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       # taz.de -- Kinotipps für Berlin: Und jetzt alle mal staunen!
       
       > Eine Reihe des Luftkind Filmverleihs lässt Kinder und Große gleichermaßen
       > staunen. Und das Zeughauskino zeigt Filme über tolle Frauen.
       
   IMG Bild: Anna Kritskayas Animation „Dubak“ über den harschen Winter läuft in der Luftkind-Filmreihe
       
       Wer mit Kindern im Vorschulalter ins Kino gehen möchte, hat in der Regel
       nicht viel Auswahl und muss auch noch sicherstellen, dass die gezeigten
       Filme mit ihrer Dramatik das emotionale Verständnis seines Kindes nicht
       überfordert. Und das ist keineswegs selbstverständlich, da haben sich
       Filmemacher:innen auch schon beim „Sandmännchen“ oder bei „Der kleine
       Eisbär“ gründlich verschätzt.
       
       Der [1][Luftkind Filmverleih] hat mit „Magie der Animation“ (für 4- bis
       5-Jährige) ein Kurzfilmprogramm zusammengestellt, bei dem genau das nicht
       passieren sollte. Da ärgern sich in „Die Quatscholympiade“ ein Löwe und ein
       Tiger bei einem Sportwettbewerb über das Faultier, mit dem sie ein Team
       bilden, in „Donner“ sind sympathische Monster in einer Geschichte um
       Freundschaft zu sehen, und in „Herbstblatt“ fühlt sich ein Seemann durch
       ein Blatt, das ihm von einem Kind geschenkt wird, an Zuhause erinnert.
       
       Und mit dem belgischen Film „Plastik“ findet sich auch ein aktuelles
       Umweltthema im Programm: Das tiefblaue Meer mit Quallen, Fischen und
       anderen marinen Lebewesen weicht im Verlauf des Films einer schwarzweißen
       Müllhalde und der Mahnung, dass im Jahr 2050 mehr Plastik in den Meeren
       schwimmen wird als Fische.
       
       Künstlerisch sind die Filme durchweg sehr anspruchsvoll in
       unterschiedlichen Animationstechniken gestaltet – von Stilisierung bis zu
       Hyperrealismus, von Wachsmalfarben bis zu Stop-Motion- und
       Computeranimation ist alles dabei. Das ist übrigens auch für erwachsene
       Zuschauer sehr attraktiv – durch irgendeinen Unsinn muss man sich hier
       jedenfalls nicht gucken.
       
       Ein zweites Programm „Zusammen staunen“ richtet sich an 6- bis 7-Jährige
       Kinder und ist nach ähnlichen Kriterien zusammengestellt: Neben Tierspaß
       mit Schafen, einem Fuchs und einem Wolf an einem sehr kalten russischen
       Wintertag („Eiskalt“) findet sich hier auch schon einmal ein Film über ein
       einem Zeitungsfoto entronnenen Flüchtlingsmädchen, das mithilfe einer
       Spinne eine neues Zuhause in einem bunten Kinder-Klebebild findet („Magie
       der Animation“: 27. 11., 16 Uhr, „Zusammen staunen“: 28. 11., 16 Uhr,
       [2][Pop Up Kino in der Haupthalle des Flughafen Tempelhof] (THF Cinema);
       „Magie der Animation“: 28. 11., 13Uhr, [3][Lichtblick-Kino]).
       
       In der Filmreihe „Flapper, It-Girls, Funny Ladies“ läuft die wunderbare
       Satire „Show People“ (1928) von King Vidor, in der Marion Davies einmal
       mehr zeigt, welch großes komisches Talent sie war: Als Peggy Pepper, die
       frisch aus Georgia nach Hollywood kommt, um eine Karriere als Star in
       bedeutenden Filmdramen anzustreben, landet sie nämlich bei einer der Truppe
       von Mack Sennett nachempfundenen Gruppe von Slapstick-Komikern.
       
       So beginnt Peggys unaufhaltsamer Aufstieg in Hollywood: Sie wechselt zum
       „High Arts Studio“, nennt sich nun Patricia Pepoire – und hat immer noch
       überhaupt kein Talent. Kaum jemand, der im amerikanischen Filmgeschäft der
       1920er Jahre Rang und Namen hatte, bleibt in „[4][Show People]“ von Spott
       verschont, doch jenseits aller Scherze bietet der Film auch einen
       interessanten Einblick in die Herstellung von Stummfilmen.
       
       Man erkennt zum Beispiel die Improvisation, aber auch die hohe
       Professionalität der Beteiligten in den Slapstick-Szenen und sieht die
       Bemühungen der verschiedenen Regisseure, ihre Stars in die richtige
       Stimmung zu bringen (26. 11., 18 Uhr, [5][Zeughauskino]).
       
       Wenn jemand das Leben seines noch ungeborenen Kindes bereits verplant hat,
       gleichzeitig an einem Musical über einen trotzkistischen Konditor arbeitet,
       und irgendwie auch noch seinen Ärger über Berlusconi und die Lega Nord
       loswird, dann befindet man sich zweifellos in einem Film von Nanni Moretti.
       
       „Aprile“ war nach „Liebes Tagebuch“ die zweite seiner „inszenierten
       Dokumentationen“, wie Moretti sie selbst nennt: eine humorvolle
       Selbstbespiegelung, die das Private mit dem Beruflichen und Politischen
       verbindet und dabei zugleich eine Bestandsaufnahme der politischen und
       sozialen Spannungen im Italien der 90er-Jahre schafft (29. 11., 20 Uhr,
       [6][Klick Kino]).
       
       25 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://luftkindfilmverleih.net/magie-der-animation-und-zusammen-staunen-vorstellungen-in-der-adventszeit-%F0%9F%8E%84/
   DIR [2] https://thf-cinema.de/?fbclid=IwAR0sfyU4GoWq2ZbqUBDaB4ScPUmXOob3u5STK4ysgxqrN0VDISc0FCejIQw
   DIR [3] https://www.lichtblick-kino.org/
   DIR [4] https://www.dhm.de/zeughauskino/filmreihe/flapper-it-girls-funny-ladies/
   DIR [5] https://www.dhm.de/zeughauskino/filmreihe/flapper-it-girls-funny-ladies/
   DIR [6] http://www.klickkino.de/programm/aprile/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lars Penning
       
       ## TAGS
       
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