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       # taz.de -- 5 Jahre Breitscheidplatz-Anschlag: Die Opfer im Stich gelassen
       
       > Die Betroffenen des Breitscheidplatz-Anschlags beklagen mangelnde
       > Aufklärung – sie haben Recht. Die Ampel steht in der Pflicht, ihnen zu
       > helfen.
       
   IMG Bild: Kerzen erinnern auf dem Berliner Breitscheidplatz an den Anschlag vor fünf Jahren
       
       Es bleibt ein tiefer Einschnitt in diesem Land, auch wenn er für viele
       schon recht fern wirkt. [1][Vor fünf Jahren ermordete der Islamist Anis
       Amri] in Berlin zwölf Menschen, ein weiterer Verletzter verstarb vor
       wenigen Wochen. Der Anschlag vom Breitscheidplatz bleibt das schwerste
       islamistische Attentat auf deutschem Boden. Und er traf Menschen, [2][deren
       Namen viel zu schnell vergessen wurden]: Anna Bagratuni, Georgiy Bagratuni,
       Sebastian Berlin, Nad’a Čižmár, Dalia Elyakim, Christoph Herrlich, Klaus
       Jacob, Angelika Klösters, Dorit Krebs, Fabrizia Di Lorenzo, Lukasz Urban,
       Peter Völker, Sascha Hüsges. Dazu gibt es dutzende Verletzte, deren Leben
       teils bis heute ruiniert ist. All dies aus menschenverachtendem, blankem
       Hass.
       
       Das Attentat geschah in der Hochphase islamistischen internationalen
       Terrors. Heute scheint dieser weit weg. Der „Islamische Staat“ ist in
       Syrien und Irak zurückgeschlagen, größere Anschläge blieben hierzulande
       zuletzt aus. Aber die Sicherheit trügt. Noch immer zählt die Polizei
       [3][552 Gefährder in diesem Land], denen Anschläge zugetraut werden. Noch
       immer setzt der „IS“ seine Propaganda fort, die aufgestachelte Einzeltäter
       aufgreifen. So wie der syrische Islamist, der [4][im Oktober 2020 in
       Dresden einen Homosexuellen erstach] – und dies bis zum Schluss vor Gericht
       verteidigte. Auch dies eine fast vergessene Tat.
       
       Es ist richtig, dass die neue Bundesinnenministerin Nancy Faeser den
       [5][Rechtsextremismus prioritär bekämpfen] will – hier lauert die derzeit
       größte Gefahr. Und dennoch darf auch der Islamismus keinesfalls aus dem
       Blick geraten. Das eine zu tun, darf nicht heißen, das andere zu lassen.
       
       ## Die Klagen der Betroffenen schmerzen
       
       Was schmerzt, sind die Klagen der Betroffenen, auch fünf Jahre nach der
       Tat. [6][Therapien würden ihnen verweigert], Traumata nicht anerkannt,
       Begutachtungen liefen wie Verhöre. Wie kann das sein? Die Betroffenen
       dürfen nicht ein zweites Mal zum Opfer werden. Dazu beklagen diese zurecht,
       dass zentrale Fragen zum Anschlag bis heute ungeklärt sind – allen voran,
       die nach dem [7][Helfernetzwerk Amris]. Schuld daran ist auch das Mauern
       der Sicherheitsbehörden, die Verantwortungen hin und herschoben, statt die
       versprochene Aufklärung einzulösen.
       
       Faeser versprach am Sonntag, zu offenen Fragen werde man weiter nach
       Antworten suchen. Nichts werde unter den Teppich gekehrt. Und auch
       Bundespräsident Steinmeier versicherte beim Gedenken, der Staat habe die
       Pflicht, bei neuen Erkenntnissen weiterzuermitteln und Fehler auszuräumen,
       die dazu beitrugen, dass der Anschlag nicht verhindert wurde. Die hat er.
       Denn eine bittere Erkenntnis der Aufklärung ist, dass Amri zu stoppen
       gewesen wäre, wenn ihn die Behörden richtig verfolgt hätten.
       
       Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass in der neuen Ampel-Regierung mit den
       Grünen und der FDP nun zwei Parteien sitzen, die bisher in dem Komplex auf
       Aufklärung pochten. Auch verkündete die Ampel einen besseren Umgang mit
       Terroropfern und mehr Hilfen für diese. Die neue Regierung hat hier nun die
       Chance, etwas Leid zu lindern. Nein, die Pflicht.
       
       19 Dec 2021
       
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