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       # taz.de -- Bundesligareifer Aufsteiger VfL Bochum: Macht im Revier
       
       > Spätestens mit dem 1:1 gegen Borussia Dortmund beweist der VfL Bochum: Er
       > hat sein Spiel der Bundesliga angepasst.
       
   IMG Bild: Beflügelt: Sebastian Polter bejubelt seinen Elfmetertreffer für den VfL Bochum
       
       Es kommt nicht oft vor, dass Erling Haaland ratlos wirkt. Meist hinterlässt
       der Stürmer von Borussia Dortmund eher den Eindruck, über geheimnisvolle
       Superkräfte zu verfügen. Als jedoch am Samstag die Partie seines Klubs beim
       VfL Bochum abgepfiffen war, hob der Norweger ziemlich unschlüssig Arme und
       Schultern.
       
       Die Gefühlslage bei den Dortmundern war diffus. Schon wieder hatten sie
       nicht gewonnen. Nach dem 1:1 beim Aufsteiger VfL Bochum sei die Mannschaft
       „sehr enttäuscht“, sagte Mittelfeldspieler Emre Can. Der Rückstand auf den
       FC Bayern ist innerhalb von zwei Spieltagen von einem Zähler auf sechs
       Punkte angewachsen. Zudem ist der BVB aus der Champions League
       ausgeschieden, die jüngsten Ergebnisse waren schlecht. Und dennoch sprach
       der Assistenztrainer Alexander Zickler von einem „sehr, sehr guten Spiel“
       des BVB.
       
       Zickler hatte mit seinem Kollegen René Maric den nach seinem
       [1][Platzverweis aus der Vorwoche gesperrten Chefcoach Marco Rose] an der
       Seitenlinie vertreten und erklärte: „So richtig Vorwürfe kann man der
       Mannschaft gar nicht machen, denn sie hat bis zum Schluss alles getan, um
       die drei Punkte zu holen.“ Die Dortmunder hatten Chance um Chance gehabt,
       sie schlugen 15 Ecken vors Tor, während der VfL keinen einzigen Eckball
       hatte. Das Torschussverhältnis lag bei 23:4, selbst Bochums Torschütze
       Sebastian Polter räumte ein: „Bei den Chancen, die die hatten, können wir
       sehr, sehr glücklich sein, einen Punkt mitgenommen zu haben.“
       
       Drei Mal retteten Bochumer Spieler auf der Linie für ihren geschlagenen
       Torhüter, der in vielen anderen Momenten brillant gehalten hatte. Der im
       bisherigen Saisonverlauf konstant starke Gregor Kobel machte den
       entscheidenden Fehler, als er sich verschätzte und mit einer Grätsche den
       Elfmeter verursachte, den Polter zum 1:0 verwandelte (40.). „So eine Aktion
       bringt die Mannschaft in eine Scheißposition. Ich muss das auf jeden Fall
       besser machen. Das geht auf meine Kappe“, sagte der Torhüter.
       
       ## Beeindruckende Hingabe
       
       Vorne blieb Haaland ungewohnt wirkungslos, und Dan-Axel Zagadou unterlief
       der Ballverlust, in dessen Folge Kobel den Elfmeter verursachte. Aber an
       diesem Tag hatten die Dortmunder es eben auch mit einem sehr zähen Gegner
       zu tun, der einen Lauf hat. „Im Moment ist es bei uns so, dass du in den
       Situationen das nötigte Spielglück hast“, sagte der Bochumer Trainer Thomas
       Reis.
       
       [2][Der Aufsteiger hatte sich mit beeindruckender Hingabe gewehrt], sich in
       Zweikämpfe und Schüsse geworfen. Zufall sind die Bochumer Erfolge daher
       nicht. Vielmehr gehört der VfL zu den stärksten Mannschaften dieser Wochen.
       16 Punkte hat das Team aus den jüngsten acht Partien erspielt.
       
       „Wir haben uns komplett stabilisiert, tolle Fans im Rücken, und sind so ein
       bisschen eine Heimmacht geworden“, sagte Reis. Auch der FC Bayern hätte
       derzeit wohl mehr Mühe mit dem Aufsteiger als beim 7:0 Sieg gegen Bochum
       Mitte September. Dieses Spiel gilt für die Bochumer im Übrigen als
       Schlüsselmoment, der zwar weh getan hat, zugleich aber als Lehrstück
       taugte.
       
       ## Mutiger Stil eines Topklubs
       
       In der Folge hat der Aufsteiger den mutigen Stil eines Topklubs der zweiten
       Liga aus der vorherigen Saison den neuen Gegebenheiten angepasst.
       Mittlerweile verteidigt die Mannschaft nicht nur leidenschaftlich, auch die
       Risikobereitschaft im Spielaufbau wurde überdacht. Kein Bundesligaverein
       schlägt mehr lange Bälle, ein elaboriertes Passspiel durchs Mittelfeld
       birgt zu viele Gefahren.
       
       „Wir haben gesagt, wir müssen unseren Fußball der Liga angleichen, das war
       ein Prozess“, hat Reis neulich erklärt. Das funktioniert mittlerweile
       derart gut, dass Reis am Samstag sogar gefragt wurde, ob er den Blick auf
       die Tabelle langsam nach vorne richte.
       
       Das war dem Trainer dann doch zu viel. „Für mich wäre es vor der Saison ein
       Wunder, wenn wir die Klasse halten“, und auch jetzt noch wäre er sehr
       zufrieden, wenn sein Klub „Fünfzehnter werden und die Liga halten“ würde.
       
       12 Dec 2021
       
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