# taz.de -- Tote bei Weihnachtsparade in Wisconsin: Auto rast in Menschenmenge
> Die Nachrichtenlage bleibt unübersichtlich. Eine „Person von Interesse“
> wurde festgenommen, doch über Details wird nur spekuliert.
IMG Bild: Spur der Verwüstung und Beweisstück bei den Ermittlungen auf der Hauptstraße in Waukesha
Washington taz | Der Weihnachtsumzug von Waukesha, Wisconsin, endete in
einem Blutbad. Mindestens 5 Menschen starben und mindestens 40 wurden
verletzt, als ein roter SUV am Sonntagnachmittag in den Umzug hineinraste.
Unter den Opfern sind mehrere Tänzerinnen der Dancing Grannies aus der
Nachbarstadt Milwaukee sowie zahlreiche Kinder.
Der SUV hatte sich hupend Absperrungen am Rand der Zugstrecke genähert.
Kurz vor den Absperrungen ließ er den Motor aufheulen und bretterte durch
sie hindurch in die feiernde Menschenmenge hinein. 60 Gruppen beteiligten
sich an dem 58. Weihnachtsumzug von Waukesha – von Feuerwehrleuten bis zu
den Freunden von Santa. Augenzeugen berichten, dass der SUV im Zickzack
gezielt auf tanzende und musizierende Menschen zugefahren sei.
Nach der Zwangspause wegen der Pandemie im letzten Jahr sollte dieser
Weihnachtsumzug eine Rückkehr zur Normalität in der 70.000-Einwohnerstadt
Waukesha, im Westen von Milwaukee, werden. „Es sollte ein Gemeindefest
werden“, sagte Bürgermeister Shawn Reilly am späten Sonntagabend,
„stattdessen haben wir Horror und Tragödie erlebt“. Kurz zuvor hatte der
Bürgermeister beim Abschreiten der Route lachende Kinder und fröhliche
Familien gesehen.
## Über den Täter und dessen Motive noch nichts bekannt
Über die Person und die Motive des Täters war bis Redaktionsschluss nichts
bekannt. Die Polizei hat eine „Person von Interesse“ in Gewahrsam genommen.
Sie wollte aber nicht einmal das Geschlecht der Person bestätigen. Mehrere
Augenzeugen berichten, dass sie einen Mann am Steuer des SUV gesehen haben.
Zu anderen Zeiten würde sich der erste Verdacht in den USA nach einer
solchen Tat auf „ausländische“ und/oder islamistische Tatmotive richten.
Zwei Tage nachdem in dem eine Autostunde entfernten Kenosha der 18-jährige
[1][Kyle Rittenhouse freigesprochen] worden war, befürchteten manche, dass
es einen Zusammenhang geben könnte. Rittenhouse hat im vergangenen Jahr bei
Antirassismusprotesten in Kenosha zwei Menschen mit einem halbautomatischen
Gewehr erschossen und einen dritten verletzt.
Nach der tödlichen Raserei von Waukesha wollten Meinungsmacher in den
elektronischen Medien schon am Sonntagabend wissen, dass der Täter Schwarz
sei. Auch zahlreiche neu entstandene Accounts sollen sich an den
Spekulationen beteiligt haben. „Es ist ein Terrorist“ schreibt ein
Kommentator auf der Facebookseite der örtlichen Polizei. Ein anderer
verlangte nach der Todesstrafe.
Aber Polizeichef Dan Thompson hielt sich über das Alter, die Hautfarbe und
potenzielle Motive der „Person von Interesse“ bedeckt. „Wir konzentrieren
uns darauf, die Angehörigen der Opfer ausfindig zu machen und zu
verständigen“, sagte er am frühen Sonntagmorgen.
## „Schlägerei mit Messer“ könnte vorausgegangen sein
Die örtliche Polizei ließ verlauten, dass der tödlichen Raserei eine
„Schlägerei mit Messer“ vorausgegangen sein könnte. In dieser Version
schien es möglich, dass der Fahrer auf der Flucht vor der Polizei war. Vor
der Festnahme der „Person von Interesse“ soll es zu Schüssen von der
Polizei gekommen sein. Der Fahrer des Wagens soll nicht zurückgeschossen
haben.
Anstatt in das Weihnachtsgeschäft einzusteigen, mussten die Geschäfte an
der Main Street von Waukesha, auf der die tödliche Raserei stattfand, am
Montag geschlossen bleiben. Auf dem Asphalt lagen Schuhe und Reste der
Umzugsdekoration. Am Straßenrand standen verlassene Campingstühle und
Teddybären. Die Stadtverwaltung von Waukesha ordnete auch die Schließung
der Schulen und des Rathauses an.
22 Nov 2021
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## AUTOREN
DIR Dorothea Hahn
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