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       # taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Honduras: „Weg mit der Korruption“
       
       > Als erste Frau in der Geschichte des Landes wird die Linke Xiomara Castro
       > Honduras regieren. Sie fordert eine „direkte, partizipative Demokratie“.
       
   IMG Bild: Xiomara Castro bedankt sich in der Wahlnacht bei ihren Anhänger*innen
       
       Hamburg taz | Die Tendenz nach knapp 40 Prozent ausgezählter Stimmen ist
       eindeutig: 53,47 Prozent der Stimmen entfallen auf Xiomara Castro, nur 34
       Prozent auf den Gegenkandidaten der noch regierenden Partido Nacional Nasry
       Asfuera. Auf dem dritten Platz folgt mit 9,2 Prozent der Stimmen Yani
       Benjamin Rosendahl von der liberalen Partei.
       
       Der Abstand zwischen den beiden Spitzenkandidaten ist so groß, dass Xiomara
       Castro am späten Sonntagabend bereits verkündete, dass das Volk entschieden
       habe. „Weg mit dem Hass, weg mit dem Krieg, weg mit der Korruption, weg mit
       dem Drogenschmuggel, weg mit den ZEDES (den umstrittenen Freihandelszonen),
       keine weitere Armut und Misere in Honduras. Gemeinsam werden wir dieses
       Land transformieren“, erklärte die 62-jährige Politikerin. Zum zweiten Mal
       nach 2013 hat sie für das höchste Staatsamt in Honduras kandidiert und
       wird, so die vorläufigen Ergebnisse, als erste Frau in den
       Präsidentenpalast einziehen.
       
       Für das mittelamerikanische Land ist das eine historische Zäsur nach zwölf
       Jahren, in denen die erzkonservative und korrupte Partido Nacional die
       Macht innehatte. Alles andere als legal, denn die Konservativen übernahmen
       die Macht [1][2009 nach einem Putsch] gegen den demokratisch gewählten
       Manuel „Mel“ Zelaya – Xiomara Castros Ehemann. Den Rechten ging die Nähe
       Zelayas zu linken Regierungen wie der von Venezuela oder Bolivien, aber
       auch Brasilien sowie die soziale Reformagenda zu weit.
       
       Der Putsch, gegen den in Honduras Tausende auf die Straße gingen, wurde
       allerdings von den USA geduldet und auch die Europäer pochten nur partiell
       auf Einhaltung der demokratischen Spielregeln.
       
       ## Zu viel Vorsprung für erneuten Betrug
       
       Dadurch war der Weg frei für eine von Korruptionsskandalen gepflasterte
       zwölfjährige [2][Regierungsperiode] der Partido Nacional. Schon [3][2013]
       gab es Indizien für Wahlbetrug, [4][2017] wurden sie Gewissheit. Doch
       erneut waren es die guten Kontakte ins konservative US-Establishment, die
       dafür sorgten, dass die politische Opposition erneut betrogen wurde.
       
       Diesmal deutet alles darauf hin, dass dies nicht der Fall sein wird, auch
       wenn Honduras schlechte Erfahrungen mit Pannen bei der Auszählung hat.
       Stromausfälle, nach denen sich die Ergebnisse um ein paar Prozentpunkte
       veränderten, gehören dazu. Doch diesmal ist der Vorsprung der
       Oppositionskoalition zu groß und die Scheinwerfer der internationalen
       Medien leuchten zu hell.
       
       Das Medieninteresse könnte dazu beitragen, dass es keinen erneuten Versuch
       der Wahlmanipulation geben und die Partido Nacional das Ergebnis anerkennen
       wird. Positiv ist auch die historisch hohe Wahlbeteiligung von über 68
       Prozent, ebenfalls eine Zäsur, denn unter den Jungwähler*innen gilt das
       demokratische Modell nach den miesen Erfahrungen der Vergangenheit als
       wenig populär, sagen Menschenrechtsexperten wie Donny Reyes.
       Wahlbeteiligung und Wahlergebnis geben Anlass zur Hoffnung, so der
       45-jährige bekennende Homosexuelle, der in den Vorwahlen für Libre, die
       Partei Xiomara Castros, angetreten war.
       
       Entscheidend wird jedoch sein, sagt Joaquín Mejía, Jurist des jesuitischen
       Forschungszentrums ERIC-SJ, ob die Partido Nacional die Schaltzentren der
       Macht verlassen wird und ob Xiomara Castro mit ihrer Parteienallianz auch
       die Mehrheit im Parlament haben wird. „Das ist die Voraussetzung, um einen
       Umbau des Staates vornehmen zu können“.
       
       29 Nov 2021
       
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