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       # taz.de -- Vorwürfe gegen EU-Rechnungshofchef: Lehne wehrt sich
       
       > Europas oberster Rechnungsprüfer will die Vorhaltungen bei einer
       > Sondersitzung entkräften. Dem CDU-Politiker wird unter anderem Betrug
       > vorgeworfen.
       
   IMG Bild: Unter Druck: Klaus-Heiner Lehne, Präsident des Europäischen Rechnungshofs
       
       Brüssel taz | Der Chef des Europäischen Rechnungshofs, der deutsche
       CDU-Politiker Klaus-Heiner Lehne, wehrt sich gegen [1][den Vorwurf des
       Betrugs und Missmanagements]. Lehne werde eine Sondersitzung im
       Haushaltskontrollausschuss des Europaparlaments am Dienstag in Brüssel
       nutzen, um die Vorhaltungen zu entkräften, kündigte sein Sprecher an.
       
       Die [2][französische Tageszeitung Libération hatte über eine „fiktive“
       Wohnung in Luxemburg, überhöhte Spesen und intransparentes Finanzgebaren
       berichtet]. Lehne wird unter anderem vorgeworfen, 325.000 Euro zu viel an
       Mietzuschüssen kassiert zu haben. Neben Lehne sollen auch mehrere seiner
       Mitarbeiter in die Affäre verwickelt sein.
       
       Die Vorwürfe werden im Europaparlament ernst genommen. Wenn es stimmen
       sollte, dass Lehne eine Tarnadresse in Luxemburg hat und
       Aufwandsentschädigungen in die eigene Tasche steckt, sei er nicht mehr zu
       halten, heißt es in Brüssel.
       
       Das Europaparlament fordert seit Langem mehr Transparenz. Anfang November
       hatte der Haushaltskontrollausschuss einen Fragebogen an den Rechnungshof
       geschickt, um mögliches Missmanagement aufzudecken. Die Abgeordneten
       wollten unter anderem wissen, was die drei größten Erfolge der europäischen
       Rechnungsprüfer seien. Außerdem fragten sie nach dem Schaden, der durch
       Lehnes Ex-Kollegen Karel Pinxten entstanden sei. Der frühere belgische
       Verteidigungsminister war vorzeitig aus dem Rechnungshof ausgeschieden,
       weil er allzu großzügig mit Spesen umgegangen sein soll. Außerdem soll er
       monatelang durch Abwesenheit in Luxemburg geglänzt haben.
       
       ## Ernüchternde Antwort
       
       Die Antwort war ernüchternd: Als größten Erfolg des Jahres 2020 nannten
       Lehne und seine Mitarbeiter die Anpassung ihrer Arbeit an die
       Coronapandemie. Durch die Pinxten-Affäre sei ein Schaden von 570,823.61
       Euro entstanden, räumten sie kleinlaut ein. Doch offenbar hat der
       Rechnungshof aus diesem Skandal nicht viel gelernt. Die Vorwürfe gegen
       Lehne erinnern jedenfalls stark an den Fall Pinxten. Auch jetzt geht es
       wieder um Spesen und längere Abwesenheit. Statt wie vorgeschrieben in
       Luxemburg, halte sich Lehne meist in seiner Heimatstadt Düsseldorf auf, so
       Libération.
       
       Lehnes Sprecher Fabrice Mercade weist diesen Vorwurf zurück. „Alle
       Mitglieder des Rechnungshofs arbeiten und residieren in Luxemburg“,
       antwortete er auf Nachfrage dieser Redaktion. Das Spesen-Management sei
       transparent und werde eingehend überprüft. Auch der Vorwurf, dass Lehne
       weiter in der CDU tätig ist, sei falsch. Die CDU-Ratsfraktion in Düsseldorf
       führt ihn allerdings bis heute als Ehrenvorsitzenden.
       
       29 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /EU-Rechnungshof-will-Tunnel-pruefen/!5560771
   DIR [2] https://www.liberation.fr/international/fraude-au-sommet-de-la-cour-des-comptes-europeenne-20211126_UGCXGTDBNNHUDNOEVCEWG2AONQ/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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