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       # taz.de -- Präsidentschaftskandidatur in Frankreich: Eine Frau, die macht
       
       > Die Exministerin Pécresse tritt als erste Frau für die Konservativen zur
       > Präsidentschaftswahl an. Sie will „Macrons schlimmster Albtraum werden“.
       
   IMG Bild: Ein bisschen Thatcher, ein bisschen Merkel, so beschreibt sich Valérie Pécresse
       
       Paris taz | „Erstmals hat die Partei von Charles de Gaulle, Georges
       Pompidou, Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy eine Frau nominiert!“, freut
       sich [1][Valérie Pécresse. Dank ihres Siegs in einer Stichwahl] gegen den
       Rechten Eric Ciotti wird sie im April 2022 als Präsidentschaftskandidatin
       der französischen Konservativen antreten.
       
       Seit 20 Jahren schon sieht man Valérie Pécresse auf Fotos mit Frankreichs
       Spitzenpolitikern, aber meist in der zweiten Reihe: als Beraterin von
       Präsident Jacques Chirac, unter dessen Nachfolger Nicolas Sarkozy als
       Hochschulministerin, als Regierungssprecherin von Premierminister François
       Fillon, in dessen Team für die Präsidentschaftswahlen von 2017 sie eine
       wichtige Rolle spielte.
       
       Seit 2015 ist sie Vorsitzende der Hauptstadtregion Île-de-France. Doch
       damit hat sie ihr Karriereziel noch nicht erreicht. Sie will als erste Frau
       zum Staatsoberhaupt gewählt werden. Die erste Etappe dazu hat sie mit den
       Vorwahlen der Partei Les Républicains (LR) gewonnen und wird damit als
       Präsidentschaftskandidatin der französischen Konservativen antreten.
       
       Zu Beginn dieses Ausscheidungsverfahrens, an dem rund 130.000
       eingeschriebene LR-Mitglieder teilnahmen, hätten die wenigsten auf Pécresse
       gewettet. Nicht nur weil in Frankreichs bürgerlichen Rechten die
       Geschlechterparität immer noch eine Ausnahme darstellt, galten die weit
       bekannteren männlichen Konkurrenten Xavier Bertrand und [2][Michel Barnier]
       als Favoriten.
       
       ## Von ihren Rivalen unteschätzt
       
       Wie so häufig wurde die sehr ehrgeizige Pécresse „von ihren Rivalen
       unterschätzt“, meint heute mit unverhohlener Schadenfreude ihr
       Kampagnenleiter Patrick Stefanini. Dabei hatte sie alles, was es in
       Frankreich für eine steile Laufbahn im Staatsdienst braucht: Sie wurde (wie
       Sarkozy) im Nobelvorort Neuilly-sur-Seine geboren, studierte Politik und
       absolvierte die Verwaltungshochschule ENA, um sich dann als Mitarbeiterin
       des Staatschefs (Chirac) als gewählte Volksvertreterin nach oben zu
       kämpfen.
       
       Nach ihren Vorbildern befragt, zögert die 54-Jährige nicht: ein bisschen
       Thatcher, ein bisschen Merkel. Statt „Dame de fer“ (Eiserne Lady) wie die
       britische Ex-Premierministerin, möchte sie aber eher eine „Dame de faire“
       (eine Frau, die macht) sein, erklärt sie mit einem typisch französischen
       Wortwitz. Das stellt sie ins Zentrum ihrer Wahlkampagne: Die anderen reden
       und streiten, sie wolle handeln, lautet ihr Angebot an eine noch zögernde
       Wählerschaft.
       
       Sie selber hatte aber auch gezögert, als ihre Partei nach Emmanuel Macrons
       Wahlsieg 2017 und wegen der Korruptionsaffäre von Ex-Parteichef [3][Fillon]
       zu zerfallen drohte. Sie gründete ihren eigenen Klub „Libres!“ und trat
       2019 aus LR aus. Wie auch ihr Hauptrivale Bertrand, kehrte sie dann aber
       reuig zurück, um an den LR-Primärwahlen teilnehmen zu können.
       
       Nun geht es für sie darum, zwischen Macron, dessen proeuropäische und
       wirtschaftsliberale Positionen sie teilt, und den Rechtsextremisten Marine
       Le Pen und Éric Zemmour politisch zu überleben und in die Stichwahl zu
       kommen. Sie verspricht, sie wolle „Macrons schlimmster Albtraum werden“.
       
       5 Dec 2021
       
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