# taz.de -- Mehr Schwerbehinderte arbeitslos: Covid killt Inklusion
> Vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren Menschen mit Behinderung kaum.
> Besonders drastisch ist die Situation in Hamburg.
IMG Bild: Viele Schwerbehinderte in Norddeutschland sind arbeitslos
Bremen taz | Der Arbeitsmarkt hat Corona fast überwunden, heißt es aus den
regionalen Arbeitsagenturen im Norden für den November. Doch die gute
Nachricht gilt nicht für Schwerbehinderte: Von ihnen sind aktuell noch
165.000 arbeitslos gemeldet, 13.000 (acht Prozent) mehr als vor der
Pandemie. Das zeigt der Inklusionsbericht, den Aktion Mensch anlässlich des
Tages der Menschen mit Behinderung herausgegeben hat.
Besonders deutlich betroffen ist Hamburg: Um 15 Prozent ist die
Arbeitslosigkeit unter Schwerbehinderten im Stadtstaat gestiegen, im Land
Bremen sind es dagegen nur 1,5 Prozent. Eine Erklärung für den besonders
hohen Anstieg in Hamburg gibt es von der Landesbehindertenbeauftragten noch
nicht. Auch bei der Hamburger Arbeitsassistenz, die als Mittlerin zwischen
Betrieben und erwerbsfähigen Behinderten agiert, kann man über die Ursachen
nur spekulieren: Eventuell hätten dort besonders viele Inklusionsbetriebe
ihr Angebot eingeschränkt. „Dass Leute entlassen wurden, ist mir dagegen
nicht bekannt“, so Geschäftsführer Helmut Jünger.
Tatsächlich zeigen die Zahlen für Gesamtdeutschland, dass der Anstieg der
Arbeitslosenzahlen nur zu etwa vier Prozent auf Kündigungen zurückzuführen
ist – Arbeitnehmer mit Schwerbehindertenstatus genießen besondere
Schutzrechte und können nur schwer entlassen werden.
## Fortschritte zunichte gemacht
Auch deshalb waren noch 2020 Schwerbehinderte weniger stark von den Folgen
der Pandemie betroffen als andere Arbeitnehmer*innen. Doch der Arbeitsmarkt
für Behinderte gilt als wenig dynamisch – und konnte vom Aufschwung 2021
nicht im gleichen Maße profitieren. Bert Rürup vom Handelsblatt Research
Institute, das das Inklusionsbarometer für die Aktion Mensch jährlich
erstellt, mahnt gar, mit der Pandemie seien alle seit 2016 „erreichten
Fortschritte zunichte gemacht“.
Etwa 10 Millionen Deutsche sind schwerbehindert, aber nur gut 1,4 Millionen
werden in der Statistik als erwerbsfähig eingestuft. Die Zahlen des
Inklusionsberichts beleuchten also nur den verhältnismäßig kleinen Anteil
der Behinderten, die um Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt konkurrieren.
5 Dec 2021
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DIR Lotta Drügemöller
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