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       # taz.de -- Anti-Rassismus im Fußball: Sieg am grünen Tisch
       
       > Der Fußballverband NOFV hatte dem Club TeBe verboten, für Opfer rechter
       > Gewalt zu werben. Nach Streit und Kritik ändert der Verband die
       > Spielordnung.
       
   IMG Bild: Stimmung dürfte nach der Änderungen der Vorschriften gut sein: TeBe-Fans feiern
       
       Berlin taz | Am Ende liest es sich doch ein bisschen wie: In your face,
       Nordostdeutscher Fußballverband (NOFV)! Der Verein Tennis Borussia Berlin
       und die Amadeu Antonio-Stiftung haben ihren Streit mit dem NOFV beigelegt.
       Der Verband hat seine Vorschriften für Trikotwerbung nach viel öffentlicher
       Kritik geändert: Nun sind dort auch politische Botschaften erlaubt,
       insofern sie sich gegen Diskriminierung und Gewalt richten.
       
       Hintergrund: Der Viertligist im Männerfußball Tennis Borussia Berlin, kurz
       TeBe, hatte aus der Not eine Tugend gemacht und wollte im August nach
       erfolgloser Sponsorensuche auf den Trikots für eine gute Sache werben:
       Cura, den Opferfonds für Betroffene rechter Gewalt der Amadeu
       Antonio-Stiftung. Einen Sponsor hat der Verein dadurch zwar nicht gewonnen,
       dafür aber viele Sympathien.
       
       Weniger begeistert von der Aktion war der NOFV, der die Werbung für die
       Unterstützung von Opfern rechter Gewalt mit hanebüchener Begründung
       untersagte: „Eine bestimmte Gruppe von Menschen“ könne sich vom Sponsor
       provoziert fühlen – „Werbung für politische Gruppierungen und mit
       politischen Aussagen“ würden nicht genehmigt. Entsprechend viel Kritik gab
       es am Fußballverband.
       
       Trotzdem hat der NOFV stolze vier Monate gebraucht, um die Vorschriften für
       Trikotwerbung zu ändern – auch nach Gesprächen mit TeBe und dem ebenfalls
       betroffenen Verein Babelsberg 03. Ebenso habe man sich mit dem
       Antidiskriminierungsbeauftragten, im Spielausschuss und im Präsidium
       darüber beraten. In Folge habe man die Vorschrift präzisiert, wie es in
       einer [1][Mitteilung des NOFV vom Donnerstag] heißt.
       
       ## Politische Aussagen erlaubt, wenn sie für Toleranz werben
       
       In der neuen Fassung der Spielordnung steht nun: Werbung für politische
       Gruppierungen oder mit politischen Aussagen sei nicht gestattet, „es sei
       denn, die Werbung ist dazu geeignet, rassistischen, verfassungs- und
       fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie anderen homophoben, diskriminierenden
       oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entgegenzuwirken …“ In
       Zweifelsfällen entscheide darüber das geschäftsführende Präsidium. Die
       Regelung gelte ab sofort.
       
       Umso triumphaler klang die [2][Pressemitteilung von TeBe Berlin] zur
       Angelegenheit: „Wir sind bis heute der festen Überzeugung, dass die
       Unterstützung Betroffener rechter Gewalt keine links- oder rechtspolitische
       Meinungsäußerung ist, sondern einer der Grundpfeiler unserer demokratischen
       Zivilgesellschaft. Personen, die sich von dieser Unterstützung provoziert
       fühlen, sind weder auf unseren Plätzen willkommen noch sonst irgendwo“,
       heißt es dort. Aber natürlich bedanke man sich auch beim NOFV, der
       schließlich dem Vorschlag, die Spielordnung zu ändern, „mit einer
       nachhaltigen und eindeutigen Verbesserung nachgekommen ist“.
       
       Auch Robert Lüdecke von der Amadeu Antonio-Stiftung bedankte sich für die
       Entscheidung, wenngleich er auch Kritik am NOFV übte: „Die Entscheidung kam
       spät und leider erst nach großem öffentlichen Druck aus Fußball-Szene und
       Zivilgesellschaft.“ Es gelte nun auch umgekehrt, Rechtsextremismus im
       Stadion sowie rassistische Entgleisungen zu ahnden. „Das passierte in der
       Vergangenheit leider nicht konsequent genug“, so Lüdecke.
       
       Einen Umweg, um für Betroffene rechter Gewalt zu werben, hatte TeBe
       zwischenzeitlich trotzdem gefunden: Er hatte kurzerhand für das
       [3][Frühstückscafé Tekiez] geworben, dem ehemaligen Imbiss „Kiez-Döner“ in
       Halle an der Saale, der im Oktober 2019 von einem Rechtsterroristen
       angegriffen wurde, der dort den Gast Kevin Schwarze erschoss. Mittlerweile
       ist der Imbiss in ein Café umgewandelt. Diesen Sponsor wolle man aus
       Solidarität zunächst beibehalten, jedenfalls bis ein neuer Hauptsponsor
       gefunden ist.
       
       10 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nofv-online.de/index.php/aktuelles-leser/nofv-praezisiert-vorschriften-zur-trikotwerbung.html
   DIR [2] https://www.tebe.de/beitraege/position-beziehen-nofv-aendert-spielordnung/
   DIR [3] /Antisemitischer-Anschlag-von-Halle/!5803902
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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