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       # taz.de -- Schulden-Trick des Finanzministers: Lindners geboosterte Finanzen
       
       > 60 Milliarden Euro Schulden sind aus dem Coronapaket übrig. Der
       > Finanzminister will das Geld fürs Klima ausgeben – ein waghalsiges
       > Verfahren.
       
   IMG Bild: Greift in die Trickkiste: Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP
       
       Christian Lindners Karriere als Bundesfinanzminister beginnt mit einem
       Trick. 60 Milliarden Euro Schulden, die 2021 nicht gebraucht werden,
       [1][verschiebt der FDP-Politiker als Finanzpolster] in die nächsten Jahre.
       [2][So hat es das Ampelkabinett am Montag beschlossen.] Und mit den Stimmen
       von Sozialdemokraten, Grünen und FDP wird der Bundestag den Vorschlag wohl
       auch annehmen. Trotzdem ist das Verfahren waghalsig.
       
       Denn die Verschuldung auf Vorrat könnte vor dem Bundesverfassungsgericht
       landen. Die Zweifel liegen nahe: Ist es mit der Schuldenbremse im
       Grundgesetz vereinbar, Kredite aufzunehmen, die im laufenden Jahr gar nicht
       benötigt werden? Denn es geht dabei ja offensichtlich nicht mehr um die
       Bewältigung einer akuten Krise, für die die Schuldenbremse ausnahmsweise
       gelöst werden darf.
       
       Natürlich sei das der Fall, argumentiert dagegen die neue Koalition. Das
       Polster stehe durchaus im Zusammenhang mit der Coronakrise. Schließlich
       diene es dazu, Investitionen der Wirtschaft auszulösen und nachzuholen,
       die dieses Jahr wegen der Pandemie nicht stattgefunden haben. Einerseits
       ist das ein nachvollziehbarer Punkt, denn tatsächlich liegen die
       Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen inflationsbereinigt unter dem
       Niveau von 2019.
       
       Andererseits: Das Geld soll in den Klimafonds des Bundeshaushalts fließen.
       Was aber hat Klimaschutz mit Corona zu tun? Da sagt die Regierung: Die
       Klima-Investitionen leisteten ebenfalls einen Beitrag, dass Deutschland aus
       der Gesundheitskrise herauskomme – ein „Booster“ für die Erholung der
       Konjunktur, wie Lindner erklärte. Das Bundesverfassungsgericht könnten
       Zweifel an dieser recht fantasievollen Begründung beschleichen. Lindner
       jetzt als Wendehals zu diskreditieren, wäre jedoch falsch.
       
       Es handelt sich um einen klassischen Kompromiss dreier Parteien, von denen
       zwei – SPD und Grüne – viel mehr Geld ausgeben und dafür die Steuern für
       große Einkommen und Vermögen anheben wollten, während die dritte – die FDP
       – höhere Steuern ablehnte. Dass der Finanzminister das
       60-Milliarden-Euro-Kunststück mit ungewissem Ausgang nun aufführen muss,
       ist der Preis für seine Weigerung, die Mittel anderweitig zu beschaffen.
       Unterm Strich ist die Verschuldung auf Vorrat eine akzeptable Lösung.
       
       Irgendwo muss das Geld für die [3][digitale Modernisierung] und den
       Klimaschutz schließlich herkommen. Bei dem 60-Milliarden-Trick wird es auch
       nicht bleiben. Die Koalition hat sich weitere innovative Verfahren zur
       Geldbeschaffung ausgedacht. Beispielsweise sollen [4][Unternehmen und
       Institutionen in Staatsbesitz, etwa die Bahn AG und die Bundesanstalt für
       Immobilienaufgaben, später die Kredite aufnehmen], die der Bundesregierung
       verwehrt bleiben.
       
       Auch das könnte vor Gericht landen. Mit etwas Glück ist das Geld dann aber
       schon ausgegeben.
       
       14 Dec 2021
       
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   DIR Hannes Koch
       
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