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       # taz.de -- Sicherheitslücke Log4Shell: Warnstufe Rot
       
       > Die Sicherheitslücke Log4jShell gefährdet weltweit Millionen
       > Online-Anwendungen und Apps. Nicht wenige warnen vor drastischen Folgen.
       
   IMG Bild: Auch das Onlinespiel Minecraft ist von der Sicherheitslücke betroffen
       
       Berlin taz | Es passiert nicht oft, dass das Bundesamt [1][für Sicherheit
       in der Informationstechnik (BSI)] eine Schwachstelle mit ihrer höchsten
       Warnstufe Rot versieht. Doch so eine Sicherheitslücke existiert seit dem
       letzten Wochenende. Die Sicherheitslücke Log4Shell gefährdet weltweit
       Millionen Online-Anwendungen und Apps und öffnet damit Hacker:innen die
       Tür in Computersysteme in aller Welt. Es handelt sich um einen fehlerhaften
       Code aus einer Java-Bibliothek namens Log4j. Die Version 1.0 wurde vor fast
       21 Jahren veröffentlicht. Seitdem gehört Log4j zum Standard für sogenannte
       Logging-Beobachtungen: Das Programm protokolliert, wer mit der Software
       arbeitet und wer auf welche Server zugreift. Mit den Daten sollen Fehler
       identifiziert werden.
       
       Die Bibliothek Log4j ist Open Source, also kostenfrei und ohne
       Lizenzgebühren nutzbar. Daher machen es sich Nutzer:innen oft einfach
       und verwenden die Software ohne zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Was
       allerdings bedeutet, dass Hacker:innen schnell Zugang zum System
       bekommen können. Denn Angreifer:innen können ihren eigenen Code in die
       Software einsetzen und somit das System vollständig übernehmen.
       Mittlerweile ist dafür sogar ein eigenes Programm online verfügbar, das den
       Angriffsweg demonstriert. Hacking für Anfänger:innen sozusagen.
       
       Log4j wird weltweit genutzt: Apple nutzt es für seinen Speicherdienst
       iCloud, genauso wie das Onlinespiel Minecraft, Twitter, Amazon oder auch
       der Elektroautohersteller Tesla. Auch das besondere elektronische
       Anwaltspostfach (beA), mit welchem Rechtsanwält:innen ihre Dokumente an
       deutsche Gerichte übermitteln müssen, musste außer Betrieb genommen werden.
       Dort wird nun wieder gefaxt. In unserem Pandemiealltag kommt Log4j oft zum
       Einsatz: Häufig wird es dazu verwendet, den WLAN-Zugang zu verwalten. Kein
       Wunder also, dass das BSI am Samstagabend die Warnstufe Rot ausgerufen hat,
       für eine „extrem kritische IT-Sicherheitslage“.
       
       ## Keine schönen Aussichten
       
       Viele empfinden die Lage als noch dramatischer. Der Chef der
       IT-Sicherheitsfirma Tenable, Amit Yorant, meint, es handele sich um die
       „schlimmste Sicherheitslücke des vergangenen Jahrzehnts“. „Das Internet
       brennt“, findet Adam Meyers, ein hochrangiger Manager der Firma
       Crowdstrike. Die vermuteten Auswirkungen und die derzeitige Faktenlage
       geben ihren drastischen Worten recht, denn diese dürften Monate, womöglich
       Jahre spürbar sein. Dabei können Endnutzer:innen derzeit kaum etwas
       tun, denn Log4j läuft nicht direkt auf ihren Smartphones oder Computern.
       Die jeweiligen IT-Abteilungen sind gefragt. Notfallmaßnahmen wurden am
       Wochenende mittels Zugangsbeschränkungen eingeleitet.
       
       Netzwerke wurden aufgeteilt und segmentiert, damit im Falle eines Angriffs
       nicht das gesamte Unternehmensnetz betroffen ist, Zugriffsrechte wurden
       eingeschränkt. Außerdem muss [2][die Sicherheitslücke schnellstmöglich
       geschlossen werden] und alle Hersteller von Softwareprodukten, die die
       Bibliothek Log4j verwenden, müssen Sicherheitsupdates ihrer Software
       herausgeben. Teilweise ist das schon passiert, andere arbeiten noch an
       ihren Updates.
       
       Die Maßnahmen und Auswirkungen werden alle Nutzer:innen zu spüren
       bekommen. Entweder weil Onlineservices vorübergehend abgeschaltet oder
       tatsächlich ganze Netzwerke gekapert werden. Die ersten Angriffe wurden
       bereits gemeldet und auch vom BSI bestätigt. Ein Teil dieser stammen von
       Sicherheitsexpert:innen, die überprüfen wollen, wo genau das Problem liegt.
       Allerdings wird auch von weltweiten Massenscans berichtet.
       
       Das bedeutet, dass Angreifer:innen das Internet automatisiert
       durchsuchen, um so nach Servern und Anwendungen zu suchen, die Log4j
       benutzen und damit ein leichtes Ziel sind. Auf den ersten Servern wurden
       schon Programme installiert, die sich die Rechenleistung des angegriffenen
       Servers zunutze machen, um Kryptowährungen zu schürfen. Zudem sind sich
       IT-Fachleute darüber einig, dass demnächst einige [3][Computernetze über
       einen Ransomware-Angriff lahmgelegt werden], wobei die Ransomware über
       diese Sicherheitslücke eingeschleust wird.
       
       [4][Wer sich die Lücke noch in welcher Form zunutze machen wird,] kann
       derzeit nicht final gesagt werden. Fakt ist, dass diese Sicherheitslücke
       potenzielle Täter:innen mit Kusshand nehmen, weil sie die Tür zu sehr
       vielen Daten und Möglichkeiten geöffnet hat. Die Auswirkungen werden
       deutlich größer sein, als ein paar Tage das verstaubte Faxgerät wieder
       herauszuholen.
       
       14 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Malaika Rivuzumwami
       
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