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       # taz.de -- Nach dem Vulkanausbruch auf La Palma: Viel Gas, kaum Geld, wenig Geduld
       
       > Der Vulkan Cumbre Vieja ruht wieder. Zunächst gab es große
       > Hilfsbereitschaft für die Betroffenen, doch jetzt fürchten sie vergessen
       > zu werden.
       
   IMG Bild: Von der Lava verschlucktes Haus auf La Palma, aus dem Spalt davor tritt immer noch Gas aus
       
       Madrid taz | „Es ist irgendwie seltsam“, sagt Pedro Padrón. „Solange der
       Vulkan tätig war, konnten wir nichts machen. Jetzt ist es vorbei, aber die
       Lage hat sich nicht wirklich verändert“, fügt der 53-jährige Bananenbauer
       hinzu, dessen Land auf der anderen Seite der riesigen Lavaströme liegt.
       
       Die haben seit dem 19. September den Südwesten der Kanareninsel La Palma
       zweigeteilt. Seit nunmehr elf Tagen ruht der Vulkan. An Weihnachten
       erklärten die Behörden den Vulkan Cumbre Vieja nach 85 Tagen für endgültig
       erloschen.
       
       Es steigen zwar weiter [1][Gase] aus einigen der elf Schlote auf, aber der
       Vulkan spuckt keine Lava und keine Steine mehr aus. Insgesamt wurden 1.219
       Hektar Land von den Lavaströmen, die bis ins Meer gelangten, verschüttet.
       1.576 Gebäude wurden zerstört, davon 1.345 Wohnhäuser, 6.000 weitere wurden
       zum Teil schwer beschädigt.
       
       Es war der schlimmste Ausbruch, den die Kanaren seit Menschengedenken
       erlebt haben. Und kein Vulkan hat in den letzten 100 Jahren in Europa so
       viele Unheil angerichtet, wie der Cumbre Vieja.
       
       7.000 der 85.000 Inselbewohner mussten evakuiert werden. Ein Großteil von
       ihnen hat alles verloren. Die Gesamtschäden an den Häusern, der
       Infrastruktur und der Landwirtschaft werden auf über 900 Millionen Euro
       geschätzt.
       
       Bananenbauer Padrón schickt per Whatsapp Fotos und ein Video. Im
       Hintergrund ist der über 1.100 Meter hohe Berg aus Lava, Geröll und Asche
       zu sehen, der in nur drei Monaten entstand; im Vordergrund verdorrte
       Bananenstauden.
       
       „Wir können nur schwer aufs Feld“, erklärt er. Stundenlange Umwege sind
       notwendig. Und jeden Tag entscheiden die Behörden auch jetzt noch, ob die
       Bauern überhaupt auf ihre Äcker dürfen. „Das Problem sind die Gase, die
       nach wie vor aufsteigen“, sagt Padrón.
       
       Nicht nur die Straßen der Region, auch Leitungen zur Bewässerung wurden von
       der Lava unterbrochen. Die in aller Eile eingerichtete Entsalzungsanlage
       lieferte nicht genug Wasser für die Landwirtschaft. „Immerhin konnte ich
       die Folienzelte retten“, tröstet sich Padrón.
       
       Als der Vulkan erlosch, versprachen der Chef der Regionalregierung, Ángel
       Víctor Torres, sowie der Spaniens Premier Pedro Sánchez mehr schnelle
       Hilfe. „Einige Hilfsgelder sind tatsächlich bei den Landwirten angekommen“,
       sagt Padrón. Die Bananenbauern hätten als erste Hilfen aus Brüssel und
       Madrid kassiert. Bei denen, die ihre Häuser verloren, sieht es aber viel
       schlechter aus.
       
       Die privaten Spenden aus ganz Spanien kommen ebenso zögerlich zu den
       Bedürftigen wie die versprochenen Staatshilfen. Padrón nahm Angehörige auf,
       die ihr Haus verloren haben – darunter Schwager Goyo Cordobés und die
       Schwiegermutter. Ihre Häuser standen da, wo jetzt eine meterdicke
       Lavaschicht das Bild bestimmt.
       
       „Wir warten und warten. Ich hoffe, dass jetzt endlich was geschieht“,
       erklärt Cordobés. Doch zu groß ist die Not allerorten, als das die selbst
       organisierte Solidarität dies bewältigen könnte.
       
       Kaum jemand auf der Insel kennt nicht jemanden, der vom Vulkanausbruch
       betroffen ist. „Geduld ist das Einzige, was uns bleibt“, sagt er und ist
       doch kurz davor sie zu verlieren.
       
       Schwager Padrón befürchtet, dass die Opfer bald vergessen werden: „Solange
       der Vulkan tätig war, schauten alle auf uns. Aber jetzt, was wird jetzt
       passieren?“
       
       Die beiden Familien werden an diesem Montag dabei sein, wenn sich die vom
       Vulkanausbruch Betroffenen vor dem Rathaus der wichtigsten Gemeinde Los
       Llanos de Aridane versammeln, Dann wollen sie „eine sofortige Verteilung
       der Hilfsgelder und Spenden“, „eine schnelle Lösung der Wohnungsfrage“
       sowie „eine Einbindung der Bevölkerung in die Entscheidungen“ für den
       Wiederaufbau fordern.
       
       26 Dec 2021
       
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