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       # taz.de -- Krieg in Äthiopien: US-Sanktionen gegen Eritrea
       
       > Die US-Regierung verhängt Strafen gegen Eritrea wegen des Eingreifens in
       > Tigray. Außenminister Blinken reist in die Region.
       
   IMG Bild: Die beiden Machthaber Abiy Ahmed (Äthiopien, links) und Isaias Afwerki (Eritrea, rechts), hier 2018
       
       Berlin taz | Die USA erhöhen den Druck auf die Konfliktparteien in
       Äthiopien, um eine Zuspitzung des Kriegs zwischen der Zentralregierung und
       den Tigray-Rebellen der TPLF (Tigray-Volksbefreiungsfront) abzuwenden. Am
       Freitag verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen Eritrea.
       
       Eritreas Regierung hatte vor einem Jahr [1][Truppen nach Äthiopien
       entsandt], um der äthiopischen Regierung bei der Eroberung Tigrays zu
       helfen. Den eritreischen Soldaten – die mittlerweile wieder abgezogen sind,
       woraufhin die TPLF wieder die Kontrolle über den Großteil Tigrays übernahm
       – werden schwere Verbrechen vorgeworfen.
       
       „Eritreische Streitkräfte haben während des Konflikts in ganz Äthiopien
       operiert und sind für Massaker, Plünderungen und sexualisierte Angriffe
       verantwortlich gewesen“, so das US-Finanzministerium.
       
       [2][Die Sanktionen] richten sich gegen die eritreische Armee, die
       regierende Staatspartei PFDJ (Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit),
       Eritreas Geheimdienstchef Abraha Kassa Nemariam, die
       PFDJ-Unternehmensholding Hidri Trust, die für die Verwaltung des
       Parteieigentums zuständige Red Sea Trading Corporation sowie deren
       Geschäftsführer Hagos Ghebrehiwet W Kidan.
       
       ## „Zeit und Raum“ für Gespräche
       
       Aus Sicht Washingtons ist die Bestrafung Eritreas ein Warnsignal, auf das
       ähnliche Maßnahmen gegen Äthiopiens Regierung sowie die TPLF folgen
       könnten, falls die nicht einlenken. Sanktionen gegen Äthiopier würden „noch
       nicht“ verhängt, „um Zeit und Raum zu lassen und zu sehen, ob die Gespräche
       Fortschritte machen“, sagte US-Außenminister Antony Blinken.
       
       Blinken wird am Dienstag zum Beginn seiner ersten Afrikareise als
       Außenminister in Kenias Hauptstadt Nairobi erwartet, wichtigstem Ort für
       die internationalen Sondierungsgespräche zu einer Lösung des
       Tigray-Konflikts.
       
       Der US-Außenminister hatte vergangene Woche mit dem Sonderbeauftragten der
       Afrikanischen Union (AU), Nigerias Ex-Präsident Olusegun Obasanjo,
       gesprochen, nachdem dieser in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba und in
       Tigrays Hauptstadt Mekelle mit den Führungen der Konfliktparteien
       gesprochen und danach in Nairobi internationalen Diplomaten [3][Bericht
       erstattet] hatte.
       
       Obasanjo genieße die „starke Unterstützung“ der USA, sagte Blinken. Nötig
       seien „der Stopp aller Militäroperationen, Verhandlungen über einen
       Waffenstillstand ohne Vorbedingungen und ungehinderter humanitärer Zugang“.
       
       Bisher machen Äthiopiens Regierung sowie die TPLF direkte Gespräche
       miteinander davon abhängig, dass die Gegenseite vorher einlenkt.
       
       So verlangen Tigrays Rebellen ein Ende der Blockade ihrer Provinz durch die
       Regierung und einen Rückzug der Regierungsstreitkräfte aus ganz Tigray.
       Äthiopiens Regierung verlangt einen Rückzug der TPLF aus Gebieten außerhalb
       Tigrays und ihre eigene Anerkennung durch die Rebellen. Beide Seiten lehnen
       die Forderungen des jeweiligen Gegners ab.
       
       15 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Krieg-in-Aethiopien/!5736994
   DIR [2] https://home.treasury.gov/news/press-releases/jy0478
   DIR [3] https://au.int/en/pressreleases/20211114/statement-prospects-peace-ethiopia-he-olusegun-obasanjo-high-representative
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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