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       # taz.de -- Klage wegen Methan-Emissionen: Nord-Stream-Pipeline vor Gericht
       
       > Kann die Deutsche Umwelthilfe Nord Stream 2 stoppen? Am Dienstag startet
       > der Prozess wegen klimaschädlicher Methan-Emissionen.
       
   IMG Bild: Zu früh gefreut? Jubel nach der Verlegung der letzten Röhre von Nord Stream 2 im September
       
       Berlin taz | Über die Klima-Auswirkungen der [1][Gaspipeline Nord Stream 2]
       verhandelt an diesem Dienstag das Oberverwaltungsgericht Greifswald. Die
       [2][Deutsche Umwelthilfe (DUH)] klagt gegen die Baugenehmigung für die
       beiden Röhren zwischen Russland und Deutschland. „Die extrem
       klimaschädlichen Methan-Emissionen aus Förderung, Verarbeitung und
       Transport von Erdgas wurden im Verfahren bisher vollständig ignoriert“,
       begründete DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
       
       Unter anderem die russische und deutsche Regierung haben das fast zehn
       Milliarden Euro teure Projekt gegen die EU, USA, Polen und die Ukraine
       durchgedrückt. Die Projektgesellschaft Nord Stream 2 gehört dem russischen
       Energieriesen Gazprom. An der Finanzierung beteiligt sind auch die
       hierzulande ansässigen Energie-Unternehmen Uniper und Wintershall Dea,
       sowie Engie (Frankreich), OMV (Österreich) und Shell (Niederlande).
       
       Umstritten ist die Pipeline unter anderem, weil sie die bisherigen
       Gas-Transitländer Ukraine und Polen umgeht und deshalb möglicherweise
       politischem Druck aus Russland ausliefern könnte.
       
       Ob es nach der öffentlichen Verhandlung am Dienstag zu einer Entscheidung
       kommt, ist unklar. Die DUH argumentiert, mittlerweile sei bekannt, dass bei
       Förderung und Transport von Erdgas viel mehr Methan entweiche als früher
       angenommen. Das Gas ist erheblich klimaschädlicher als beispielsweise
       Kohlendioxid.
       
       ## Möglicherweise steht Genehmigung in Frage
       
       In der Genehmigung des Bergamtes Stralsund von 2018 seien solche
       wissenschaftlichen Erkenntnisse aber nicht berücksichtigt worden, erklärte
       die DUH. Bekommt die Organisation Recht, müsse das Bergamt seine damalige
       Entscheidung überprüfen, was die Genehmigung möglicherweise komplett in
       Frage stelle, sagte Müller-Kraenner. Das Bergamt weist die Einwände zurück.
       
       Das Erdgas aus Russland steht in der Pipeline bereits zum Transport bereit,
       es fließt aber noch nicht. Vorher muss die Bundesnetzagentur das
       Unternehmen Gazprom als „unabhängigen Netzbetreiber“ zertifizieren. Den
       entsprechenden Antrag hat das Unternehmen eingereicht.
       
       Das Verfahren kann noch ein paar Monate dauern. In seiner Stellungnahme
       dazu hat das Bundeswirtschaftsministerium jedoch schon festgestellt, dass
       die „Zertifizierung die Sicherheit der Gasversorgung Deutschlands und der
       EU nicht gefährdet“. Das sei sehr wohl der Fall, schrieb dagegen die
       Energieaufsicht des EU-Mitglieds Polen in ihrer Stellungnahme im Rahmen
       desselben Verfahrens.
       
       ## Bessere europäisch-russische Beziehungen?
       
       Ob die neue Pipeline sinnvoll oder gefährlich ist, [3][wird derzeit breit
       diskutiert]. Für sie spricht, dass Deutschland in den kommenden 25 Jahren
       noch viel Erdgas braucht, bis die erneuerbaren Energien die Versorgung
       komplett abdecken.
       
       Auch mit einer Verbesserung der europäisch-russischen Beziehungen
       argumentieren die Befürworter:innen. Ein Gegenargument ist die dann
       zunehmende Abhängigkeit von russischem Gas und das daraus resultierende
       Erpressungspotenzial seitens der russischen Regierung. Außerdem ist Erdgas
       eine fossile Energiequelle, die den Klimawandel weiter vorantreibt – das
       Gegenteil dessen, was etwa bei der Klimakonferenz in Glasgow beschlossen
       wurde.
       
       16 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Energieexperte-ueber-Gas-aus-Russland/!5807454
   DIR [2] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/unentdeckt-ungemeldet-unbehoben-deutsche-umwelthilfe-sieht-nach-enthuellungsbericht-weiter-grosse-v/
   DIR [3] /Steigende-Preise-bei-Oel-und-Gas/!5804529
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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