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       # taz.de -- Notaufnahme für Hypochonder: Die Corona-Putzfrau
       
       > Als Hyper-Hypochonder bin ich regelmäßiger Besucher der Notaufnahme im
       > Krankenhaus. So weit, so gut. Bis ich Ayse dort traf.
       
   IMG Bild: Die Notaufnahme war völlig leer. Offenbar traute sich wegen Corona niemand mehr rein
       
       „Eminanim, ich muss unbedingt zum Notarzt. Ich habe meinen Geschmackssinn
       verloren. Heute Abend schmeckt mir der Döner wie Sushi. Ich habe mit
       Sicherheit Corona!“
       
       „Osman, als erfahrener Hypochonder musst du doch zugeben, dass Corona aus
       dir einen noch größeren Hypochonder gemacht hat. Einen hysterischen
       Hyper-Hypochonder“, meckert meine Frau.
       
       „Aber du siehst doch selber mit eigenen Augen, dass ich andauernd
       irgendwelche bösen Corona-Symptome bekomme.“
       
       „Und rein zufällig bekommst du diese ganzen Symptome mit Vorliebe immer um
       Mitternacht, am Wochenende, zu Weihnachten oder an Silvester und rennst zum
       Notarzt.“
       
       Das stimmt. Und dank meiner Erfahrung als regelmäßiger Notarztbesucher weiß
       ich auch, dass solche Besuche mitten in der Nacht nichts als russisches
       Roulette sind. Es kommt sehr selten vor, dass ich im Krankenhaus
       tatsächlich den passenden Arzt für meine aktuelle Krankheit erwische.
       Ehrlich gesagt, so viel Glück hatte ich noch nie!
       
       Mal ging ich mit starken Magenschmerzen zum Notarzt und fand dort einen
       Orthopäden. Danach waren meine Knieschmerzen weg, aber die Magenschmerzen
       blieben. Mal fuhr ich um 3 Uhr ins Krankenhaus, um meinen Herzinfarkt
       behandeln zu lassen. Der Notarzt entpuppte sich als ein Gynäkologe – und
       mein Herzinfarkt als Magenverstimmung.
       
       „Osman, grüß meine Freundin Ayse, falls du sie dort siehst. Sie putzt in
       der Notfallstation“, ruft mir meine Frau hinterher.
       
       Zum Glück traut sich wegen der Coronapandemie kein Mensch mehr ins
       Krankenhaus. Die Notaufnahme ist völlig leer.
       
       „Helfen Sie mir! Ich bin todkrank! Ich habe irgendwelche schlimmen
       Corona-Symptome“, röchele ich und bekomme von der Ärztin sofort eine dicke
       Spritze verpasst.
       
       „Diese Spritze ist gut gegen irgendwelche schlimmen Corona-Symptome“, lacht
       sie.
       
       „Dankeschön. Grüßen Sie bitte die Putzfrau Ayse von mir“, stöhne ich.
       
       „Osman, ich bin doch die Ayse, hast du mich nicht erkannt? Deine Frau hat
       mich eben telefonisch vor dir gewarnt“, lacht sie mit einem dicken
       Mundschutz im Gesicht und der noch dickeren Spritze in der Hand.
       
       „Waaas??? Du bist Ayse, die Putzfrau??? Was war denn in der Spritze drin –
       Domestos?? Bei Allah, ich kriege jetzt sicherlich Corona in Kombination mit
       Tetanus und Tollwut!“
       
       „Osman, mach dir doch nicht gleich in die Hose. Zuerst war ich hier schon
       Putzfrau. Aber wegen Corona wurde ich befördert und wurde Krankenschwester
       und seit einiger Zeit bin ich Notärztin.“
       
       „Gibt es hier außer dir, ich meine, gibt es hier denn gar keine richtigen
       Ärzte, oder was?“, frage ich schockiert.
       
       „Doch, aber die müssen sich um richtige Corona-Patienten kümmern. Für
       solche Hypochonder wie du bin ich zuständig!“
       
       26 Dec 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Osman Engin
       
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