URI: 
       # taz.de -- Krampf mit den Impfterminen: Das lange Warten
       
       > Auch im Norden wollen sich mehr Menschen boostern lassen. Doch die
       > Behörden organisieren das unterschiedlich.
       
   IMG Bild: Das kann dauern: Impfwillige in Hamburg-Wandsbek
       
       Bremen Hamburg taz | Wer sich in Hamburg gegen Corona impfen lassen
       möchten, egal ob zum ersten, zweiten oder dritten Mal, braucht gute Nerven
       oder gute Kontakte oder am besten beides. Die Lage hat sich noch einmal
       verschärft, seitdem Ende August das Impfzentrum in den Messehallen
       geschlossen wurde. Zwar hatten bis auf Berlin alle Länder ihre Impfzentren
       größtenteils außer Betrieb genommen – meist aber erst im Oktober.
       
       Hamburg setzt darauf, dass niedergelassene Ärzt:innen die Impfungen
       vornehmen, so steht es auch auf der offiziellen
       Corona-Informations-Homepage der Stadt. „Ergänzend“ fänden diese auch „an
       vielen weiteren Orten statt“, welche auch auf der Internetseite zu finden
       sind. Das Problem ist nur: In fast allen Fällen handelt es sich um offene
       Impfangebote ohne Terminvergabe.
       
       „Die Kapazitäten sind begrenzt“ steht deshalb warnend dabei, „bei hohem
       Andrang wird die Warteschlange frühzeitig aufgelöst“. Eine Sprecherin der
       Gesundheitsbehörde schreibt der taz aber auf Nachfrage, diese „dezentralen
       Impfstellen“ seien „derzeit nicht komplett ausgelastet“, im Laufe des Tages
       würden sich die Schlangen auflösen.
       
       Allerdings ist jetzt eine steigende Nachfrage zu erwarten, da seit wenigen
       Tagen bekannt ist, dass nur die dritte Auffrischungsimpfung zuverlässig
       gegen die neue Variante Omikron schützt.
       
       ## Termine sind in Hamburg nur mit Glück zu ergattern
       
       Zudem gibt es Menschen, die ihre Impfung planen wollen oder müssen oder
       einfach zu alt oder zu krank sind, um stundenlang in der Kälte anzustehen.
       Doch Termine sind in Hamburg nur mit Glück zu ergattern. Eine Stichprobe am
       Donnerstagvormittag spuckte genau einen aus: am 21. 12., um 8.30 Uhr in
       Harburg. Fünf Minuten später war der dann auch schon wieder weg.
       
       Dann gibt es noch eine lange Liste der kassenärztlichen Vereinigung mit
       Ärzt:innen, die man abtelefonieren kann. Daneben gibt es Ärzt:innen, die
       bereits in Rente sind und Impfsprechstunden anbieten, teils in sehr
       provisorischen Räumen, die in einem Fall über unbeleuchtete Kellerflure zu
       erreichen sind. Diese stehen nicht auf irgendwelchen Listen, davon muss man
       wissen.
       
       Entsprechend niedrig im Ländervergleich ist die Impfquote für
       Auffrischungsimpfungen in Hamburg. 16,8 Prozent der Bevölkerung hatten am
       Donnerstag eine solche erhalten – noch weniger waren es nur in Sachsen.
       Zeitgleich vermeldete Hamburg mit 75,3 Prozent die dritthöchste Quote an
       voll Geimpften, hat also mehr Booster-Impfungen vor sich als Berlin. 
       
       Im anderen Nordstadtstaat Bremen liegt diese bei Quote bei den
       Auffrischungen bei 19,4 Prozent, die der vollständig Geimpften bei 80,9
       Prozent, der Spitzenplatz seit Monaten. Seit einer Woche gibt es wieder im
       ehemaligen Sparkassengebäude in der Innenstadt ein Impfzentrum mit 10.000
       freien Terminen allein bis Weihnachten, wie Lukas Fuhrmann, Sprecher der
       Gesundheitsbehörde der taz sagte. 4.153 Menschen seien dort bis
       einschließlich Mittwoch geimpft worden.
       
