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       # taz.de -- Konflikt zwischen Iran und Fußballer: Ein Fläggchen, das verärgert
       
       > Der Ex-HSV-Spieler Mahdavikia trug ein Trikot mit über 200 Länderflaggen
       > – darunter auch die von Israel. Im Iran könnte ihm das den Job kosten.
       
   IMG Bild: Mehdi Mahdavikia hat ein Trikot mit der Flagge Israels getragen, dafür wird er im Iran kritisiert
       
       Berlin taz | Klitzeklein war das israelische Fähnchen nur, das der einstige
       iranische Fußballheld Mehdi Mahdavikia auf seinem Trikot trug. Schließlich
       mussten noch 210 weitere Mitglieder des Weltfußballverbands Platz finden
       auf dem Hemd, das sich der 44-Jährige für ein Spaßspiel der Fifa beim
       [1][Arab Cup in Katar] vor Weihnachten überzog. „Heute Nacht vereinen wir
       die arabische Welt mit der ganzen Welt“, hatte Fifa-Boss Gianni Infantino
       vor dem Anpfiff den betagten Fußballlegenden, zu denen auch Lothar Matthäus
       zählte, salbungsvoll verkündet und viel Vergnügen dabei gewünscht.
       
       Dass das Weltverbessern auch für den Fußball keine so profane Angelegenheit
       ist, zeigt diese Geschichte. Weil das Tragen des kaum zu erkennenden
       nationalen Symbols mit dem Davidstern in den Augen iranischer Machthaber
       einer Anerkennung des Staates Israels gleichkommt, was der Regierung ein
       Dorn im Auge ist, hat Mahdavikia nun ein großes Problem.
       
       Die iranische Nachrichtenagentur Ilna spekulierte am Montag, dieser
       Seniorenkick könne Mahdavikia sein Amt als iranischer
       Nachwuchsnationaltrainer kosten. Im September wurde ihm erst die Aufgabe
       übertragen, ein Team zusammenzustellen, das den Iran nach fast 50 Jahren
       Erfolglosigkeit wieder bei einem olympischen Turnier vertreten kann.
       
       Im Iran traut man Mahdavikia allerhand zu. Sein Treffer bei der Fußball-WM
       1998 beim prestigeträchtigen Sieg gegen die USA (2:1) bescherte ihm nicht
       nur eine Verkürzung des Militärdienstes, sondern auch Legendenstatus. Große
       Verehrung genießt er ebenso bei den Fans des [2][Hamburger SV]. Gerne
       erinnert man sich an die über 200 Spiele des schnellen Außenspielers, zumal
       sie allesamt in der ersten Liga zu bewundern waren. Vor seinem Engagement
       als Nationaltrainer im Iran trainierte er den HSV-Nachwuchs, betrieb
       allerdings nebenbei bereits eine Nachwuchsakademie im Iran.
       
       ## Schon 2009 auf der Seite der Opposition
       
       Zur israelischen Fahne auf seinem Trikot hat er sich bislang nicht
       geäußert. Im Sommer 2017 allerdings hat er mit großem Unverständnis auf den
       Ausschluss von zwei Fußballern aus der iranischen Nationalmannschaft
       reagiert, weil diese mit ihrem griechischen Club Panionios Athen in der
       Europa League gegen Maccabi Tel Aviv gespielt hatten. „Hoffentlich kommt
       mal der Tag, an dem die Politik den Sport in Ruhe lässt“, schrieb er damals
       via Instagram.
       
       Und Mehdi Mahdavikia gehörte 2009 auch zu den sechs iranischen
       Nationalspielern, die bei einem WM-Qualifikationsspiel gegen Südkorea mit
       grünen Bändern aufgelaufen waren, um nach einer verlorengegangenen Wahl den
       damaligen iranischen Oppositionsführer Hossein Mussawi zu unterstützen. Im
       Unterschied zum Machthaber, Hardliner und Holocaustleugner Mahmud
       Ahmadinedschad schlug dieser versöhnlichere Töne an.
       
       Die politischen und sportlichen Eliten im Iran könnten im aktuellen Fall
       die Entlassung des beliebten Mahdavikia umgehen, indem sie auf den
       inoffiziellen Charakter des Spiels verweisen. Andernfalls wäre Fifa-Chef
       Gianni Infantino gefragt, mehr zu tun, als nur salbungsvoll zu reden.
       
       28 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.fifa.com/tournaments/mens/arabcup/arabcup2021
   DIR [2] /Chance-fuer-Nachwuchs-Fussballer/!5814809
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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