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       # taz.de -- Künftiger Präsident der Bundesbank: Kein großer Schaden
       
       > Der neue Bundesbank-Chef Nagel ist ein finanzpolitischer Hardliner.
       > Schlimm ist das aber nicht: Die Behörde hat ihre Macht längst an die EZB
       > verloren.
       
   IMG Bild: Kontinuität der Hardliner: Der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel und sein Vorgänger Jens Weidmann
       
       Der neue Bundesbankpräsident [1][Joachim Nagel] ist langjähriges
       SPD-Mitglied, doch das hat gar nichts zu sagen. Die Bundesbanker führen ein
       selbstbewusstes Eigenleben, wie bisher alle Kanzler feststellen mussten.
       Schließlich ist die Bundesbank offiziell unabhängig und wird nicht
       demokratisch kontrolliert.
       
       Nagel hat dieses Selbstbewusstsein tief verinnerlicht, denn er ist ein
       Eigengewächs der Bank. Nach seiner Promotion als Volkswirt hat er sein
       gesamtes Berufsleben bei der Bundesbank verbracht – wenn man von zwei
       kurzen Ausflügen absieht, die ihn zur staatlichen Förderbank KfW und zur
       Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) führten.
       
       Nagel gilt als ein „Falke“, wie es auch [2][sein Vorgänger Jens Weidmann
       war]. Sein Fixpunkt ist der [3][Vertrag von Maastricht], der den einzelnen
       Eurostaaten nur einen Schuldenstand von maximal 60 Prozent der
       Wirtschaftsleistung zugesteht. Dieser Dogmatismus wird noch gefährlich.
       Denn viele Eurostaaten können ihre Schulden nicht zurückzahlen, die sie zu
       Coronazeiten aufgehäuft haben. Heftiges Sparen würde direkt in eine schwere
       Rezession führen, an der der Euro zerbricht.
       
       Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass Kanzler Scholz und Finanzminister
       Lindner gar keine andere Wahl hatten, als einen „Falken“ zu berufen. Denn
       die ganze Bundesbank besteht fast nur aus Hardlinern. In Frankfurt hat man
       es noch immer nicht verkraftet, dass die eigene Macht dahin ist, seitdem es
       den Euro und die EZB gibt. Hätten Scholz und Lindner einen vernünftigen
       Makroökonomen als Chef installiert, hätten die unteren Etagen in der
       Bundesbank ständig quergeschossen.
       
       Zudem ist der Schaden sowieso nicht groß, eben weil die Bundesbank ihre
       Macht verloren hat. Im EZB-Rat hat Nagel nur eine von 19 Landesstimmen.
       Recht gefahrlos konnte die Ampel daher die konservativen Medien und
       Geldtheoretiker beruhigen, indem sie sich für einen Falken entschieden hat.
       Diese Dialektik ist keineswegs neu: Kanzlerin Merkel folgte schon dem
       gleichen Kalkül, als sie Nagels Vorgänger Weidmann berief.
       
       20 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Nagel
   DIR [2] /Bundesbankpraesident-Weidmann-hoert-auf/!5809892
   DIR [3] https://www.europarl.europa.eu/about-parliament/de/in-the-past/the-parliament-and-the-treaties/maastricht-treaty
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike Herrmann
       
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