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       # taz.de -- Verbeamtung von Lehrkräften: Mehr Geld ist doch genug
       
       > Als letztes Bundesland kehrt nun auch Berlin zur Verbeamtung seiner
       > Lehrkräfte zurück. Dieser Schritt ist bedauerlich – und langfristig
       > unklug.
       
   IMG Bild: Demnächst auch in Berlin als Beamtin: Rotstiftschwingen und Notenvergabe an Schüler*innen
       
       Verbeamtete LehrerInnen gibt es also wieder flächendeckend. Die neue
       Berliner Landesregierung hatte mit ihrer Entscheidung realpolitisch keine
       andere Wahl: In jedem anderen Bundesland werden Lehrkräfte inzwischen
       (wieder) verbeamtet. Logisch, dass der pädagogische Nachwuchs eher dorthin
       geht, wo es mit dem [1][Beamtenstatus] mehr Geld und vor allem eine gute
       Pension gibt.
       
       Trotzdem ist dieser Schritt, den zuletzt auch Thüringen machte, bedauerlich
       und langfristig nicht klug. Das Argument, ohne Verbeamtung würde man nicht
       genug [2][LehrerInnen] bekommen, sagt etwas über die Konkurrenz um
       Lehrkräfte zwischen den Bundesländern aus. Es ist aber kein Argument für
       den Beamtenstatus als solchen, zumal LehrerInnen anders als
       Justizvollzugsbeamte oder Finanzbeamte keine hoheitlichen Aufgaben haben.
       
       Der Beamtenstatus wurde nicht erfunden, um Beamte besonders gut zu
       bezahlen, sondern weil der Staat sein Personal für sensible Aufgaben eng an
       sich binden wollte. Den Pull-Effekt zum Beamtenstatus gäbe es nicht, wenn
       man die angestellten [3][LehrerInnen] besser bezahlen würde – und der
       Nachwuchs bei der Berufswahl nicht auf Pensionserwartungen in 40 Jahren
       blicken würde. Dass junge Menschen auch deshalb gern Beamte werden, zeigt,
       dass die Lücke zwischen Pensionen zumindest im höheren Dienst und der
       gesetzlichen Rente inzwischen viel zu groß geworden ist.
       
       Wer verbeamtet ist, gibt diesen Status nicht freiwillig auf – ein Lehrer,
       der mit 40 merkt, dass er Schulkinder eigentlich nicht ausstehen kann, wird
       bis zur Pension durchhalten und seine wahren beruflichen Träume nie
       erfüllen. Umgekehrt ist für talentierte 50-Jährige der Lehrerberuf nicht
       attraktiv, weil sie in den meisten Bundesländern nicht mehr verbeamtet
       werden. Gleichzeitig sind es die LehrerInnen, die nicht nur Formeln und den
       Zweiten Weltkrieg erklären sollen, sondern die SchülerInnen „fit“ für den
       Arbeitsmarkt machen sollen – den sie selbst außerhalb ihrer Beamtenblase
       nicht kennen. Wertschätzung gegenüber Lehrkräften kann der Staat über mehr
       Geld zeigen – der Beamtenstatus ist dafür nicht nötig.
       
       30 Nov 2021
       
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