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       # taz.de -- Konzerttipps der Woche: Zynismus und Frohsinn
       
       > The Burning Hell ist mit tollem Support an zwei Abenden im Marie
       > Antoinette zu Gast. Im HAU feiert das Singspiel „Planet Egalia“ Premiere.
       
   IMG Bild: Die aktuelle vierköpfige Besetzung von „The Burning Hell“ um Mathias Kom (zweiter von rechts)
       
       Ach, was soll man sagen: 2G hin oder her, es ist ja leider schon wieder so,
       dass man genau überlegt, was einem nun das Risiko wert ist, überhaupt unter
       Menschen zu gehen… Was vor dem Hintergrund besonders fies ist, dass auch in
       dieses Jahr, wie man das aus den präpandemischen Novembern kennt, wieder
       reichlich Konzerte gibt, für die es sich durchaus lohnt, durch die kalte
       Nacht zu ziehen.
       
       Am Sonntag und Montag sind das etwa die sicher tollen Auftritte der
       [1][kanadischen Garage-Folk-Combo] The Burning Hell. Beim Kollektiv um den
       Singer-Songwriter Mathias Kom gehen Zynismus und Frohsinn, süffige Melodien
       und weirde Instumentalpassagen aufs Schönste und Schrägste zusammen.
       
       Vergangenes Jahr brachte er mit seiner Mitstreiterin, der Klarinettistin
       Ariel Sharratt, unter ihren echten Namen das Album “Never Work“ heraus,
       gerade arbeiten sie an einem neuen Burning-Hell-Album, bei dem es „um Vögel
       und die Apokalypse“ gehen soll. Weitere gute Gründe zu kommen, liefert der
       jeweilige Support.
       
       Am Sonntag ist das Nina Töllner mit ihren tollem Noise-Folk-Projekt Drunk
       At Your Wedding, am Montag dann neben Kelly McMichael die tatsächlich sehr
       eindrucksvolle Desmond Garcia One Man Band. Zwar gilt bei den beiden Shows
       offiziell 2G, noch nicht 2G+, aber der Veranstalter bittet nichtsdestotrotz
       darum, dass ein*e jede*r einen einen tagesaktuellen Schnelltest im Gepäck
       hat ([2][Marie Antoinette], 21. & 22. 11., jeweils 20 Uhr, [3][Tickets
       15,50 Euro)]
       
       An beiden Abenden ist alles zumindest in einem Punkt fast wie früher: Die
       Konkurrenz ist so gut, dass man gar nicht weiß, wo man lieber hin will. Am
       Sonntag etwa gibt [4][die Londoner Jazz-Saxophonistin] Nubya Garcia, die
       schon mit Künstlern wie Makaya McCraven, Moses Boyd und Shabaka Hutchings
       im Studio war und letztes Jahr ihr tolles zweites Album „Source“
       herausbrachte, [5][ihr mehrfach verschobenes Konzert im Gretchen]. Live
       kommt ihre eklektizistische Fusion aus Prog-Jazz, Hip Hop-Beats und
       Melancholie sicher besonders toll (Gretchen, 21.11., 20.30 Uhr, Tickets
       21,20 Euro).
       
       Am Montag spielt dann [6][die aus Brooklyn stammende Taja Cheek] aka L’Rain
       im Privatclub, wo übrigens nur – unter pandemischen Aspekten sicher nicht
       uninteressant – nur die Hälfte der üblichen Tickets zum Verkauf stehen.
       Ihren Künstlernamen lieh L’Rain sich von ihrer während der Aufnahmen zu
       ihrem Debüt verstorbenen Mutter Lorraine.
       
       Für den im vergangene Sommer erschienen Nachfolger „Fatigue“ wurde sie dann
       umfänglich gefeiert. Auf dem introspektiven und dabei doch luftigen Album
       bringt sie flächige Synthesizer mit Bläser, Field Recordings und Loops
       zusammen ([7][Privatclub], 22.11., 20 Uhr, 14,30 Euro).
       
       Am Montag hat dann auch Christiane Rösingers „Planet Egalia – Ein
       feministisches Singspiel“ Premiere. Dass die Songschreiber und
       Veranstalterin der legendären Flittchenbar ein Händchen dafür hat,
       Didaktisches mit Humor und Entertainment zu verbinden, zeigte sie bereits
       vor gut zwei Jahren mit „Stadt unter Einfluss“, ihrem ebenfalls am HAU 1
       inszenierten Musical zur leidigen Mietenthematik.
       
       [8][Jetzt wendet sich sich der Geschlechterfrage zu] und nimmt dabei Bezug
       auf Autorinnen der 1970er Jahre: auf die Norwegerin Gerd Brantenberg, die
       in ihrem Roman “Die Töchter Egalias“ die Geschlechterverhältnisse einfach
       umdrehte, und auf die US-Autorinnen Ursula K. Le Guin, Joanna Russ und
       Marge Piercy.
       
       Der Montag ist zwar ausverkauft, doch für die folgenden Abenden gibt es
       noch einige Tickets (täglich bis Do, 24.11, 19 Uhr, Tickets 17-22, erm. 10
       Euro, [9][www.hebbel-am-ufer.de])
       
       18 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.theburninghell.com/
   DIR [2] https://marie-antoinette-berlin.de/
   DIR [3] https://amstart-vorverkauf.tickettoaster.de/produkte/34233-tickets-the-burning-hell-marie-antoinette-berlin-am-21-11-2021
   DIR [4] https://www.nubyagarcia.com/
   DIR [5] http://www.gretchen-club.de/detail.php?id=1926
   DIR [6] https://lrain.bandcamp.com/album/lrain-deluxe-edition
   DIR [7] https://privatclub-berlin.de/event/lrain/
   DIR [8] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/christiane-roesinger-planet-egalia/
   DIR [9] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/christiane-roesinger-planet-egalia/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stephanie Grimm
       
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