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       # taz.de -- Atomkraft in Frankreich: Herbeigeredete Wiedergeburt
       
       > Länder wie Frankreich haben andere Gründe, an der Atomkraft festzuhalten,
       > als das Klima. Macron etwa geht es ums Militär.
       
   IMG Bild: Über 19 Milliarden Euro wird er kosten: Proteste vor dem französischen EPR in Flamanville 2020
       
       Atom-Renaissance? Wie viele denn noch? Braucht’s dafür einen [1][realen
       Boom] oder genügt es, wenn Technikromantiker eine Renaissance fühlen? Dank
       eifriger Berichterstattung über vermeintliche Wiedergeburtswehen findet man
       in den Zeitungsarchiven seit den 1990er Jahren Schlagzeilen mit diesem Wort
       – bisher ist nie was draus geworden.
       
       Nachdem vorherige Atom-Renaissancen im Nichts verschwanden –
       beziehungsweise die letzte auf einer der drei Dauerbaustellen des European
       Pressurized Reactor (EPR) im Geburtskanal feststeckt –, wird nun also
       wieder eine ausgerufen.
       
       Die aktuelle [2][„Wiedergeburt“] entspringt sowohl dem französischen
       Wahlkampf als auch dem Ringen um die EU-Finanz-Taxonomie. Da die
       subventionslüsterne Lobby gerade nach EU-Geldtöpfen Ausschau hält, sollen
       Zweifel am deutschen Atomausstieg gestreut werden. Ein grünes
       Taxonomie-Etikett zur künstlichen Befruchtung muss her, denn ohne
       Geldspender droht der Branche die Erzeugungsunfähigkeit.
       
       Da werden Blendgranaten zu Schlagzeilen: „[3][Macron] will 1 Milliarde für
       den Bau von Mini-AKW ausgeben.“ Zur Einordnung: Über 19 Milliarden Euro
       wird der einzige EPR kosten, an dem seit 14 Jahren in Frankreich gebaut
       wird. Erst war von 3 Milliarden Euro die Rede und von 200 EPR weltweit.
       Diese „Renaissance“-Idee entstand 1989, als Antwort auf Tschernobyl.
       
       Macron war damals noch ein Kind. Heute erklärt er, warum sein Land trotz
       bester Bedingungen – mehr Küste, mehr Sonne, mehr Fläche – nur einen
       Bruchteil der hiesigen Solar- und Windstrommenge erzeugt: „Ohne zivile
       Atomkraft keine militärische Atomkraft, ohne militärische Atomkraft keine
       zivile Atomkraft.“
       
       Die Haltung der Atommacht gegen Erneuerbare ist nur folgerichtig. Ohne AKWs
       hat das Militär riesige Infrastrukturprobleme. Da geht es um
       Forschungskapazitäten, um Lieferkettenkontinuität, Stückkostensenkung,
       Spezialmaterialien für U-Boot-Antriebsreaktoren. All das bräche weg, wenn
       die militärische Atomkraft ohne das zivile Rückgrat dastände.
       
       8 Dec 2021
       
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