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       # taz.de -- Handel mit dem Energieträger: Mit Wasserstoff an die Börse
       
       > Energiewende an der Börse: Der Leipziger Handelsplatz arbeitet an einem
       > Preisindex, der ab 2022 Transaktionen mit Wasserstoff abbilden soll.
       
   IMG Bild: Wasserstofftank in einer Versuchsanlage von Siemens in Dubai
       
       Freiburg taz | Die Leipziger Energiebörse EEX will Transparenz im
       Wasserstoffmarkt schaffen. Wie eine Sprecherin bestätigte, soll im
       kommenden Jahr ein Wasserstoff-Index aufgelegt werden. Er soll die Preise
       spiegeln, die Marktteilnehmer bilateral beim Verkauf des Energieträgers im
       Großhandel vereinbaren. Langfristig dürfte an der EEX auch ein Börsenhandel
       mit Wasserstoff etabliert werden. Transparente Handelsmärkte seien
       „Schlüsselinstrumente [1][für eine erfolgreiche Entwicklung der
       Wasserstoffwirtschaft]“, hieß es von Unternehmensseite.
       
       Der Leipziger Handelsplatz [2][wurde als Strombörse gegründet]. Das
       Unternehmen hat für vielfältige Sektoren wie Erdgas, CO2-Emissionsrechte,
       Frachtprodukte, Metalle, Biomasse und Agrarprodukte Terminmärkte etabliert
       und Preisindizes geschaffen. Der derzeit populäre Energieträger passt
       angesichts der europäischen und diverser nationaler Wasserstoffstrategien
       gut ins Portfolio.
       
       Details zu dem neuen Index sind allerdings noch nicht bekannt. Weder steht
       bisher fest, in welchem Turnus die Kennziffer aus allen vorliegenden
       Wasserstoff-Transaktionen festgestellt werden soll, noch ist klar, in
       welchem Maße eine regionale Differenzierung der Preise vorgenommen wird.
       Als naheliegend gilt in der Energiewirtschaft für den Start ein Index, der
       einmal pro Woche errechnet wird.
       
       Die Frage, ob es eine Differenzierung des Wasserstoffs nach Art der
       Herstellung geben soll, ist auch noch nicht beantwortet. In der Debatte
       über den Wasserstoff hat sich eine virtuelle Farbenlehre etabliert. Dazu
       gehören der „grüne“ Wasserstoff, der mit Strom aus erneuerbaren Energien
       erzeugt wird, und der „graue“ aus fossilen Energien. Eine wichtige Rolle
       könnte der „blaue“ Wasserstoff spielen, der zwar aus Erdgas erzeugt wird,
       doch wird in diesem Fall das dabei anfallende CO2 aufgefangen.
       
       ## Aufbau liquider Wasserstoffmärkte
       
       Die Leipziger Börse ist auch am Aufbau des ersten europäischen
       Herkunftsnachweisregisters für Wasserstoff beteiligt, das den Namen
       CertifHy trägt. Die EEX propagiert ein System, das den Handel der
       physischen Ware Wasserstoff von einem parallel stattfindenden Handel mit
       Herkunftsnachweisen trennt. Damit ermögliche man den Aufbau liquider
       Wasserstoffmärkte, so die Energiebörse. Auf diese Weise könnten Kunden
       unabhängig von ihrem physischen Bezug von „grünem“ Wasserstoff mit dem Kauf
       von Herkunftsnachweisen zum Aufbau einer klimafreundlichen
       Wasserstoffproduktion beitragen.
       
       Ein vergleichbares Verfahren wird im Strommarkt mit dem Handel von
       Herkunftsnachweisen praktiziert, doch ist diese Praxis auch dort nicht
       unumstritten. Mitunter wird sie als „Greenwashing“ betrachtet, weil
       Verbraucher auch ohne eine direkte Handelsbeziehung zu einem
       Ökostromerzeuger ihren Strommix durch den ergänzenden Kauf von
       Grünstromzertifikaten als ökologisch bezeichnen können.
       
       7 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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