       ## 50.000 Registrierte für die Impfung in Bremen
       
       Demgegenüber stünden allerdings 50.000 Personen, die sich für eine Impfung
       registriert haben, sie warten darauf, dass ihnen ein Impfcode zugesendet
       wird, mit dem sie telefonisch oder online einen Termin buchen können. Weil
       Bremen nach wie vor nach Dringlichkeit priorisiert, werden diese erst nach
       und nach freigeschaltet.
       
       Am Donnerstag seien zudem die letzten Einladungen zur Auffrischungsimpfung
       per Post an die über 70-Jährigen versendet worden. Und: Das Impfzentrum sei
       erst zu einem Drittel ausgelastet, so Fuhrmann, weil Personal fehle. „Die
       Kapazitäten werden noch hochgefahren.“ Deshalb gehe er davon aus, dass
       Bremen den bestellten und verfügbaren Impfstoff im Dezember loswerde.
       
       Am Donnerstag hatte der taz-Redakteur Malte Kreutzfeldt vorgerechnet, dass
       Deutschland seine Dosen in diesem Jahr nur verimpfen könne, wenn mehr
       Menschen zum Zug kämen als geplant. In den meisten Bundesländern sollen nur
       diejenigen den Booster bekommen, deren letzte Impfung mindestens ein halbes
       Jahr zurückliegt, so empfiehlt es die ständige Impfkommission am
       Robert-Koch-Institut.
       
       Deshalb werden in Bremen Leute bei den städtisch organisierten Angeboten
       weggeschickt, die diesen Zeitraum unterschreiten. Allerdings gebe es eine
       Kulanzregelung von zwei Wochen, sagte Behördensprecher Fuhrmann. So lautete
       auch die Information einer Mitarbeiterin einer Impfstelle in Bremen-Mitte.
       
       „Wir dürfen ab fünfeinhalb Monaten boostern“, sagte sie der taz.
       Gleichzeitig sprechen sie und ihre Kolleg:innen abends Passant:innen
       an, ob sie noch eine Impfung brauchen, damit kein Impfstoff weggeworfen
       werden muss. Fuhrmann bestätigte, dass dies ein abgesprochenes Verfahren
       ist.
       
       ## Hannover lockt mit Regenwald und DJ
       
       In Hannover hofft Regionspräsident Steffen Krach (SPD) darauf, durch
       besondere Locations mehr Menschen zum Impfen zu bekommen. Seit Montag
       können sich Jugendliche und Erwachsene in Regenwald-Atmosphäre im
       Hannoverschen Zoo impfen lassen. Und am kommenden Wochenende soll eine
       temporäre Impfstelle im Veranstaltungszentrum „Capitol“ von spätnachmittags
       bis Mitternacht aufgebaut werden – während ein DJ dazu auflegt.
       
       Zwei Tage vor Weihnachten hat Krach zusammen mit Fußballklub Hannover 96
       und den christlichen Kirchen zur Impfaktion im Stadion aufgerufen. Geplant
       sind mehrere Impfstraßen im dreistöckigen VIP-Bereich der HDI-Arena.
       
       Auch versucht die Region seit rund vier Wochen, die Zahl der mobilen
       Impfteams wieder hochzufahren. Sie sollen neben den dezentralen Impfstellen
       in der Region weitere vereinfachte Angebote schaffen.
       
       11 Dec 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eiken Bruhn
   DIR André Zuschlag
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Impfung
   DIR Hamburg
   DIR Gesundheitsbehörde Hamburg
   DIR Bremen
   DIR Hannover
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Meine Impfung am Hauptbahnhof: Ein mieses Gefühl
       
       Ich dachte, ich hole mir mal eben den Booster im Vorübergehen in einem
       neuen Impfzentrum am Hamburger Hauptbahnhof. Es war eine schlechte Idee.
       
   DIR Vorurteile gegen Ungeimpfte: Impfpflicht zur Beruhigung
       
       Die Ungeimpften sind keine homogene Gruppe, viele sind durchaus zur Impfung
       bereit. Eine Pflicht zum Piks könnte ihr Dilemma beenden.
       
   DIR Niedrige Impfquote in Deutschland: Ungeimpft, aber nicht Impfgegner
       
       Die Impfquote in Deutschland ist nicht besonders hoch – die Gründe dafür
       sind vielfältig. Und etwas komplexer als gemeinhin angenommen.