COP26 ist ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärte
die CDU-Politikerin. Das [1][Ziel von 1,5 Grad] Celsius bleibe in
Reichweite, aber die Arbeit sei noch lange nicht getan. „Wir sollten
[2][die Zusagen von Glasgow] so schnell wie möglich umsetzen, um
anschließend höher zu streben“, so von der Leyen.
Skeptischer klang Klimakommissar Frans Timmermans, der in Glasgow am
Verhandlungstisch saß. Der Text spiegele „einen Interessenausgleich aller
beteiligen Parteien“ wieder, erklärte der Sozialdemokrat aus den
Niederlanden. Bei der Formulierung zum Kohleausstieg habe er sich zwar mehr
gewünscht, dennoch könne er nun reinen Gewissens vor seine Enkel treten.
„Das hier ist nur der Anfang.“
Timmermans hatte in der dramatischen Endphase der Verhandlungen ein Foto
seines Enkels hochgehalten, um die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen die
Klimakrise deutlich zu machen. „Um Himmels willen: Zerstört diesen Moment
nicht“, beschwor er seine Gesprächspartner. Allerdings hat die EU in
Glasgow keine neuen Angebote gemacht, was im Europaparlament auf
Unverständnis stößt.
## Chance verstrichen
„Es ist enttäuschend, dass sich die EU nicht stärker für einen Ausgleich
der Schäden und Verluste in den am stärksten gefährdeten Ländern eingesetzt
hat“, kritisiert der grüne Europaabgeordnete Michael Bloss. Die
EU-Kommission habe die Chance verstreichen lassen, [3][für mehr
Klimagerechtigkeit eine Brücke zwischen dem globalen Norden und dem
globalen Süden zu schlagen.]
Zufriedener äußerte sich der CDU-Politiker Peter Liese, der die
Parlamentsdelegation in Glasgow gemeinsam mit seinem französischen Kollegen
Pascal Canfin geleitet hat. „Das Glas ist definitiv mehr als halbvoll, aber
es gibt noch viel zu tun“, erklärte er. Es sei erfreulich, dass
Klimaneutralität mittlerweile von allen akzeptiert ist. Bei der
Klimakonferenz 2019 sei die EU mit diesem Ziel noch allein gewesen, nun
habe es sich durchgesetzt.
„Das größte Problem ist aber, dass wir zu wenig Ambitionen für die Zeit bis
2030 haben“, so Liese. „Wir müssen schneller handeln, damit unsere Kinder
und Enkelkinder überhaupt noch eine Chance haben, den Klimawandel in den
Griff zu bekommen.“ Die Ambitionen der meisten Vertragsstaaten bis 2030
reichten nicht aus. Die EU müsse daher versuchen, andere Länder
mitzuziehen.
Die 27 EU-Staaten wollen ihren CO2-Ausstoß bis 2030 um mindestens 55
Prozent senken. Im Juli hatte die EU-Kommission einen entsprechenden
Aktionsplan vorgelegt. Der Plan mit dem sportlichen Titel „Fit for 55“ ist
allerdings noch nicht fertig; in Brüssel beginnen jetzt erst die
Verhandlungen mit dem EU-Parlament. Auch die neue Regierungskoalition in
Berlin ringt noch um Details.
14 Nov 2021
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## AUTOREN
DIR Eric Bonse
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