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       # taz.de -- Neue und alte Regierungschefin in Island: Jakobsdóttir macht weiter
       
       > Die Vorsitzende der Links-Grünen wird zum zweiten Mal Regierungschefin in
       > Island. In der Koalition ist ihre die kleinste der drei Parteien.
       
   IMG Bild: Beliebt bei den Menschen in Island: Premierministerin Katrín Jakobsdóttir
       
       Stockholm taz | Was Popularität angeht, kann in Island niemand Katrín
       Jakobsdóttir das Wasser reichen. Deshalb darf die Vorsitzende der
       Links-Grünen nun das, was zwei von drei WählerInnen auf der Insel wollen:
       Jakobsdóttir wird zum zweiten Mal die isländische Regierung führen. Obwohl
       ihre Partei bei der [1][Parlamentswahl] im September mit 12,6 Prozent nur
       die kleinste der drei Parteien wurde, die sich am Sonntag auf die
       Wiederauflage der Koalition geeinigt haben, die Island schon die
       vergangenen vier Jahre regiert hatte.
       
       Vor ihrer Popularität kapitulierten auch Bjarni Benediktsson, der
       Vorsitzende der Selbständigkeits-, und Sigurður Ingi Jóhannsson, der Chef
       der Fortschrittspartei. Sie bilden mit den Links-Grünen die Koalition, und
       beide verzichteten darauf, trotz besserer Ergebnisse für ihre Parteien, der
       charismatischen Katrín den Posten streitig zu machen.
       
       Eine Wahlanfechtung hatte die Regierungsbildung ohnehin schon zwei Monate
       verzögert. Man ist pragmatisch in Island. Auch die Tatsache, dass die
       Partei der Ministerpräsidentin die einzige im Parlament ist, die einen
       Nato-Austritt des Landes will, ist für die Koalitionszusammenarbeit und für
       sie als Regierungschefin kein Hindernis.
       
       Das Geheimnis der nach der Sozialdemokratin Jóhanna Sigurðardóttir zweiten
       Frau an der Spitze einer isländischen Regierung, die nun in der
       Links-rechts-Regierung mit Konservativen und Liberalen so unangefochten die
       Hitliste der beliebtesten PolitikerInnen anführt? „Ich sage einfach, was
       ich denke“, meint die 45-Jährige selbst dazu. „Entweder den Menschen
       gefällt das und sie stimmen für mich. Oder sie lassen es eben bleiben.“
       
       ## Die erste Partei mit Klima und Umwelt als Priorität
       
       Nach einem Sprachenstudium und einer Dissertation über den Krimiautor
       Arnaldur Indriðason arbeitete sie als Universitätslektorin und als Autorin
       beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bevor ihr politisches Engagement die
       meiste Zeit einnahm. „Weil sie die erste Partei war, die Klima und Umwelt
       als Priorität hatte“, sei sie mit 26 Jahren den Links-Grünen beigetreten.
       Schon zwei Jahre später war sie stellvertretende Parteivorsitzende und
       wurde 2007 erstmals ins Parlament gewählt. Von 2009 bis 2013 war sie
       Ministerin für Erziehung und Kultur. 2013 übernahm sie dann auch den
       Parteivorsitz der „Vinstri græn“.
       
       So eine breite Regierung von ganz links bis ganz rechts zusammenzuhalten,
       sei schon „recht anstrengend“, gesteht sie: „Aber ich bin nicht jemand, der
       aufsteht und die Tür zuknallt, wenn Verhandlungen mal nicht laufen. Ich
       liebe es, mich zu einer Lösung und zu Kompromissen hin zu diskutieren.“ Ja,
       in der letzten Legislaturperiode seien es ein wenig zu viel Kompromisse
       gewesen: „Aber für mich heißt Politik das zu erreichen, was möglich ist.“
       
       Ihre Freizeit? „So weit ich die überhaupt habe, versuche ich so viel Zeit
       wie möglich mit meinem Mann und den drei Söhnen zu verbringen. Wir sind
       viel in der Natur und dann bin ich ein ausgesprochener Krimifan.“
       [2][Nordic Noir] natürlich.
       
       29 Nov 2021
       
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