URI: 
       # taz.de -- Außenpolitik der neuen Regierung: Mal so stehen lassen
       
       > Bei den Antrittsbesuchen lässt Kanzler Scholz seiner Außenministerin erst
       > einmal Raum. Doch in der zweiten Reihe gibt es bereits erste Rangeleien.
       
   IMG Bild: Wie viel Raum bekommt die neue Außenministerin? Annalena Baerbock am Freitag in Warschau
       
       Es wäre ein Wunder, wenn es in der neuen Ampelkoalition außenpolitisch
       nicht irgendwann einmal knallt. Die FDP beschränkt sich in der neuen
       Regierung zwar vornehm aufs Nationale und hat, abgesehen vielleicht vom
       Finanzministerium, kein Ressort mit internationaler Tragweite. Aber
       zwischen dem grün besetzten Außenministerium und dem roten Kanzleramt gibt
       es nicht nur traditionelle Kompetenzstreitigkeiten. Grüne und SPD trennt
       auch in inhaltlichen Fragen einiges: Wie entscheidend sind Menschenrechte,
       wie hält man es mit Russland und was ist mit China?
       
       Die erfreuliche Erkenntnis, nachdem die erste Runde an Dienstreisen durch
       ist und sowohl [1][Baerbock] als auch [2][Scholz] ihre Antrittsbesuche in
       Paris, Brüssel und Warschau hinter sich haben: Möglicherweise geht es doch
       gut. Zumindest zum Auftakt hat sich der Kanzler offenbar vorgenommen, der
       [3][Außenministerin] Raum zu lassen. Ihre Akzentsetzung hat er zwar nicht
       aktiv unterstützt, aber immerhin auch nicht bei erster Gelegenheit wieder
       eingeglättet.
       
       Allerdings hat es in der zweiten Reihe erste Rangeleien gegeben. Sie gehen
       aus von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, der schon am Tag des
       Regierungsantritts klarstellen wollte, dass die Außenpolitik am Ende im
       Kanzleramt gemacht werde. Scholz aber, dem aus Hamburger Regierungszeiten
       doch eigentlich eine gewisse Herrschsucht nachgesagt wird, bleibt ruhig.
       Baerbocks erste vorsichtigen Initiativen – die Zweifel an Nord Stream 2
       etwa oder die freundliche Kritik an Polens überharten Grenzschutzmaßnahmen
       – ließ er während seiner Antrittsbesuche in den letzten Tagen einfach mal
       stehen.
       
       Wenn es bei diesem Stil bleibt, könnte die Koalition eine produktive Form
       der Arbeitsteilung entwickeln. Offen bleibt erst mal aber eine Frage: Wer
       würde in dieser Formation die friedenspolitischen Akzente einbringen? Für
       die Lösung internationaler Konflikte braucht es die nämlich ebenso wie
       offene Worte. Zu Abrüstung und Ähnlichem war von der Außenministerin in
       ihren ersten Tagen im Amt aber wenig zu hören.
       
       13 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /G7-Treffen-in-Liverpool/!5821750
   DIR [2] /Kanzler-Olaf-Scholz-in-Polen/!5821837
   DIR [3] /Bundesaussenministerin-Baerbock/!5818699
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
       ## TAGS
       
   DIR Annalena Baerbock
   DIR Olaf Scholz
   DIR Außenpolitik
   DIR Rolf Mützenich
   DIR Ampel-Koalition
   DIR GNS
   DIR Annalena Baerbock
   DIR Olaf Scholz
   DIR Annalena Baerbock
   DIR Annalena Baerbock
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Außenministerin Baerbock in Schweden: Gespräche über atomare Abrüstung
       
       Die neue Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist nach Stockholm
       gereist. Sie will dort „neue Impulse“ in der Abrüstungspolitik erreichen.
       
   DIR Kanzler Olaf Scholz in Polen: Differenzen bekräftigt
       
       Bundeskanzler Scholz hat in Warschau seinen polnischen Kollegen Morawiecki
       getroffen. Nicht nur in puncto EU und Russland sind sie unterschiedlicher
       Meinung.
       
   DIR Bundesaußenministerin Baerbock: Zwischen allen Stühlen
       
       Die neue Außenministerin muss gleich mehrere Hürden zum Amtsantritt nehmen.
       EU-interne und globale Konflikte warten auf Annalena Baerbock.
       
   DIR Deutsche Außenpolitik: Die EU zurück aufs Spielfeld holen
       
       Die neue deutsche Außenministerin erbt mehrere Krisen. Die Abstimmung mit
       europäischen Partnern wird dabei kniffelig.