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       # taz.de -- Evakuierung afghanischer Mitarbeiter: Regierung fehlt der Überblick
       
       > Wie viele Ortskräfte lässt die Regierung in Afghanistan zurück? Laut
       > Innenministerium weiß sie das selbst nicht: Abgelehnte Anträge zähle man
       > nicht.
       
   IMG Bild: Ende August 2021: Schutzbedürftige Menschen betreten nach dem Flug aus Kabul sicheren Boden
       
       Berlin taz | Rund 20.000 afghanischen Ortskräften und deren Angehörigen hat
       die Bundesregierung in diesem Jahr die Aufnahme in Deutschland zugesagt.
       Wie viele Hilfsersuchen sie abgelehnt hat, weiß sie nach eigenen Angaben
       aber nicht. „Nicht weiter unterstützten Anfragen und Eingaben von Personen
       wurden statistisch nicht erfasst“, heißt es in der Antwort des
       Innenministeriums auf eine Schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Gökay
       Akbulut.
       
       Nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban hatte die Bundesregierung
       angekündigt, afghanischen Mitarbeiter*innen deutscher Stellen zu
       helfen und ihnen Visa für die Einreise nach Deutschland zu erteilen. Bei
       der Bearbeitung der entsprechenden Anträge stelle man „im Prinzip über die
       Tatsache hinaus, dass es sich um eine Ortskraft handelt, keine weiteren
       Anforderungen“, sagte ein Sprecher des scheidenden Innenministers Horst
       Seehofer (CSU) noch in der vergangenen Woche. In der Praxis gibt es aber
       durchaus Hürden.
       
       So müssen die Betroffenen seit September individuell nachweisen, dass sie
       wegen ihrer Tätigkeit für die Deutschen besonders gefährdet sind. [1][Wie
       die taz in dieser Woche berichtete], warten zahlreiche Ex-Ortskräfte der
       Entwicklungsagentur GIZ und anderer Institutionen schon seit Monaten auf
       eine Antwort auf ihre Hilfsersuchen. Zudem lehnt die Bundesregierung oft
       Anträge von Menschen ab, die nicht direkt bei deutschen Stellen beschäftigt
       waren, sondern im Rahmen von Werksverträgen.
       
       Da die Regierung die Ablehnungen nicht zählt, bleibt aber unklar, wie
       umfangreich das Problem tatsächlich ist. „Ich finde es nicht akzeptabel,
       dass innerhalb der Bundesregierung nicht erfasst wird, wie über
       Gefährdungsanzeigen und Hilfeersuchen aus Afghanistan entschieden wurde“,
       sagt die Linken-Abgeordnete Akbulut. „Womöglich geschieht das bewusst, um
       nicht konkret darauf antworten zu müssen, wie viele Menschen in Afghanistan
       im Stich gelassen wurden.“
       
       Unklar ist außerdem, wie viele Anträge derzeit noch unbearbeitet sind.
       Entsprechende Fragen der taz ignoriert das Innenministerium.
       
       25 Nov 2021
       
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   DIR Tobias Schulze
       
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