URI: 
       # taz.de -- Impfen in Berliner Einkaufszentrum: Warten, bis der Arzt kommt
       
       > Pieksen lassen, wo andere shoppen: In der Mall in der Frankfurter Allee
       > ist das möglich.
       
   IMG Bild: Lange Schlangen für Booster, Erst -und Zweitimpfungen am Ringcenter
       
       Berlin taz | Zwischen der hellen Weihnachtsbeleuchtung und den
       umherwuselnden Menschen ist eine Warteschlange zu erkennen. Sie scheint
       überschaubar zu sein. Im Ringcenter in Friedrichshain kann man sich seit
       Freitag im neu eröffneten Impfzentrum piksen lassen. Die erwähnte kürzere
       Warteschlange ist allerdings am Testcenter.
       
       Die Impfstation befindet sich ein Stockwerk höher. Dort sieht es schon ganz
       anders aus: Eine längere Warteschlange mit geschätzt 200 Menschen, die über
       drei Stockwerke bis nach unten auf die Straße führt, sowie
       Sicherheitspersonal, das dafür sorgt, dass sich alle ordentlich anstellen.
       Der Andrang ist also groß. Aber wer ist heute zum ersten Impftermin da?
       
       „[1][Ich bin keine Impfgegnerin]“, beteuert eine 55-jährige Verkäuferin,
       „ich hatte schlicht Angst vor den Nebenwirkungen. Jetzt lass ich mich
       impfen, weil man ja sonst nirgendwo mehr reinkommt.“ Ein paar Plätze hinter
       ihr steht ein 32-jähriger Pfleger, der bis jetzt mit der Impfung gewartet
       hat, weil er gerne Langzeitstudien gehabt hätte. „Ich lass mich impfen,
       weil ich weiter arbeiten möchte. Im Pflegedienst kommt ja bestimmt die
       Impfpflicht“, erzählt er. Die Impfquote der vollständig Geimpften in Berlin
       liegt momentan bei knapp 70 Prozent und somit knapp über dem
       Bundesdurchschnitt.
       
       Im Ringcenter in Friedrichshain arbeiten zehn Ärzt*innen und spritzen im
       Schnitt 1.000 Impfdosen täglich in die Arme der Impfwilligen. Die
       Geschäftsführerin der Arbeiter-Samariter-Bund-Nothilfe, Dr. Sarah Maaß,
       berichtet, dass das Impfzentrum gut angenommen wird und vollkommen
       ausgelastet ist. Momentan wird mit Moderna geimpft, für alle unter 30
       Jahren und Schwangere gibt es den Impfstoff von Biontech.
       
       Zurück in der Warteschlange und mittlerweile zwei Stockwerke tiefer: Auf
       die Frage, wie lange er schon warte, sagt ein 24-jähriger Student: „zwei
       Stunden“, er hat gerade mal die Hälfte geschafft.
       
       ## Immer noch Bedenken gegen die Impfung
       
       Viele der Impflinge, die in dem kalten Außentreppenhaus des Ringcenters
       stehen, vertreiben sich die Zeit mit Kopfhörern auf den Ohren. Im untersten
       Stockwerk steht ein junger Erzieher für die erste Impfung an. Er erzählt,
       dass er sich durch die Kommunikation bezüglich der Impfung seitens der
       Politik verunsichert gefühlt hat. Als Beispiel nennt er den noch
       amtierenden [2][Gesundheitsminister Jens Spahn], der seiner Meinung nach
       zur Auswahl der Impfstoffe undeutliche Aussagen getroffen habe. Auch er sei
       kein Impfgegner. „Aber ich finde, die Debatte um das Thema wird momentan in
       Deutschland zu scharf geführt“, fügt er hinzu.
       
       Fast am Ende der Schlange und somit draußen auf der Straße im Nieselregen
       steht eine 23-jährige Mutter von zwei Kindern. Eigentlich wollte sie sich
       nicht impfen lassen, da sie Angst vor Nebenwirkungen hat. „Ich bin auf Bus
       und Bahn angewiesen, um zur Arbeit zu kommen, und da muss man jetzt ja
       quasi für geimpft sein“, so die Frau.
       
       Die Erstimpflinge im Ringcenter sind im Durchschnitt recht jung. Viele
       betonen, keine Impfgegner:innen per se zu sein, sondern dass sie
       lediglich Bedenken bei der Corona-Impfung hätten. Die Hauptmotivation
       scheinen die [3][momentanen 2G-Regelungen zu sein], wodurch die Türen für
       Ungeimpfte oftmals verschlossen bleiben. Denn momentan ist der Impfnachweis
       die Eintrittskarte in Restaurants, Cafés und Clubs. Die Erstimpflinge
       kommen also zwar etwas spät zur Party, aber dafür kommen sie jetzt rein.
       
       2 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Solidaritaet-in-der-Pandemie/!5815713
   DIR [2] /Gesundheitsminister-Jens-Spahn/!5813968
   DIR [3] /Bund-Laender-Schalte-zur-Coronalage/!5819387
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Josua Gerner
       
       ## TAGS
       
   DIR Berlin-Lichtenberg
   DIR Impfung
   DIR Jens Spahn
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Shoppingmalls
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Corona-Politik in Berlin: Erstes Impfzentrum schließt wieder
       
       Berlin beginnt, die Zahl seiner Impfzentren zu reduzieren. Die Auslastung
       ist im Vergleich zu Dezember auf die Hälfte geschrumpft.
       
   DIR Wissenschaft im Einkausfzentrum: Mall anders gedacht
       
       In einer Berliner Shopping Mall sollen sich Universität und Gesellschaft
       ganz nah kommen. Bisher lassen die Konsument:innen eher auf sich
       warten.
       
   DIR Corona-Maßnahmen in Deutschland: Ungeimpfte müssen draußen bleiben
       
       Bund und Länder beschließen Maßnahmen gegen das Infektionsgeschehen. Die
       Impfpflicht ist jetzt kein Tabu mehr – nicht einmal bei der FDP.