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       # taz.de -- Spannungen im Ukraine-Konflikt: Bühne für Putin
       
       > Hauptsache, endlich wieder als Großmacht wahrgenommen werden. Für
       > Wladimir Putin war das Ukraine-Gespräch mit Biden ein Erfolg.
       
   IMG Bild: Mai 1991, Präsident Gorbatschow in Kasachstan. Am 8. Dezember 1991 war die Sowjetunion Geschichte
       
       Erst Ende letzter Woche einigten sich die USA und Russland auf ein
       Blitztreffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und
       US-Präsident Joe Biden. Auf der Tagesordnung am Dienstag stand ein
       vermeintlich drohender Einmarsch Russlands in die Ukraine. [1][Wladimir
       Putin] hatte Joe Biden durch massiven Aufmarsch Moskauer Truppen an der
       Grenze zum Nachbarn zu einem Treffen genötigt, wenn auch nur virtuell.
       
       Um das Positive vorwegzunehmen: Das Gespräch fand statt. Beide Präsidenten
       wissen, was bei einer militärischen Intervention passiert. Nicht unwichtig
       war indes für den Kremlchef der Austausch mit dem US-Präsidenten auf
       Augenhöhe. Um die Wahrnehmung als Großmacht geht es dem Kreml. Daher macht
       er mehr Lärm als China, auf das sich Washington eigentlich konzentrieren
       möchte.
       
       Zufriedenheit und Genugtuung waren Putin also schon vor dem Gespräch
       anzusehen. Konkrete Ergebnisse waren jedoch nicht zu erwarten. Darum ging
       es Wladimir Putin auch nicht. Russland stand für einige Zeit wieder im
       Zenit der politischen Aufmerksamkeit. Der Austausch mit Biden holte die USA
       als Verhandler an den Tisch zurück und wies dem Normandie-Format mit Paris
       und Berlin die kalte Schulter. Dieses Ziel hat Putin erreicht.
       
       ## Was will Moskau bezwecken?
       
       Forderungen an die Nato sollten juristische Garantien für die
       Nichtausweitung des Bündnisses geben und die Aufnahme der [2][Ukraine] und
       Georgiens ausschließen. Natürlich weiß der Kreml, dass derartige Zusagen
       nicht gemacht werden können, denn sie verstoßen gegen das Regelwerk: Jedes
       beitrittswillige Land ist frei, sich selbst um eine Aufnahme in die Nato zu
       bemühen.
       
       Es ist dieses künstliche Bedrohungsszenario, mit dem der Kreml manövriert.
       Natürlich steckt dahinter der Wunsch, die Welt wieder in Interessenssphären
       einzuteilen, in Anlehnung an das Abkommen der Konferenz von Jalta 1945.
       
       Wohl gemerkt: eine Aufnahme der Ukraine in die Nato steht in den nächsten
       Jahren ohnehin nicht in Aussicht. Was will Moskau also gerade bezwecken?
       International für Unruhe sorgen und so von innenpolitischen Problemen
       ablenken?
       
       [3][Joe Biden] versprach, im Bedarfsfall US-Truppen an der Grenze zu
       Russland im Baltikum zu verstärken. Moskau hätte damit erreicht, was es
       wollte, um sein Narrativ der Bedrohung am Laufen zu halten.
       
       8 Dec 2021
       
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